Spezialkräfte befreien sechs Stadtviertel – IS zwangsrekrutiert Kinder für den Häuserkampf in Mossul

Spezialeinheiten des irakischen Militärs dringen immer tiefer in die von der Terrormiliz Islamischer Staat gehaltene Stadt Mossul ein. Der IS setzt jetzt wohl auch Kindersoldaten ein.

In der Schlacht um Mossul haben irakische Elitetruppen nach Militärangaben sechs Bezirke im Osten der Großstadt eingenommen. Die Soldaten hätten die Stadtviertel Malajin, Sama, Chadra, Karkukli, Kuds und Karama von der Extremistenmiliz IS zurückerobert, teilte die Armee am Freitag mit. Sie hätten die irakische Flagge über Gebäuden gehisst. Der IS soll schwere Verluste erlitten haben.

Seit dem Morgengrauen stoßen bewaffnete Kämpfer der CTS-Einheiten vom Dorf Gogdschali am östlichen Stadtrand nach Mossul vor. Dennoch leisten die IS-Kämpfer, Beobachtern zufolge, weiter erbitterten Widerstand. Über der Stadt standen schwarze Rauchsäulen, weil Kämpfer die Dschihadisten des Islamischen Staates (IS) Autoreifen angezündet hatten, um die Sicht für Luftangriffe zu beeinträchtigen. Einwohner berichteten, IS-Kämpfer stationierten Artilleriegeschütze und Raketenabschussrampen in Wohnvierteln. Einige wurden demnach in Bäumen versteckt, andere auf Dächern angebracht. Mit einer von einem Gebäude abgefeuerten Rakete hätten sie einen vorrückenden Abrams-Panzer der irakischen Kräfte zerstört. Die Besatzung des Panzers sei offenbar unverletzt aus dem brennenden Gefährt entkommen, hieß es weiter.

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Beobachter bezeichneten die Kämpfe im Osten als die schwersten seit Beginn der Offensive des irakischen Militärs zur Rückeroberung von Mossul vor gut zwei Wochen. Diese zweitgrößte Stadt des Landes ist die letzte Hochburg des ISim Irak. IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi hatte erst am Mittwochabend in einer Audiobotschaft die Kämpfer in Mossul aufgerufen, durchzuhalten und erbitterten Widerstand zu leisten. Auf einem Schauplatz der Kämpfe vom Freitag sahen Beobachter einen Bagger und ein weiteres Fahrzeug des IS fahren, die offenbar mit Sprengstoff beladen und für Selbstmordanschläge gedacht waren.

IS-Miliz rekrutiert Kinder für Kampf um Mossul

Die Extremistenmiliz Islamischer Staat setzt nach UN-Erkenntnissen in der Schlacht um Mossul wohl auch Kinder ein. Die Extremisten hätten die Einwohner in der Ortschaft Hammam al-Alil südlich von Mossul dazu gedrängt, insbesondere Jungen ab einem Alter von neun Jahren an die Kämpfer zu übergeben, sagte eine Sprecherin des UN-Menschenrechtsbeauftragten am Freitag. Dabei handle es sich augenscheinlich um die Rekrutierung von Kindersoldaten.

Schwere Kampfpanzer rücken in das Stadtgebiet von Mossul im Irak vor. (Foto: Reuters)

Zudem hätten die Extremisten in der Region Mossul Hunderte Menschen getötet, darunter 50 Deserteure und 180 ehemalige Regierungsbeschäftigte, sagte die Sprecherin weiter. Etwa 1750 Menschen seien von Hammam al-Alil nach Tal Afar und Mossul gebracht worden, wo sie wohl als menschliche Schutzschilde dienen sollten. Die Extremisten hätten in Tal Afar fast 400 kurdische, schiitische und jesidische Frauen in ihrer Gewalt. Auch bei Luftangriffen sei es zu zivilen Opfern gekommen, sagte die UN-Sprecherin. Demnach kamen im Osten Mossuls vier Frauen ums Leben.

IS-Miliz greift Stadt im Süden von Mossul an

Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) setzen zu einem Entlastungsangriff an und haben eine Ortschaft südlich der umkämpften Großstadt Mossul attackiert. Dabei eroberten sie am Freitag nach Polizeiangaben eine Moschee und mehrere Häuser. Sieben Soldaten und Kämpfer einer schiitischen Miliz wurden getötet. Die Angreifer seien in der Nacht in die Ortschaft Schirkat etwa 100 Kilometer südlich von Mossul eingedrungen, sagte ein Polizist. Die Sicherheitskräfte verhängten eine Ausgangssperre und schickten Verstärkung, um die IS-Kämpfer zurückzuschlagen.

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In seiner Offensive wird das irakische Militär von kurdischen Verbündeten, schiitischen Milizen und Luftangriffen der US-geführten Koalition unterstützt. Seit Dienstag hatten irakische Soldaten erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder Gelände innerhalb der Stadtgrenzen betreten können und kämpfen sich nun langsam vor.

Mossul ist die wichtigste Hochburg der Extremisten im Irak. IS-Chef Abu Bakr al-Bagdadi hatte in der Millionenstadt im Jahr 2014 in einer Moschee ein sogenanntes Kalifat ausgerufen. Die Islamisten sind allerdings unter Druck geraten, weil die irakische Armee mit Hilfe kurdischer und schiitischer Milizen bis auf das Stadtgebiet vorgedrungen ist. Dabei werden sie von einer internationalen Koalition unter Führung der USA mit Luftangriffen unterstützt.

UN: 22000 Iraker durch Kämpfe um Mossul vertrieben

Rund 22000 Menschen sind nach UN-Angaben bislang durch die Kämpfer aus ihren Heimatorten um Mossul vertrieben worden. Etwa die Hälfte von ihnen sei in Lagern untergekommen, der Rest in Gastgemeinden, teilte UN-SprecherStéphane Dujarric am Donnerstag mit. Das Kinderhilfswerk Unicef erklärte, dass unter den Vertriebenen schätzungsweise 9700 Kinder seien. Diese benötigten dringend Hilfe. 

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