Italiens Bankenbranche muss viele Probleme lösen

© Bloomberg Nur scheinbar eine Trutzburg: Die Zentrale von Monte dei Paschi in Siena

Auch bei einer Zustimmung zu Renzis Reformprojekt ist die Bankenkrise in Italien nicht abgewendet.

Manche angelsächsischen Analysten sagen eine italienische Bankenkrise voraus, sollte die Volksabstimmung am kommenden Sonntag für den italienischen Ministerpräsidenten schlecht ausgehen. Dagegen meinen einige liberale Fachleute und Kommentatoren, dass den italienischen Banken auf jeden Fall schwierige Zeiten bevorstehen, ganz gleich, wie das Referendum ausgeht. Diese Meinung verbreiten etwa der Kommentator Oscar Giannino und der auf Banken spezialisierte Professor der Mailänder Eliteuniversität Bocconi, Carlo Alberto Carnevale Maffè.

Tobias Piller Folgen:

Grund für diese Annahme ist der Umstand, dass Krisenbanken wie Monte dei Paschi aus Siena die Lösung ihrer Probleme hinausgezögert haben, damit nicht etwa ein Scheitern und zornige Stimmung bei Kleinanlegern die Abstimmung beeinflusst. Nun hat die neue Bankenspitze von Monte dei Paschi im Börsenprospekt für die freiwillige Umwandlung von Obligationen angedeutet, dass im Falle eines „Neins“ in der Volksabstimmung die Rettung der Bank schwierig werde.

Kommentator Giannino sieht in diesem Schritt eine unverantwortliche Erpressung der Wähler. Die Lage von Monte dei Paschi werde sich auch nach einem „Ja“ nicht entscheidend verbessern.

Monte dei Paschi braucht 5 Milliarden

Die toskanische Krisenbank, derzeit das drittgrößte Institut Italiens mit einer Bilanzsumme von 160 Milliarden Euro, kann zwar im gewöhnlichen Geschäft Erträge ausweisen, wird aber erdrückt vom Umstand, dass rund ein Drittel aller Ausleihungen als faule Kredite anzusehen sind. Dafür gibt es nicht genügend Rückstellungen, während die europäischen Bankenaufseher einen beschleunigten Abbau des Berges an faulen Krediten fordern. Dazu braucht Monte dei Paschi eine Kapitalerhöhung von rund 5 Milliarden Euro – falls nicht europäische Sonderprüfer noch mehr faule Kredite finden sollten.

Weil das Institut gerade 8 Milliarden Euro aus zwei Kapitalerhöhungen der vergangenen beiden Jahre verbrannt hat und an der Börse rund 600 Millionen Euro wert ist, wird es nun besonders schwer, 5 Milliarden Euro aufzutreiben.

© reuters Italiens Krisen-Bank warnt vor Milliardenrisiken

Die gerade eingesetzte Bankenspitze um den ehemaligen Investmentbanker Marco Morelli bietet in dieser Woche den Inhabern von Obligationen einen freiwilligen Umtausch in Aktien an. Dafür hat sie bereits die Einwilligung der Versicherung Generali für ein Volumen von 400 Millionen Euro. Insgesamt hofft man auf einen Umtausch von 1 bis 1,5 Milliarden Euro. Der Restbetrag für die Kapitalerhöhung von insgesamt 5 Milliarden Euro soll in der kommenden Woche auf dem freien Markt erzielt werden. Dazu wird in dieser Woche versucht, ein paar Großinvestoren zu gewinnen.

Scheitert der Plan für die Kapitalerhöhung genau in den Tagen nach der Volksabstimmung, müsste ein Teil der insgesamt 13 Milliarden Euro an Obligationen in Aktien umgewandelt werden, mit womöglich kräftigen Verlusten für die Anleger. Weil in Italien entgegen den Vorschriften die durchaus riskanten Obligationen auch an Kleinsparer verkauft wurden, könnte damit großer Zorn unter Anlegern entstehen, ausgerechnet im traditionellen Stammland von Matteo Renzis Demokratischer Partei. Daher fordern verschiedene Politiker der Demokraten, dass die Regierung im Notfall unter Umgehung der europäischen Regeln Monte dei Paschi mit staatlichen Geldern retten müsste.

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