Schon wieder fehlt Lewandowski

  • Der FC Bayern vergibt selbst in Überzahl viele Chancen in Leverkusen und spielt 0:0.
  • Carlo Ancelotti rotiert auf fünf Positionen und bringt Costa, Coman, Bernat, Rafinha und Kimmich.
  • Robert Lewandowski fehlt wegen einer Gelb-Sperre. Ancelotti ist optimistisch, dass er Dienstag spielen kann.
Von Milan Pavlovic, Leverkusen

Für die Partie des FC Bayern in Leverkusen ist der Ausdruck „Sandwich-Spiel“ geprägt worden – mitten zwischen den Spielen gegen Real Madrid noch eine lästige Pflichtübung in der Bundesliga. Das klingt nett, ist aber ein bisschen irritierend, weil es bei einem Sandwich ja meistens darum geht, was zwischen den Brotscheiben liegt. Entsprechend verwirrend verlief auch der Abend am Rhein, der mit einem 0:0 der absurderen Art endete: Die Münchner blieben in einer einseitigen Partie ohne Torerfolg. Sie trösteten sich damit, ein gutes Dutzend zum Teil bester Chancen herausgespielt zu haben, ärgerten sich aber gewaltig, ohne Tor geblieben zu sein. „Ich bin stinkig“, sagte Thomas Müller, der seinen Teil zu beiden Statistiken beigetragen hatte (viele Gelegenheiten, null Treffer).

Vor dem Spiel war viel darüber spekuliert worden, wen Carlo Ancelotti im Hinblick auf das Champions-League-Rückspiel am Dienstag schonen würde. Abgesehen davon, dass er die Innenverteidiger Mats Hummels (verletzt) und Jérôme Boateng (angeschlagen) draußen lassen musste, verzichtete Trainer Carlo Ancelotti auf Franck Ribéry, der nicht einmal im Kader stand, und er verpflanzte Arjen Robben, Xabi Alonso und Philipp Lahm auf die Bank. War es Strafe oder Chance, statt dieser Persönlichkeiten im Team zu stehen? Thiago und Arturo Vidal sollten diesmal für mehr Ordnung sorgen als am Mittwoch, als ihnen das Spiel gegen Real nach der Auswechslung von Xabi Alonso spektakulär entglitten war. Außerdem neu in der Mannschaft: Rafinha, Douglas Costa, Juan Bernat, Kingsley Coman und Joshua Kimmich.

Leverkusen tritt extrem defensiv an

Für Schulterpatient Robert Lewandowski, der wegen einer Gelbsperre ohnehin nicht zur Disposition stand, durfte sich wieder Thomas Müller in der Spitze versuchen. Es dürfte dem Münchner gefallen haben, dass sein Gegner dort nicht Sergio Ramos hieß, sondern Tin Jedvaj; oder Ömer Toprak. Wenn die beiden nicht unterstützt wurden von weiteren Bayer-Sicherheitskräften. Denn Leverkusens neuer Trainer Tayfun Korkut hatte sich dafür entschieden, seinen Beruhigungsfußball auf die Spitze zu treiben: Er setzte auf sieben zunächst an Sicherheit denkende Feldspieler – und die Tatsache, dass der wibbelige Mittelfeldmann Kevin Kampl oft in vorderster Linie zu finden war, erklärte sich aus dem schnell durchschaubaren Plan, die Münchner hoch anzulaufen.

Die vielen Positionsrochaden der ersten zehn Minuten, als beide Teams sich erst einmal finden mussten, dürften die schönen neumodischen Positions-Tools der Fußballsender endlich mal ausgelastet haben. Chancen gab es eher nicht zu verzeichnen, und das lag auch daran, dass Thomas Müller eben nicht Robert Lewandowski ist und die Bälle weder binden noch vorlegen noch verwerten konnte. Insgesamt wirkte das Spiel schläfrig – bis zu dem Moment, als Kingsley Coman auf die linke Seite versetzt wurde. Dort sorgten er und Bernat für Wirbel. Fortan wurde Leverkusens Rechtsverteidiger Roberto Hilbert minütlich von einer Verlegenheit in die nächste getrieben. In den letzten elf Minuten vor dem Halbzeitpfiff boten sich nacheinander Alaba (35., Jedvaj und Wendell retten vor bzw. auf der Linie), Vidal (36., Toprak rettet auf der Linie), Coman (37., Leno pariert aus nächster Nähe) und Thiago (40., per Kopfball aus vier Metern, drüber) größte Gelegenheiten. Ohne Erfolg.

Leverkusen, das selbst nur eine vielversprechende Offensivszene hatte (Brandt, 30., drüber) offenbarte in diesen Szenen, warum die hoch gehandelte Mannschaft nicht mehr weit von den Abstiegsrängen entfernt ist. Sie verlor die Bälle schneller als sie sich sortieren konnte. Es gelang ihr einfach nicht mehr, die Räume zu schließen. Die Gäste fanden nun mit großer Leichtigkeit die Lücken, um schnell in Tornähe zu kommen. Es grenzte an Fahrlässigkeit, was die Münchner in dieser Phase ausließen.

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