FBI wusste wohl offenbar Wochen von neuen Clinton-Mails

© AFP Hillary Clinton

Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf geht es immer verrückter zu: Nun schreibt die „Washington Post“, dass das FBI schon seit Wochen von dem E-Mail-Fund, der Hillary Clinton abermals belasten könnte, wusste. Wie die amerikanische Zeitung aus FBI-Kreisen erfahren haben will, soll die Behörde bereits Anfang Oktober auf die neuen Nachrichten gestoßen sein. Das FBI hatte im Zusammenhang mit anderen Ermittlungen um den Fall des ehemaligen demokratischen Kongressabgeordneten Anthony Weiner, der beschuldigt wird, sexuell anstößige Nachrichten an ein 15 Jahre altes Mädchen geschickt zu haben, neue E-Mails entdeckt, die auch die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten betreffen.

Doch auch wenn einige FBI-Mitarbeiter schon länger von den neuen Erkenntnissen wussten, will Behördenchef James Comey nach eigener Aussage erst am Donnerstag davon erfahren haben. Er habe daraufhin dann direkt am Freitag in einem Brief an führende Kongressmitarbeiter mitgeteilt, dass die Bundesbehörde neue E-Mails entdeckt habe, die aus der Zeit Clintons als Außenministerin (2009-2013) stammten, so Comey. In dem Brief schrieb er vage: „Während einer anderen Ermittlung ist das FBI auf E-Mails gestoßen, die für die Untersuchung relevant sein könnten. Ich habe zugestimmt, dass das FBI Ermittlungen aufnimmt, um diese E-Mails näher zu prüfen und zu entscheiden, ob sie geheime Informationen enthalten. Auch soll eingeschätzt werden, wie wichtig sie für unsere bisherige Untersuchung sind.“

Streit zwischen FBI-Chef und Justizministerin

Nun rätselt ganz Amerika, warum Comey angeblich erst nach mehr als zwei Wochen vom FBI unterrichtet wurde – und die neuen Details erst kurz vor der Präsidentenwahl bekannt wurden. Comey ist Republikaner, galt bisher jedoch weitestgehend unparteiisch in seinem Amt. Im Juli diesen Jahres beendete er die Ermittlungen zu Clintons E-Mail-Affäre, was viele Republikaner vor Wut kochen ließ. Jetzt hat er den Unmut der Demokraten auf sich gezogen. Sie behaupteten, dass er die Wahl mit der Bekanntgabe beeinflusse. Außerdem, so wurde am Samstag bekannt, ging der Ankündigung, dass es neue E-Mails gibt, offenbar ein Streit zwischen dem FBI-Chef und Justizministerin Loretta Lynch voraus.

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Hillary Clinton hatte kurz nach der Veröffentlichung des Briefes auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz in Florida das FBI dazu aufgefordert, alle Informationen offenzulegen. „Lasst uns das aus der Welt schaffen“, sagte sie. Für die demokratische Präsidentschaftskandidatin ist die Vorgehensweise „seltsam“, zumindest aber belastet es ihr ohnehin durch die E-Mail-Affäre angeschlagenes Image. Die besondere Brisanz ist Clinton in jedem Fall bewusst: Es ist die heiße Phase vor der Wahl am 8. November. Keine zehn Tage mehr, dann entscheiden die Bürger der Vereinigten Staaten, ob Clinton oder Donald Trump ihr neues Staatsoberhaupt werden soll. Nachdem die Umfragen seit längerem vielversprechend für Hillary Clinton aussahen, könnte es jetzt doch noch einmal ein enges Rennen um die Präsidentschaft werden.

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FBI-Chef James Comey

43122014 © AP Vergrößern FBI-Chef James Comey

Für ihren Herausforderer kommen die Neuigkeiten indes sehr gelegen. Unter Zurufen seiner Fans (mit dem Slogan „Sperrt sie ein“ ) triumphierte Trump: „Das FBI hat nun endlich den Willen, einen furchtbaren Fehler, den es gemacht hat, zu korrigieren.“

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