Als Venedig noch im Prater lag

Wer heute durch den Wiener Prater zwischen billigen Schießbuden, Achterbahnen, Spielcasinos und Autodromen flaniert, hat wohl keine Vorstellung mehr davon, dass der Wiener Prater einst der weltweit wohl spektakulärste Vergnügungspark gewesen war. Der Prater, der im vergangenen Jahr seinen 250. Geburtstag feierte, bot Attraktionen, die man heute nur mehr in den großen Themenparks von Disney vermuten würde.

Die größte Hochschaubahn und die elektrische Stadt


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Foto: Circus und Clownmuseum Wien Oder hätten Sie gewusst, dass Ende des 19. Jahrhunderts im Prater Venedig nachgebaut wurde – mit originalgetreuen, nachgebauten Palazzos und Gondolieri, die durch die künstlich angelegten Kanäle schipperten. Der Prater lockte mit der elektrischen Stadt der 10.000 Lichter, es gab Freilichttheater mit Platz für 4.000 Besucher und einer für damalige Verhältnisse gigantischen Bühne, auf der Löwenshows und pompöse Theaterstücke, wie etwa „In 80 Tagen um die Welt“ zur Aufführung gelangten. 1904 wurde ein künstlicher See mit einer Fläche von 4.000 m2 angelegt, der später in eine gigantische Rollschuhfläche umgewandelt wurde. Es gab ethnologische Schaustücke, die Stadt der Liliputaner, allerlei kuriose Zirkusshows, Varietés, das erste Sexmuseum und mit der American Scenic Railway, die damals größte Hochschaubahn in Europa nach amerikanischen Vorbild.

Der Prater war weltweit der größte Themenpark


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Foto: Circus und Clownmuseum Wien Der österreichische Journalist und Autor Clemens Marschall und der Direktor des Wiener Circus- und Clownmuseums Robert Kaldy-Karo haben die Geschichte des Wiener Praters in einem Buch gesammelt. Sie erzählen von Glücksrittern, Gauklern, berühmten Praterdynastien, von den Träumen, Hoffnungen und vom Niedergang einer Institution, die nie mehr an ihrem Glanz von längst vergangenen Zeiten anzuschließen vermochte. Entstanden ist dabei eine lebendige Kultur- und Sittengeschichte, bei der man mittels sieben detaillierter Landkarten, die die verschiedenen Bereiche des Verg­nü­gungsgeländes beleuchten, erstmals den histo­rischen Prater selbständig durchwandern und her­aus­finden kann: Wo genau war Präuschers Pan­­opticum? Wo und in welchem Umfang Venedig in Wien? Wo ist die Liliputanerstadt gestanden? Wo die Trennung zwischen Nobel- und Volksprater? In sieben Stationen geht man so – buchstäblich – der Seele des Wiener Praters einst und heute auf den Grund.

Info:

Robert Kaldy-Karo, Clemens Marschall


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Foto: Circus und Clownmuseum Wien Der Wiener Prater

Eine Kultur- und Sittengeschichte

Klever-Verlag

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