Edmund Stoiber bekommt Plakette auf dem Wolfratshauser „Walk of Fame“

Mit seinem legendären Frühstück mit Angela Merkel hat er seine Heimatstadt weltweit bekannt gemacht. Leider gibt es den Ruhmesweg aber noch gar nicht.

Von Konstantin Kaip

Auf dem Wolfratshauser „Walk of Fame“ sollen Persönlichkeiten und Institutionen gewürdigt werden, die – so heißt es in den Statuten – mit außergewöhnlichen Leistungen in Kultur, Sport oder Politik die Loisachstadt überregional oder im Idealfall sogar weltweit bekannt gemacht haben. Den Gehweg des Ruhmes gibt es noch nicht, er soll erst bei der Umgestaltung des westlichen Loisachufers angelegt werden. Dafür gibt es bereits zwei Plaketten, die provisorisch vor der Loisachhalle angebracht wurden: Die erste ging 2013 an Katharina Lüthi, die den Guinness-Rekord für die längste Filzschnur der Welt hält; im vergangenen Jahr wurde dann der Kinderchor der Wolfratshauser Musikschule unter Leitung von Yoshihisa Kinoshita gewürdigt. Nun hat die fünfköpfige Jury aus Bürgermeister, Kulturreferent und Mitgliedern des Vereins „Lebendige Altstadt Wolfratshausen“ (LAW) eine neue Plakette vergeben: Sie geht an den Wolfratshauser Ehrenbürger Edmund Stoiber.

Der ehemalige bayerische Ministerpräsident sei nicht nur ein „Vollblutpolitiker, wie es nur Wenige gibt“, sondern auch der „bekannteste Werbeträger der Stadt“, begründet die Jury ihre Auswahl. Schließlich brachte Stoiber die Loisach-Stadt mit seinem „Wolfratshauser Frühstück“ in alle Munde: Zu dem lud er am 11. Januar 2002 Angela Merkel ein, die dann am Tisch in seinem Wolfratshauser Privathaus bei Brezen, Semmeln und Eiern auf ihre Kandidatur bei der Bundestagswahl verzichtete. Der Rest ist Geschichte: Stoiber verlor bei der Bundestagswahl 2002 gegen Gerhard Schröder und blieb bayerischer Ministerpräsident, Merkel wurde dann 2005 Kanzlerin. Die vermeintliche Verliererin des morgendlichen Mahls ging letztlich als Gewinnerin aus der Sache hervor.

Katherina Lüthi hat schon eine Plakette auf dem Wolfratshausener „Walk of Fame“.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Das „Wolfratshauser Frühstück“ hat so gesehen Merkels politischen Aufstieg begründet – und Stoibers Wohnsitz auch in Magdeburg und Madrid bekannt gemacht. Gibt man den Begriff heute bei Google ein, erhält man 60 400 Ergebnisse, darunter einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Das Stoibersche Frühstück wurde für Wolfratshausen das, was das Pferd der Griechen für Troja ist, auch wenn das mit einem deutlich längeren Wikipedia-Eintrag und satten 165 000 Google-Treffern zu Buche schlägt. Ähnlichen Ruhm für die Stadt hat jedenfalls keine Kampagne des Werbekreises auch nur annähernd bewirkt.

Stoiber „erfüllt somit die für die Verleihung aufgestellten Kriterien in überdurchschnittlicher Weise“, stellt die Jury fest. „Egal, wo ich in Deutschland bin“, sagt der LAW-Vorsitzende Hans-Werner Kuhlmann: „Wenn ich sage, dass ich aus Wolfratshausen komme, heißt es sofort: Ach, Stoiber-Stadt. Das ist ein geflügeltes Wort geworden.“ Dies sei auch dem Charisma des bekanntesten Wolfratshausers geschuldet. „Stoiber ist eine Institution.“ Auch Karikaturisten hätten den ehemaligen Ministerpräsidenten geliebt, sagt Kuhlmann.

Ob sich auch einer von ihnen der quadratischen Messing-Kachel annimmt, die derzeit erstellt wird, verrät Kuhlmann nicht. Welcher Künstler sie anfertigt und mit welchem Motiv wird erst am 6. Oktober verraten, wenn die Plakette feierlich vor der Loisachhalle enthüllt wird – laut Kuhlmann im Beisein des Ehrenbürgers. Den hat der Bürgermeister vor Bekanntgabe der Auszeichnung von der Auswahl der Jury unterrichtet. „Ich habe ihm geschrieben und seine Zustimmung letzte Woche bekommen“, sagt Klaus Heilinglechner.

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Die Ehrung auf dem „Walk of Fame“ bedeute ihm „sehr viel“, versichert Stoiber auf Anfrage – „weil Wolfratshausen seit fast 50 Jahren meine Heimat, meine Stadt ist, mit der meine Familie und ich tief verwurzelt sind“. Seine Frau Karin sei in Farchet aufgewachsen, erklärt der 75-Jährige, der selbst beim BC Farchet Fußball gespielt hat. „Ich habe in Wolfratshausen geheiratet, hier sind meine Kinder geboren, in die Schule gegangen und aufgewachsen“, sagt Stoiber und berichtet, dass seine Kinder und Enkel noch gerne zu Besuch kommen.

Zwar sei Bayern seine „politische Heimat“. Seine „persönliche Heimat“ aber sei die Loisachstadt, wo er bei der Jungen Union seine ersten politischen Schritte gemacht habe. „Im Übrigen ist in Deutschland fast allen bekannt, dass ich aus Wolfratshausen komme. Das hängt wohl auch mit dem ‚Wolfratshauser Frühstück‘ zusammen.“

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