Welche Wirtschaftspolitik plant Trump?

© dpa Shopping in New York: Wird Trump mit seiner Wirtschaftspolitik den Konsum anregen?

Amerika bereitete den eigenen und den globalen Eliten einen Schock, als es den Immobilienunternehmer Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten kürte. Der Schock ist längst nicht verwunden. Dessen Verarbeitung begünstigt psychologisch die Hoffnung, Trump werde sich genauso normalisieren, wie sich andere unkonventionelle siegreiche Kandidaten wie Jimmy Carter oder Ronald Reagan normalisiert haben. Er werde schon keine Mauer an der Grenze zu Mexiko errichten lassen, er werde schon keinen globalen Handelskrieg entfachen, er werde alte Bündnisse und Freundschaften schon respektieren. Man will das so gerne glauben.

Winand von Petersdorff-Campen Folgen:

Doch würde Trump dem mentalen Pfad anderer siegreicher Präsidentschaftskandidaten folgen wollen, dann hätte er seine Rhetorik längst entschärft. Er hätte seinen Fokus ausschließlich auf die großen Themen des Weltgeschehens gerichtet und an der einen oder anderen Stelle zu erkennen gegeben, dass er das Eingebundensein der Vereinigten Staaten in globale Handels-, Finanz- und Sicherheitsarrangements im Großen und Ganzen akzeptiere.

Jetzt, kurz vor seiner Vereidigung zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, macht Trump deutlich, dass er so lange wie irgend möglich der eine Trump bleiben wird, den die verblüffte Welt schon im Wahlkampf kennenlernen durfte. Die Nato ist für ihn immer noch obsolet, die europäische Integration ist ihm egal, Strafzölle für Importe bleiben oben auf seiner Agenda und die Mauer, bekräftigt Trump, werde nicht nur gebaut. Er werde auch einen Weg finden, Mexiko dafür zahlen zu lassen.

Trump will die Obama-Jahre hinter sich lassen

So muss sich die Welt mit dem Gedanken eines tiefgreifenden Wandels vertraut machen. „Wir glauben, dass die Wahl von Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten auf fundamentale Weise die ökonomischen, finanziellen und sicherheitspolitischen Arrangements der Nachkriegsära neuordnen wird“, schreibt David Folkerts-Landau, Chefökonom der Deutschen Bank, in seinem Weltwirtschaftsausblick für 2017. Dieser Wandel werde einen gravierenden Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg von Nationen, Industriebranchen und Unternehmen auf der ganzen Welt haben.

Zweifelsohne hat Trumps Unbeirrbarkeit etwas Erfrischendes, nicht nur in den Augen jener, denen die mühelose Adaptionsfähigkeit der politischen Klasse zunehmend suspekt geworden ist. Trumps Auftreten hat etwas Disruptives und birgt darin das Versprechen, dass im Schumpeterschen Sinn Platz für Neuschöpfungen entstehen könnte. Seine Weigerung, die Globalisierung als unentrinnbare Schicksalsmacht zu akzeptieren, hat zugleich mehr Amerikaner angesprochen, als gerade die lange als wirtschaftsliberal geltende Partei der Republikaner wahrhaben wollte.

Beseelt von großer gefühlter Zustimmung (nüchterne Umfragewerte sind nicht so gut), macht der künftige Präsident den Eindruck eines Mannes, der festentschlossen ist, seine Wahlkampfversprechen zu halten. Sein überwölbendes wirtschaftspolitisches Ziel ist es dementsprechend, die Obama-Jahre mit ihrem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent hinter sich zu lassen: Ein Plus von mindestens 3,5 Prozent will Trump erreichen, 4 oder 5 Prozent Wachstum hält er keineswegs für ausgeschlossen. Amerika werde wieder siegen lernen.

Führende Optimisten sind Ökonomen der deutschen Bank

Eine Zeit lang schien in der Ökonomen-Gemeinde der Konsens zu herrschen, säkulare Stagnation und die Vergreisung der Bevölkerung verhinderten eine solche Dynamik auf absehbare Zeit. Justin Wolfers, Ökonom an der Michigan-State-Universität, hält denn auch die Vorstellung eines Vier-Prozent-Wachstums geradewegs für absurd, verriet er der F.A.Z. Doch der Konsens bröckelt. Die führenden Optimisten, was die wirtschaftliche Entwicklung der Vereinigten Staaten angeht, sind Ökonomen der Deutschen Bank, die mittelfristig eine Rückkehr der Vereinigten Staaten zu alten Wachstumsraten für möglich hält.

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