Alt-Right-Bewegung und Ko.: Warum Amerikas Rechte von Trump so enttäuscht sind

© AFP Daumen hoch? Viele einstige Trump-Fans wollen diese Geste mittlerweile lieber nicht mehr machen

Als er noch versprach, alles anders zu machen als seine Vorgänger, konnten die Rechten in Amerika gar nicht genug von Donald Trump bekommen. „Daddy“, wie er ihn nannte, werde radikal mit allen innen- und außenpolitischen Konventionen brechen, schwärmte der rechte Blogger und frühere Star-Autor bei der rechtsnationalen Seite Breitbart, Milo Yiannopolous, noch kurz vor der Wahl bei einem Auftritt in Columbus, Ohio. Trump werde in Amerika „neue Tugenden“ etablieren und sei der „wundervollste Präsidentschaftskandidat, den es je gegeben hat“.

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Bei der Alt-Right-Bewegung, einem Sammelbecken für weiße Nationalisten, Libertäre und Rechtsradikale, der Yiannopolous ebenso nahe steht wie Trumps Chefberater Steve Bannon, hörte man nach der Wahl noch ganz andere Töne. „Heil Trump, heil unserem Volk, Sieg Heil!“, skandierte die Galionsfigur der Bewegung, Richard B. Spencer, Ende November bei einer Veranstaltung in Wurfnähe zum Weißen Haus in Washington. Trumps Sieg sei ein „Erweckungserlebnis“, schwärmte Spencer, und auch seine Spießgesellen waren von dem überraschenden Erfolg regelrecht elektrisiert. Den Slogan „America First“ interpretieren sie bis heute vor allem rassistisch: als das Amerika der Weißen. Trumps Ankündigung, sich von den Krisenherden dieser Welt abzuwenden und künftig vor allem um seine Landsleute zu kümmern, ließ die Alt-Right-Bewegung ebenso auf ein neues, national befreites Zeitalter hoffen wie sein Versprechen, den politischen „Sumpf“ im verhassten Washington „trockenzulegen“.

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Doch von dieser Euphorie ist nach hundert Tagen Präsidentschaft kaum noch etwas geblieben. Im Gegenteil: Die extreme Rechte in Amerika ist nicht nur verärgert über Donald Trump, sie ist stinksauer. Mit seinen abrupten Volten, vor allem in der Außenpolitik, hat er ihre Hoffnung, in seiner Präsidentschaft werde es vor allem um das Wohl der wütenden weißen Männer im amerikanischen Kernland gehen, binnen weniger Wochen zerschlagen. „Trump muss jetzt einiges erklären“, kommentierte vor wenigen Tagen ein Leser unter einem Text auf Breitbart, der Trumps überraschenden Militärschlag in Syrien analysierte. „Das ist nicht das, warum ich ihn gewählt habe.“ Ein anderer schrieb: „Das Ganze entwickelt sich immer mehr in eine weitere neokonservative Regierung.“

Trumps Kurswechsel behagt vielen Rechten nicht

Auch Richard B. Spencer ist angesichts des radikalen außenpolitischen Kurswechsels, den Trump innerhalb weniger Tage nicht nur in Syrien vollzogen hat, entsetzt. „Das sind sehr gute Nachrichten“, twitterte er, als Trump nach dem Abwurf der „Mutter aller Bomben“ versicherte, die Vereinigten Staaten würden nicht in Syrien einmarschieren. „Aber wir können Trump nicht mehr trauen.“ Zwar dürfte den rechten Nationalisten der Alt-Right-Bewegung, die das Recht des Stärkeren zu einer ihrer quasi-darwinistischen Maxime erhoben haben, durchaus behagen, dass Trump außenpolitisch die Muskeln spielen lässt. Doch der ideologische Kern der extremen Rechten in Amerika war seit jeher eben auch außenpolitischer Isolationismus. Dass Trump so schnell und unbekümmert mit diesem zentralen Versprechen aus seinem Wahlkampf bricht, können ihm viele Nationalisten nicht verzeihen.

Auch Trumps Politik gegenüber Nordkorea stößt bei ihnen weitgehend auf Ablehnung. Die verbale Eskalation zwischen Trump und Kim Jong-un sei ein „geopolitischer Schwanzvergleich“ ohne wirkliche Gefahr, zürnte Spencer am Ostersonntag in einer Videobotschaft und machte auch gleich einen Vorschlag, wie die Krise stattdessen beigelegt werden müsse: Der Korea-Krieg, der noch immer zwischen dem Norden und dem Süden tobe, müsse durch eine friedliche Wiedervereinigung beigelegt und alle amerikanischen Soldaten auf Jahre von der koreanischen Halbinsel abgezogen werden. „Korea ist nicht von vitalem politischen Interesse für Amerika“, sagte Spencer. Wenige Tage zuvor twitterte er, Trump sei es offenbar schon im Wahlkampf in Wirklichkeit darum gegangen, ein „globaler humanitärer Interventionist“ zu sein. Für die extreme Rechte in Amerika ist das so etwas wie das schlimmste anzunehmende Schimpfwort.

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