Frank Elstner: „Man muss Menschen gern haben“

KURIER: Herr Elstner, man bringt Sie nach wie vor mit „Wetten, dass…?“ in Verbindung. Die Show wurde vor einigen Jahren unter großem Mediengetöse eingestellt, die große Fernsehshow steckt in der Krise. Verfolgen Sie diese Entwicklung mit Wehmut?
Frank Elstner: Wer sagt, das Fernsehen sei heute schlechter als früher, hat früher nicht Fernsehen geguckt. Oder kennt sich mit der Fernbedienung nicht aus. Es gab noch nie ein so großes Programmangebot wie zur Zeit. Wenn ich etwas sehen möchte, was mich interessiert, finde ich es auch, wenn ich suche. Was sich geändert hat ist, dass man sich heute mehr nach Zielgruppenprogrammen orientiert und das wiederum hat mit der Internetentwicklung und den sozialen Netzwerken zu tun. Viele junge Leute heute nehmen langsam, aber sicher Abschied vom Fernsehen.

Was kann man dagegen tun?
Das Fernsehen selbst ist darauf angewiesen, große Ereignisse zu übertragen, um noch mal ganz hohe Einschaltquoten zu kriegen.  Aber ich schließe nicht aus, dass vielleicht irgendwann jemand eine Erfindung macht, wofür sich Jung und Alt interessieren. Als ich „Wetten, dass..?“ erfunden habe, das ist ja nun fast 40 Jahre her, war auch die große Krise der Unterhaltung, weil die ganzen großen Entertainer damals keinen großen Erfolg hatten. Und dann kam auf einmal eine Idee, die von einer ganz anderen Seite her die Unterhaltung angepackt hat, und war erfolgreich. Warum soll das nicht wieder gelingen? Sag niemals „Nie“.

Wie muss man als Fernseherfinder funktionieren?
Ich glaube, man muss Menschen gern haben. Man muss sich überlegen, welche Bedürfnisse diese Menschen haben und was sie sich von einem erwarten.


Top, die Wette gilt!
Foto: ARD/SWR/ZDF Wenn Sie ins Jahr 1981 zurückgehen – welche konkreten Bedürfnisse haben Sie  mit „Wetten, dass..?“ erfüllt?
Ich habe damals einem Programmdirektor versprochen, wenn ich eine gute Idee habe, biete ich sie dir an. Und dann, hat er mit versprochen, kriegst du auch eine Samstagabendshow. Das heißt, ich habe mich künstlich unter Druck gesetzt. Für kreative Menschen ist, glaube ich, Druck etwas sehr Wichtiges. Und eines Nachts stellte ich mir die Frage: Verdammt noch mal, warum wird eigentlich im Fernsehen nicht gewettet? Und diese Frage hatte vorher kein anderer gestellt. Ich bin wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen, bin in die Küche gegangen, habe eine Flasche Rotwein aufgemacht, mir ein Glas eingegossen und darüber drei, vier Stunden intensivst nachgedacht: Was kann man machen, wenn man im Fernsehen wettet? Dabei sind mir auch ein paar Wetten eingefallen, ich habe alles aufgeschrieben – das Papier gibt es heute noch – und dann rief ich morgens um neun meinen besten Freund an und sagte: Komm sofort hierher, ich hab eine Riesenidee. Und der Rest ist bekannt.

Wie ging es Ihnen dann mit der Einstellung des Formats?
Ich habe eine gute Eigenschaft: Wenn ich mich einmal von etwas verabschiedet habe, dann trauere ich dem nicht mehr nach.

Das war ja ein ziemlicher Staatsakt, weil die Zuneigung zu dem Format extrem groß war…
Die Zuneigung ist immer noch groß. In der Sendung am 8. April werden sicher auch viele Elemente von „Wetten, dass..?“  auftauchen. Ich schließe auch nicht aus, dass irgendein Programmdirektor sagt, warum machen wir das eigentlich nicht noch mal? Lassen wir uns überraschen.

Sind Sie an der Konzeption der Show am 8. April  beteiligt?
Ich werde überrascht.  Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Ich habe gerade mit dem zuständigen Redakteur gesprochen, der hat gesagt, es reicht, wenn du eine Stunde früher da bist, damit wir dir erklären, wo du sitzt.

Aufregend, oder?
Ja und nein. Ich hoffe es wird nicht zu peinlich. Ich weiß ja nicht, was die mit mir anstellen. Wenn die nur Sachen zeigen, die bei mir gefloppt sind, wird es kein schöner Abend. Man spricht mit mir immer nur über den Erfolg von „Wetten, dass..?“, aber ich habe auch viele Misserfolge  gehabt im Leben. Aber ich habe mir vorgenommen, darüber heute nicht zu sprechen, weil ich mich jetzt so auf die neue Sendung freue.

Herr Elstner, wie intensiv beschäftigen Sie sich noch mit neuen Projekten?
Stellen Sie sich vor, ich bin ein künstlerischer Journalist, der jeden Tag denkt, also fällt mir auch jeden Tag irgendetwas ein. Wenn ich ein Komponist wäre, würde ich jeden Tag ein Lied schreiben, wenn ich ein Maler wäre vielleicht jeden Tag ein Bild malen  und da ich ein Fernseherfinder bin fällt mir jeden Tag irgendeine Fernsehsendung ein. Davon zerreißt man Vieles, Vieles schmeißt man  weg, aber das eine oder andere bringt man zur Blüte und so kommt man sich vor wie ein Gärtner, der mit einer Gießkanne herumläuft und sich freut, wenn irgendwo was Grünes herauskommt.

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