Trauerrednerin Antonia Uli Kreis: Der Tod bestimmt ihr Leben

Wenn Antonia Uli Kreis arbeitet, sind andere Menschen tieftraurig.

Was für viele nicht nach einem Traumjob klingt, ist für die Salzburgerin „mehr Berufung denn Beruf“. Die 44-Jährige ist Trauerrednerin auf Beerdigungen. „Der Beruf hat mich gefunden, ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen“, sagt Kreis.

Seit mittlerweile vier Jahren ist die Salzburgerin als Trauerrednerin tätig. Zunächst studierte die 44-Jährige Gesundheitspädagogik und arbeitete als Glückscoach. „Ich habe mich nie mit dem Tod befasst“, sagt Kreis.

Die Krebsdiagnose ihrer besten Freundin änderte dies mit einem Schlag. „Ich habe sie auf ihrem letzten Weg begleitet. Das war ein Wendepunkt.“ Kreis startete eine Hospizausbildung, um künftig besser mit derartigen Schicksalsschlägen umgehen zu können. Im Zuge der Ausbildung kam Kreis mit der Bestattung Jung in der Stadt Salzburg in Kontakt. Wenig später hielt die 44-Jährige auf Vermittlung der Bestatter ihre erste Trauerrede. „Ich hatte unglaublichen Respekt und weiche Knie“, erinnert sich Kreis. Die Rückmeldungen auf die Rede waren durchwegs positiv – aus dem ersten Versuch entwickelte sich rasch der Hauptberuf der Salzburgerin. Rund 500 Trauerreden hat Kreis bislang gehalten.

Wie geht Antonia Kreis vor, wenn sie als Rednerin engagiert wird? Zunächst trifft sich die studierte Pädagogin mit Angehörigen des Verstorbenen. In einem Gespräch versucht Kreis, die Persönlichkeit des Toten zu erfassen. „Es geht darum, was die Person ausgemacht hat“, sagt die Trauerrednerin.

Die gut 30-minütigen Reden der Salzburgerin beschränken sich somit nicht auf das bloße Nennen biografischer Eckdaten. „Ich erzähle gerne persönliche Anekdoten. Bei meinen Trauerreden darf schon hin und wieder geschmunzelt werden“, sagt Kreis. Ein herzliches Auftreten ist der 44-Jährigen auch bei Begräbnissen wichtig. „Die Angehörigen schätzen es, dass eine lebensbejahende Frau vor ihnen steht.“

Mehrere Stunden feilt die Salzburgerin an einer Trauerrede. Die Angehörigen des Verstorbenen dürfen die Rede nicht im Vorhi nein lesen. Dies wäre, sagt Kreis, zu belastend. „Keiner soll sich in der Trauerphase fragen müssen, ob man dies oder jenes ,auch wirklich so formulieren‘ darf.“ Nach dem Begräbnis stellt Kreis ihren Kunden einen Ausdruck der Rede zur Verfügung. Auf Wunsch begleitet die Salzburgerin trauernde Angehörige auch nach dem Begräbnis. Kreis ist mittlerweile ausgebildete Trauerpädagogin.

Trotz ihres Arbeitsalltags mit oft belastenden Aspekten versucht die 44-Jährige, ihr fröhliches Wesen zu behalten. „Der Tod nimmt mich in die Pflicht zu leben“, sagt Kreis. Von Kleinigkeiten lasse sie sich schon längst nicht mehr aus der Ruhe bringen, sagt die Pädagogin. „Wirklich wichtig ist es, zu lachen und zu lieben.“

Gänzlich ausblenden kann die Mutter von drei Kindern ihre Arbeit jedoch nicht. Vor zwei Jahren etwa hielt Kreis eine Rede beim Begräbnis eines 17-Jährigen. „Mein Sohn war damals im gleichen Alter. Da gab es daheim einigen Gesprächsbedarf“, erinnert sie sich.

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