Nach Flugzeugabsturz: Torwart droht Verlust beider Beine

Nach dem Absturz eines Flugzeugs in der Nähe von Antioquia in Kolumbien musste dem Ersatztorhüter Jackson Follmann das rechte Bein amputiert werden, auch das linke Bein ist schwer verletzt. Nach Medienberichten droht eine zweite Amputation. Mittelfeldspieler Hélio Zampier Neto erlitt Brüche und ein schweres Schädeltrauma. Der erste Gerettete, Abwehrspieler Alan Ruschel, erlitt Verletzungen an der Wirbelsäule und könnte durch den Unfall querschnittsgelähmt sein. Auch die weiteren Überlebenden – ein Journalist aus Brasilien sowie eine Stewardess und ein Pilot aus Bolivien – erlitten teils schwere Verletzungen. Bei dem Unglück starben 71 Menschen.

Die überlebende Stewardess hat dem Gouverneur des kolumbianischen Departements Antioquia, Luis Pérez, von technischen Problemen kurz vor dem Unglück berichtet. Das sagte der Gouverneur dem Radiosender Caracaol. Er habe im Hospital mit einer überlebenden Stewardess gesprochen. „Das wenige, was sie sagen konnte, war, dass die Lichter 40, 50 Sekunden vor dem Absturz zu flackern begannen und ausgingen“, sagte Pérez. Die Luftfahrtbehörde hatte Treibstoffmangel als eine mögliche Ursache angegeben. Die beiden Flugschreiber konnten bereits geborgen werden und sollen genauen Aufschluss über die Ursache des Unglücks geben.

Das Flugzeug war rund 40 Kilometer vor Medellín, Hauptstadt von Antioquia, in 3000 Meter an einem Berg abgestürzt. Zuvor hatten die Piloten dem Tower technische Probleme gemeldet.

Die Mannschaft des brasilianischen Fußball-Clubs Chapecoense musste auf dem Weg zum Finalhinspiel um den Südamerika-Cup gegen Atlético Nacional aus Medellín zu einem Plan B greifen, weil die brasilianische Luftfahrtbehörde einen Direktflug von São Paulo nach Medellín verweigert hatte. Erst ging es per Flug nach Santa Cruz in Bolivien, von dort mit einem Charterflugzeug vom Typ Avro RJ85 der Gesellschaft Lamia Richtung Medellin. Experten wiesen darauf hin, dass die Reichweite des Flugzeugs nur knapp für diese Distanz reiche. Dass das Flugzeug nicht explodiert sei, könne ein Indiz für Treibstoffmangel sein.

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Papst zeigt Anteilnahme

Den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzten hat Papst Franziskus seine Anteilnahme übermittelt. Der Papst sei tief betroffen, heißt es in zwei Schreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Sie richten sich an den Bischof von Sonson-Rionegro, Fidel Leon Cadavid Marin, und an den Vorsitzenden der Brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Sergio da Rocha. In den Kondolenzschreiben heißt es, Franziskus sei „zutiefst betrübt von der traurigen Nachricht über den tragischen Flugzeugabsturz“. Er bete für die ewige Ruhe des Verstorbenen. „Wir bitten auch, das tief empfundene Beileid Seiner Heiligkeit an die Familien und denen zu übermitteln, die einen Verlust betrauern, zusammen mit Ausdrücken der Zuneigung, der Solidarität und des Trostes, auch an die Verwundeten, die von dem tragischen Ereignis betroffen sind“, heißt es in der vom vatikanischen Staatssekretariat veröffentlichten Kondolenz.

Papst Franziskus wandte sich an die Hinterbliebenen. Bild: SN/APA/AFP/ANDREAS SOLARO

Ungewisse Zukunft des Vereins

Den brasilianischen Spitzenclub Chapecoense erreichten Trauerbekundungen aus aller Welt. Nach dem Tod fast der kompletten Profimannschaft des brasilianischen Fußball-Erstligisten steht der Verein vor einer ungewissen Zukunft. Ein Bündnis von prominenten Erstligateams aus Brasilien brachte eine Art „Lex Chapecoense“ ins Spiel. Traditionsclubs wie Corinthians, Palmeiras und FC Santos schlagen dem Fußballverband vor, dass der Club kostenlos Spieler leihen kann und dass Chapecoense drei Jahre lang nicht aus der Serie A absteigen kann – unabhängig vom Tabellenstand.

Fans des Vereins Chapecoense trauern im Stadion. Bild: SN/GEPA PICTURES

Neben 19 Fußballern starben auch 20 Journalisten, die das Team zum Finalhinspiel der Südamerika-Meisterschaft Copa Sudamericanana bei Atlético Nacional Medellín begleitet hatten. Die Behörden hatten zunächst von insgesamt 75 Toten gesprochen. Weil aber nicht wie lange angenommen 81, sondern nur 77 Passagiere an Bord waren, konnten sie die Zahl auf 71 Tote und sechs Überlebende korrigieren. Die Bergung der Leichen sei abgeschlossen, teilte der Katastrophenschutz mit.

Unter den Opfern befindet sich auch der frühere brasilianische Nationalspieler Mário Sérgio Pontes da Paiva (66). Er reiste als Sportjournalist von Fox Sports mit dem Team nach Medellín. 1983 war Mario Sérgio einer der Bezwinger des Hamburger SV beim 2:1-Sieg von Grêmio Porto Alegre im Weltpokal-Endspiel in Tokio. Im Heimstadion des Clubs im südbrasilianischen Chapecó kam es zu ergreifenden Szenen, Angehörige lagen sich weinend in den Armen, zum Gedenken an die Opfer wurden rote Rosen in die Tornetze gehängt. Tausende versammelten sich in der Arena Condá und zu Gedenkgottesdiensten.

Trauernde in Chapeco. Bild: SN/APA/AFP/NELSON ALMEIDA

Am kommenden Sonntag wäre das letzte Saisonspiel gegen Atlético Mineiro aus

Belo Horizonte gewesen und danach das Rückspiel gegen Atlético Nacional. „Brasiliens Fußball ist in Trauer. Das ist so ein tragischer Verlust“, teilte Fußball-Legende Pelé bei Twitter mit.

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