Anschlag von Berlin: Drei Verdächtige in Tunesien gefasst

© AP In einem am Freitag bekannt gewordenen Video schwor der in Mailand erschossene Terrorverdächtige Anis Amri der IS-Miliz die Treue.

Im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Berlin-Attentäter Anis Amri sind in Tunesien drei Verdächtige festgenommen worden. Einer davon sei ein Neffe des 24-Jährigen, welcher in der Nacht zu Freitag von der italienischen Polizei bei Mailand erschossen worden war, wie das Innenministerium am Samstag in Tunis erklärte. Die drei am Freitag gefassten Verdächtigen seien Mitglieder einer „Terrorzelle“, die in Verbindung zu Amri gestanden habe.

Amri ist französischen Medieninformationen zufolge über Lyon und Chambéry nach Italien gelangt. Der Terrorverdächtige habe am vergangenen Donnerstag in Lyon das Bahnticket für Italien gekauft, berichtete die Wochenzeitung „Journal de Dimanche“ mit Verweis auf eine ranghohe Quelle im Pariser Innenministerium.

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Der französische Innenminister Bruno Le Roux hatte am Freitagabend laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bestätigt, um die Fakten in diesem Fall präzise festzustellen. Zur vermuteten Reiseroute von Amri über Frankreich äußerte er sich nicht. „Ich rufe zur größten Vorsicht auf im Hinblick auf Informationen, die zur Zeit zirkulieren“, hatte der Ressortchef dazu gesagt.

Die italienische Nachrichtenagentur Ansa hatte am Freitag gemeldet, dass der Terrorverdächtige aus dem französischen Chambéry nach Turin in der italienischen Region Piemont gekommen war. Von dort habe er einen Zug nach Mailand genommen. Medienberichten zufolge war eine entsprechende Fahrkarte bei seiner Leiche gefunden worden.

Ermittler untersuchen Amris Waffe

Der mutmaßliche Attentäter Anis Amri wurde am Freitag bei Mailand erschossen. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete am Samstag, dass deutsche Ermittler mit ihren italienischen Kollegen in Mailand zusammengekommen seien. Unter anderem soll untersucht werden, ob die Waffe, die Amri bei seinem Tod bei sich getragen und aus der er Schüsse auf zwei italienische Polizisten abgefeuert hatte, dieselbe ist, mit der in Berlin der Fahrer des gestohlenen Lastwagens erschossen wurde.

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Abgelehnte Asylbewerber im November 2015 auf dem Flughafen Leipzig-Halle

43958412 © dpa Vergrößern Abgelehnte Asylbewerber im November 2015 auf dem Flughafen Leipzig-Halle

Die Leiche einer Italienerin, die bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt getötet wurde, ist unterdessen nach Italien zurückgeführt worden. Das Militärflugzeug mit den Eltern der Toten und dem Sarg landete am Samstag auf dem Flughafen Ciampino bei Rom. Auch der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella und Verteidigungsministerin Roberta Pinotti waren bei der Ankunft dabei.

Die Beerdigung der Frau aus Sulmona in den Abruzzen soll am 26. Dezember stattfinden, wie italienische Nachrichtenagenturen weiter berichteten. Die Italienerin war eine von zwölf Menschen, die bei dem Anschlag mit einem Lastwagen am 19. Dezember umkamen.

Bundesinnenminister will schneller nach Tunesien abschieben

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat unterdessen eine schnellere Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern nach Tunesien und in andere nordafrikanische Staaten gefordert. „Wären die Maghreb-Staaten als sichere Herkunftsländer eingestuft, würden Asylverfahren auch bei Tunesiern schneller und einfacher verlaufen als bisher“, sagte de Maizière der Zeitung „Bild am Sonntag“. Der Minister forderte konkret die Grünen auf, sich der vom Parlament bereits beschlossenen Einstufung als sichere Herkunftsländer im Bundesrat nicht weiter zu widersetzen.

Die NRW-Landesvorsitzende der Grünen, Mona Neubaur, sagte dagegen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“, der Fall des mutmaßlichen Berliner Attentäters Anis Amri aus Tunesien habe „nichts mit der Diskussion über die sicheren Herkunftsstaaten zu tun“.

© reuters Amri bekannte sich per Video zum IS

Vor allem Bundesländer mit grüner Regierungsbeteiligung leisteten im Bundesrat Widerstand gegen das Gesetz. Die Gegner der Regelung verweisen auf die Verfolgung von Homosexuellen und anderen Minderheiten in den Ländern.

De Maizière: Grüne müssen Blockadehaltung aufgeben

De Maizière rief die Grünen auf, sich von dieser Haltung zu lösen. „Es ist an der Zeit, dass die Grünen ihre Blockadehaltung aufgeben. Ich hatte weder vor dem aktuellen Fall noch danach Verständnis für die Blockadehaltung der Grünen“, sagte der Minister.

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