Titelverteidiger Ferrer im Wien-Halbfinale gegen Murray

Der Schotte ließ den Aufschlag-Riesen John Isner (USA) vor am Abend sogar schon ausverkauftem Haus, also 8.900 Zuschauern, keine Chance. 6:1,6:3 nach nur 75 Minuten bedeuteten einen Kurzauftritt für den zweifachen Olympiasieger und dreifachen Major-Gewinner. Isner war allerdings von Blasen an der Schlaghand doch ziemlich gehandicapt, musste auch während des Spiels behandelt werden.

„Das hat mir natürlich geholfen, weil er hat mit seiner Vorhand mit nicht so viel Kraft wie üblich schlagen können. So konnte ich die meisten Ballwechsel von der Grundlinie auch diktieren und ihn viel laufen lassen“, sagte Murray sportlich fair. Zudem habe Isner nicht so gut servieren können wie normal.

Ferrer, der schon am späten Donnerstagabend nach einem harten Kampf kurz vor Mitternacht Joao Sousa (POR) niedergerungen hatte, musste gegen Troicki all seine Routine auspacken. „Es war ein sehr hartes Match, und gestern auch. Aber heute hätte ich fast verloren, ich bin sehr glücklich, dass ich gewonnen habe.“

Ob der Titelverteidiger nun sogar sein drittes Wien-Finale en suite erreichen kann, ist aber fraglich. Einerseits, weil er mit Murray den aktuell besten Spieler auf der Tour zum Gegner hat, andererseits weil er selbst alles andere als fit ist. „Ich habe Probleme in meinem linken Bein. Gestern war ich nach dem Match sehr verspannt und heute hatte ich im ersten Satz Krämpfe“, gestand Ferrer.

Es sei zwar nichts Ernstes, aber: „Ich bin halt schon 34 Jahre alt und ich bin einfach schon etwas müde am Ende der Saison.“ Gegen Murray geht er als Außenseiter ins Match, Murray führt im Head-to-Head mit 14:6-Siegen und hat die vergangenen sieben Begegnungen mit dem Spanier gewonnen.

„Es wird ein hartes Match gegen David, das war es immer und er mag die Bedingungen hier“, erwartete Murray für den Samstag. Murray zeigte sich im Übrigen auch von der tollen Stimmung in Wien begeistert: „Das ist nicht immer der Fall, bei vielen Turnieren wird es erst am Wochenende so voll.“

Das zweite Halbfinale beim Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle lautet Jo-Wilfried Tsonga gegen Ivo Karlovic. Der Franzose eliminierte den Bezwinger von Jürgen Melzer, Albert Ramos-Vinolas, mit 6:2,7:6(5). Er trifft nun auf den Kroaten Ivo Karlovic, der zuvor den russischen Aufsteiger Karen Chatschanow in drei Sätzen geschlagen hatte.

„Ich bin wirklich zufrieden, ich habe einige starke Gegner geschlagen. Es macht Spaß auf dem Platz“, freute sich Tsonga, der ohne Satzverlust in die Vorschlussrunde gekommen ist. Er hat damit auch die fünfte Begegnung mit dem Spanier für sich entschieden und sein drittes Saison-Semifinale nach Auckland und Monte Carlo erreicht. Der 31-jährige Franzose hat allerdings 2016 noch kein Endspiel erreicht und hatte auch Schwierigkeiten mit Verletzungen.

Zuletzt hatte der Wien-Sieger von 2011 wegen einer Verletzung im linken Knie auf die Turniere in Metz, Chengdu und Peking verzichten müssen. „Ich fühle mich viel besser. Ich habe meine Aufschlagbewegung geändert und es hat mir sehr geholfen. Ich habe mich seit langer Zeit nicht mehr so gut auf dem Platz gefühlt“, konstatierte Tsonga.

An seine noch theoretischen Chancen, sogar noch den Sprung nach London zu den ATP-Finals zu schaffen, denkt Tsonga „zero“. „Ich müsste dieses und das nächste Turnier gewinnen, und habe noch nie zwei Turniere in Folge gewonnen.“

Für den ganz großen Durchbruch hat es bei dem Publikumsliebling aus Frankreich noch nicht gereicht. Als er vor fünf Jahren in Wien gewonnen hat, hatte er große Pläne. Ob er mit seiner Entwicklung seither zufrieden ist? „Um ehrlich zu sein, nein. Vielleicht spiele ich deshalb auch noch immer. Ich strebe immer noch nach einem großen Titel, größere Sachen in meiner Karriere.“ Immer noch träumt der ehemalige Weltranglisten-Fünfte, vielleicht doch einmal einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen, aber „das ist immer noch ein weiter Weg“.

Schon vor ihm hatte der als Nummer acht gesetzte Karlovic allerdings weit mehr Mühe gehabt, das Semifinale zu erreichen. Das erst 20-jährige Riesentalent aus Russland, Chatschanow, forderte den 37-jährigen 2,11-m-Mann. Karlovic benötigte 2:21 Stunden, ehe er sich mit 6:7(5),7:6(5),6:3 durchsetzte. Im Head-to-Head mit dem Weltranglisten-15. Tsonga führt Karlovic mit 2:1.

Oliver Marach und sein französischer Doppelpartner Fabrice Martin erreichten indes das Doppel-Endspiel. Das Duo rang im Halbfinale die topgesetzte Paarung Jamie Murray/Bruno Soares (GBR/BRA) mit 1:6,6:3,11:9 nieder. Der Finalgegner am Sonntag (11.45 Uhr) wird erst am Samstag ermittelt.

Marach kämpft damit am Sonntag um seinen insgesamt 16. ATP-Doppel-Titel und den zweiten in Wien nach 2009 (damals mit Lukasz Kubot/POL). Allein in diesem Jahr hat er mit Martin in Delray Beach und Chennai triumphiert und die Finali in Shenzhen und Stuttgart erreicht. „Zugetraut haben wir uns das sicher, wir haben heuer jedes Team geschlagen außer Mahut/Herbert gegen die haben wir noch gar nicht gespielt“, sagte Marach, der mit Martin am Vortag auch die als Nummer drei gesetzte Paarung Feliciano Lopez/Marc Lopez ausgeschaltet hatte.

„Ich will dieses Turnier unbedingt gewinnen“, sagte Marach, der ja seinen Wohnsitz seit sieben Jahren mit seiner Frau und Kindern in Panama hat und nur noch sehr selten in Österreich weilt. Es wäre sein insgesamt 16. ATP-Doppel-Titel.

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