Amerikas neuer Staatschef: His Way

© Reuters Der neue amerikanische Präsident Donald Trump mit seiner Frau Melania bei einem Ball in Washington

„I did it my way“: Dass Donald Trump, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, ausgerechnet zu den Klängen von Frank Sinatras großer Hymne der Selbstzufriedenheit den ersten Tanz seines großen Inaugurationsabends aufs Parkett legt, kommt wenig überraschend. Den ganzen Tag über hatte der neue Machthaber im Weißen Haus schließlich vor allem eines klar gemacht – dass er sich selbst treu bleiben werde. So beinhaltet seine erste Rede als Präsident dieselben harten Sprüche, die er im Wahlkampf bereits hundertfach zum Besten gegeben hatte. Alle Beobachter, die, warum auch immer, doch noch gehofft hatten, einen leiseren, bescheideneren, inklusiveren Wahlsieger zu erleben, wurden enttäuscht.

Trump hat seine Antrittsrede am Mittag kaum zu Ende gesprochen, da explodiert im Stadtzentrum von Washington die Gewalt. Vermummte Demonstranten greifen Polizisten an, schmeißen Steine in Schaufensterscheiben und setzen Autos in Brand. Obwohl die Sicherheitskräfte alles in allem umsichtig agieren, geraten auch Unschuldige und Unbeteiligte zwischen die Fronten. „Ich erkenne mein Land nicht wieder“, schluchzt eine ältere Dame und es ist nicht nur das Pfefferspray, dass ihr in den Augen brennt. „Willkommen im neuen Amerika“, ruft ein vermummter Demonstrant mit hysterischer Stimme. „Du wolltest es so haben, Donald Trump, jetzt bekommst du es.“

© reuters Trump legt den Amtseid ab

Nun sind ein paar hundert Krawallmacher nichts, was ein Land wie die Vereinigten Staaten von Amerika nicht verkraften könnte. Unheimliche Eindrücke sind es trotzdem. Die Stimmung im Land, so fürchten an diesem 20. Januar viele Menschen in Washington, könnte unter Trump nachhaltig vergiftet werden. Wenn dies nicht ohnehin bereits geschehen sei.

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Und doch: Am frühen Abend, als zehntausende Menschen, die zuvor Donald Trump entlang dessen Paradestrecke zujubelten, ins Stadtzentrum strömen und dort auf Gegendemonstranten treffen, spielen sich bemerkenswerte Szenen ab. Während es vereinzelt zu Prügeleien zwischen Vertretern beider Lager kommt, gibt es auch viele freundlich geführte Gespräche. „Ihr macht mir Hoffnung“, sagt ein Trump-Gegner zu einer Gruppe Trump-Fans, mit denen er gerade intensiv diskutiert hat. „Aber euer Präsident macht mir Angst.“

Kurz vor seinem ersten Tanz als Präsident richtet Donald Trump im Walter E. Washington Convention Center dann noch einmal das Wort an seine Anhänger. Es werde mit ihm als Präsident „keine Spiele“ geben, sagt er, nur „Arbeit“ und „Resultate“. Wohl um seine Produktivität unter Beweis zu stellen, vollzog Trump zuvor zwischen Parade-Abnahme und Ball-Besuch bereits ein paar erste Amtshandlungen. So unterschrieb der 70-Jährige die Vollmachten für Verteidigungsminister James Mattis und Heimatschutzminister John Kelly und machte damit einmal mehr deutlich, dass Terrorbekämpfung, Grenzschutz und innere Sicherheit offenbar die großen Themen seiner Präsidentschaft werden sollen. Auch der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko, wie auch immer diese Mauer dann am Ende aussehen wird, dürfte bald offiziell in Auftrag gegeben werden. Sie ist eines der zentralen Wahlversprechen Trumps.

© afp Obama empfängt Trump zum Tee

Bereits unterzeichnet hat er dagegen ein Dekret gegen die von seinem Vorgänger Barack Obama geschaffene Gesundheitsreform. Es gehe darum, die finanzielle „Last“ von „Obamacare“ zu nehmen, heißt es. Das sei so vage formuliert, dass es dafür eigentlich keine „Executive Order“ gebraucht hätte, kritisieren prompt zahlreiche Kommentatoren. Der Verdacht liegt nahe, dass die immer wieder angekündigten Pläne, „Obamacare“ ganz einfach und schnell durch „etwas Besseres“ zu ersetzen, möglicherweise doch noch längst nicht so ausgereift sind wie versprochen.

Trotzdem wird Trump wohl weiter aufs Tempo drücken. Was genau er in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit vorhabe, hatte er im Oktober in einem so genannten „Vertrag mit dem amerikanischen Wähler“ dargelegt. Von einer Amtszeitbeschränkung für Kongressabgeordnete, über den Rückzug aus dem internationalen Freihandelsabkommen TPP, bis hin zur Aufkündigung von Milliardenzahlungen an Klimaschutzprogramme der Vereinten Nationen – an diesen und zahlreichen anderen recht konkret formulierten Zielen wird sich Trump schon bald messen lassen müssen.

Ein Detail seiner Präsidentschaft dürfte unterdessen geklärt sein. Ob er denn weiter bei Twitter aktiv bleiben solle, fragt Trump sein Publikum am Abend. Das antwortet mit lautem Applaus. Ja, er denke auch, dass das eine gute Idee wäre, grinst Trump. Dann erklingt, zum zweiten Mal an diesem Abend, Sinatras „My Way“. Wie passend.

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