Predigten gegen Terror und Hass

© dpa Gläubige und Besucher sitzen am Weihnachtsabend während der Christvesper im Berliner Dom.

An Heiligabend hat die Polizei in vielen deutschen Städten ihre Präsenz vor Kirchen erhöht. In Hannover, Frankfurt und anderen Großstädten erhielten die Beamten die Anweisung, das Geschehen rund um die Weihnachtsgottesdienste in den Blick zu nehmen. Am Kölner Dom sollten Polizisten an den Ein- und Ausgängen stehen. Allerdings sind nicht in allen größeren Städten Kontrollfahrten speziell vor Kirchen angekündigt. So plante die Polizei nach eigenen Angaben in Hamburg und Sachsen neben den ohnehin üblichen Kontrollen keine zusätzlichen Einsätze.

Hannovers Landesbischof Ralf Meister begrüßte den Polizeischutz für Weihnachtsgottesdienste in Zeiten terroristischer Bedrohungen. „Ich finde es notwendig und richtig, dass große Ansammlungen von Menschen momentan besonders geschützt werden müssen“, sagte der evangelische Theologe an Heiligabend der Deutschen Presse-Agentur. „Die Gesellschaft hat verstanden, dass sie ihre Offenheit und Liberalität auch schützen muss.“

In der Gedächtniskirche in Berlin haben an Heiligabend viele hundert Gläubige bei mehreren Gottesdiensten der Opfer des Anschlags auf dem Berliner Weihnachtsmarkt gedacht. Vor zwölf Kerzen für die zwölf Toten rief die evangelische Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein dazu auf, Hass nicht mit Hass zu vergelten. „Wir spüren dieses Mal stärker, was
Weihnachten bedeutet“, sagte sie in der zentralen Christvesper am frühen Abend. „Nichts wünschen wir uns an diesem Ort, an dieser Stelle mehr als: Herr, gib uns Deinen Frieden!“

Mit Blick auf Sorgen und Ängste der Menschen nach dem Anschlag in Berlin sagte Bischof Meister in seiner Weihnachtspredigt: „Es gibt ein unglaubliches Bedürfnis nach Geschichten von Hoffnung und Trost.“ Solche Erzählungen seien „überlebensnotwendig“ für unsere Gesellschaft. „Und die größte Geschichte von Trost und Rettung, die unserer Kultur geschenkt wurde, ist die Weihnachtsgeschichte“, sagte Meister laut vorab verbreitetem Redemanuskript.

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, mahnte im Interview der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ Respekt voreinander an: „Indem wir aufeinander hören und auch offen dafür sind, von anderen etwas zu lernen“, wie er sagte. „Das ist die Grundlage der Demokratie – und diese Grundlage müssen wir bewahren.“

Erinnerung an die hoffnungsvolle Weihnachtsbotschaft

In vielen Gottesdiensten erinnerten Kirchenvertreter angesichts der jüngsten Schreckensmeldungen an die hoffnungsvolle Weihnachtsbotschaft. Der neue Limburger Bischof Georg Bätzing betonte, dass Brutalität, Gewalt und Terror kein Teil von Religion seien und im krassen Widerspruch zur Botschaft von Weihnachten stünden. Gerade in der Weihnachtszeit reagierten die Menschen besonders sensibel auf Schreckensnachrichten aus aller Welt, sagte er laut Mitteilung.

Die Bischöfin der Nordkirche, Kirsten Fehrs, rief zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf. „Gebt den Kindern festen Halt in unseren guten Traditionen“, heißt es in ihrer Weihnachtspredigt laut vorab verbreitetem Manuskript. „Sie werden mutig und stark und aufstehen gegen Unrecht und Hass.“ Angst und Verunsicherung dürften nicht dominieren.

Der Mainzer Weihbischof Udo Markus Bentz forderte, alle Verantwortlichen müssten unterscheiden zwischen begründeten Ängsten der Bürger und skrupellosen Politstrategen. Gleichzeitig müssten Christen der Gewalt und auch „flotten Parolen“ entschieden entgegentreten.

Gewaltlosigkeit wird sich durchsetzen

Margot Käßmann, Botschafterin des Reformationsjubiläums 2017 sandte im Interview der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ eine Mahnung an Fremdenfeinde und Nationalisten: „Wer meint, hier in Europa das Christentum verteidigen zu müssen und beispielsweise bei Pegida mitmarschiert, muss sich oftmals erst sagen lassen, was das Christentum überhaupt ausmacht.“

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen will Terroristen und Gewalttätern nicht die Hoheit über die Gedanken der Menschen überlassen. „Doch der Gewalt zu widerstehen, vor ihr nicht einzuknicken, beginnt schon mit einer beharrlichen, ja sturen Hoffnung“, sagte der evangelische Geistliche laut Redemanuskript in seiner Predigt an Heiligabend in der Oldenburger St. Lamberti-Kirche.

Der oberste Repräsentant der rheinischen evangelischen Kirche, Manfred Rekowski, erinnerte an die Weihnachtsbotschaft: „Nicht Gewalt und Macht werden sich durchsetzen, sondern Gewaltlosigkeit“.

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