Low Budget: Neue Schiene im geförderten Wohnbau?

Geförderte Mietwohnungen zu errichten wird für die gemeinnützigen Bauträger immer schwieriger: Erste Hürde sind die oft sehr hohen Grundstückskosten. Um geförderten Wohnbau zu ermöglichen, darf der Quadratmeter je nach Bebauungsdichte in den Landgemeinden nicht mehr als 350 Euro kosten.

Zweite Hürde ist eben die Bebauungsdichte: Je mehr Wohnungen auf einer Fläche gebaut werden, umso günstiger wird die einzelne Wohnung. Gerade in Landgemeinden hält sich aber die Freude in Grenzen, wenn Bauträger mit Plänen für vier- oder fünfgeschoßige Siedlungen auftauchen – weil häufig immer noch das Einfamilienhaus die dominierende Bauform ist. Dritte Hürde sind die Baukosten: Denn durch die technischen Standards – Stichwort: kontrollierte Wohnraumlüftung, Fassadendämmung, Photovoltaik-Anlagen etc. – sowie architektonische Vorgaben haben sich die Baukosten in den letzten Jahren weiter erhöht.

Dass nun die Genossenschaft „Neue Heimat Tirol“ (NHT) mit einem Pilotprojekt für geförderte Mietwohnungen in Schwaz um eine Monatsmiete von fünf Euro pro m2 inklusive Umsatzsteuer, Betriebs- und Heizkosten vorgeprescht ist, sorgt in der Branche bundesweit für Gesprächsstoff.

Markus Sturm, Direktor von „die salzburg“ und Vize-Obmann der gemeinnützigen Bauträger in Salzburg, will, dass so ein Modellprojekt auch bei uns verwirklicht wird: „Aufgrund der hohen Salzburger Preise gibt es Einkommensbezieher, die sich eine geförderte Wohnung nicht mehr leisten können.“ Er wäre dafür, auch im geförderten Wohnbau „eine Low-Budget-Schiene einzuführen. Tirol hat da einen Ansatz gefunden.“ Denn beim Pilotprojekt koste eine 70-m2222-Wohnung mit drei Zimmern 350 Euro all inclusive. Sturm: „Das hat was. Denn es gibt Haushalte, denen bereits eine Mieterhöhung um 20 Euro im Monat sehr weh tut.“

Möglich werde der Preis in Tirol, indem die Gemeinde den Grund günstig zur Verfügung stelle und auf einen Teil ihres Baurechtszinses verzichte, sagt Sturm. Die Qualität der Bauten hält er für ausreichend: „Sie haben sogar Passivhaus-Standard; man verzichtet aber auf Keller und Tiefgarage, und die Häuser haben eine einfache Bauweise – ohne Lift, auch wenn die Wohnungen selbst barrierefrei sind.“ Laut NHT gibt es für die 18 Wohnungen in Schwaz auch nur 14 Autoabstellplätze. Wer sie nützen will, zahlt eine Extragebühr.

Um ein Pilotprojekt umzusetzen, seien in Salzburg aber rechtliche Änderungen nötig, sagt Sturm: Man brauche eine höhere Wohnbauförderung, einen niedrigeren Parkplatzschlüssel und eine Änderung der Bauordnung.

Aber ist es politisch legitim, dass Menschen mit geringerem Einkommen in qualitativ schlechteren Wohnungen untergebracht werden als jene, die in „normalen“ Wohnungen wohnen – für die aber auch Wohnbauförderung fließt? Führt das, zugespitzt formuliert, im geförderten Wohnbau zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft?

Die in der Stadt Salzburg für Wohnbau zuständige Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer (SPÖ) widerspricht: „Ich habe da kein Problem damit. Denn bei der Eigentumswohnungs-Förderung bekommen auch Leute Geld, die es nicht unbedingt brauchen.“ Und es sei in Ordnung, für Parkplätze Geld zu verlangen. „Das ist ja im öffentlichen Raum auch so“, sagt Hagenauer. Sie betont, dass die Stadt Salzburg mit einem günstigen Baurecht bei den Wohnungen in der Strubergasse einen ähnlichen Weg gegangen sei. Bei den Einsparmöglichkeiten gäbe es für sie aber eine Einschränkung: „Die Barrierefreiheit ist für mich nicht verhandelbar.“ Denn derzeit seien nur fünf Prozent der Mietwohnungen in Salzburg behindertengerecht. Hagenauer: „Da haben wir großen Aufholbedarf. Denn die Gesellschaft wird älter und auch mit dem Rollator braucht man barrierefreie Wohnungen.“

Wohnbau-Landesrat Hans Mayr (SBG) schlägt in dieselbe Kerbe: „Eine gewisse Grundqualität in der Bausubstanz muss gewährleistet sein.“ Er will aber demnächst nach Tirol fahren, um sich das Pilotprojekt anzusehen – und auch LH-Stv. Astrid Rössler (Grüne) sowie Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) zur Mitfahrt einladen. Mayrs Ziel: „Wenn alle an einem Strang ziehen – Gemeinden, Gemeinnützige und die Fraktionen – könnte noch in dieser Legislaturperiode ein Musterprojekt in Salzburg auf Schiene gebracht werden.“ Der Konsens im Landtag dürfte kein Problem sein, denn auch FPS-Bundesrat Dietmar Schmittner und der Chef der Salzburg Wohnbau, Christian Struber (ÖVP), sind dafür. Struber: „Voraussetzung ist aber, dass es einen Grundstücksbesitzer gibt, der die Fläche fast herschenkt. Das muss wohl eine Gemeinde oder das Land sein.“

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