Emmanuel Macron beklagt Hacking-Angriff

  • Ein Daten-Leak greift in den französischen Präsidentschaftswahlkampf ein.
  • Betroffen sind etwa neun Gigabyte an Daten aus dem Lager des in Umfragen führenden Kandidaten Macron.
  • Die französische Wahlkommision warnt davor, die Daten weiterzuverbreiten.

Von Thorsten Denkler

Der unabhängige französische Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron ist Opfer eines „massiven und koordinierten“ Hackerangriffs geworden. Das bestätigte die Macron-Kampagne in der Nacht zu Samstag in einer Erklärung.

Eineinhalb Tage vor der entscheidenden Stichwahl zwischen ihm und der rechtsnationalen Bewerberin des Front National, Marine Le Pen sind am Freitag Mails und Dokumente in einer Größenordnung von neun Gigabyte im Internet aufgetaucht. Es war zunächst nicht klar, ob die Dokumente echt sind, ebensowenig, wer hinter dem Hackingangriff steckt.

Die Dateien waren auf der Seite Pastebin.com veröffentlicht worden. Die Enthüllungsplattform Wikileaks, die zunächst verdächtigt wurde, erklärte, sie selbst sei nicht Quelle der Veröffentlichung und lenkte den Blick auf das Imageboard 4Chan.

In der Erklärung von Macron heißt es, mit dem Leak solle versucht werden, die Wahl in Frankreich zu beeinflussen. Die jetzt veröffentlichten Dokumente seien mit Fälschungen durchsetzt worden um „Zweifel und Desinformation“ zu verbreiten. Macron führte in Umfragen deutlich. Für eine Beeinflussung des Wahlausgangs sei es viel zu spät. In der letzten Umfrage vor der Wahl am Sonntag führt Macron mit 13 Prozentpunkten vor Le Pen.

Der Hack ist der Macron-Kampagne zufolge schon vor einigen Wochen geschehen. Bereits Ende April hatte Macrons Kampagne unter Berufung auf die IT-Sicherheitsfirma „Trend Micro“ berichtet, sie sei Ziel der Hackergruppe „Pawn Storm“ geworden. Dahinter wird regelmäßig eine Gruppe mit angeblicher Nähe zu russischen Geheimdiensten vermutet. Sie soll auch hinter Hackerangriffen auf den Parteivorstand der US-Demokraten und die CDU von Bundeskanzlerin Angela Merkel stecken. Macron hatte sich immer wieder kritisch gegenüber Russland geäußert.

Le Pen und Macron auf brutalem Konfrontationskurs

Es ist das erste und letzte TV-Duell der beiden verbliebenen französischen Präsidentschaftskandidaten. Sie gehen aufs Ganze – und attackieren einander unaufhörlich. Von Leila Al-Serori mehr …

Wikileaks-Enthüllung soll US-Wahl beeinflusst haben

Im vergangenen Jahr hatte eine Wikileaks-Veröffentlichung in den USA die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton massiv in Bedrängnis gebracht. Auch sie behauptete damals, die Dokumente seien mit Fälschungen durchsetzt worden.

Inhaltlich ist völlig unklar, ob sich in dem Leak etwas Belastendes für Macron befinden könnte. Le Pen hatte im TV-Duell mit Macron am Mittwochabend angedeutet, ihr Rivale könnte ein heimliches Auslandskonto besitzen: „Ich hoffe, dass man nicht herausfinden wird, dass Sie ein Offshore-Konto auf den Bahamas haben.“

Macron warf ihr Verleumdung vor und erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen Verbreitung von Falschnachrichten. Nach Angaben aus Macrons Umfeld war die „Fake News“ über das angebliche Geheimkonto von einem anonymen Nutzer im Internet verbreitet worden.

In Frankreich ist um Mitternacht der Wahlkampf offiziell beendet worden, um den Wählern einen Tag Ruhe für ihre Entscheidung zu geben.

Die Nationale Kommission zur Überwachung der Wahl hat in einer Erklärung die französischen Medien davor gewarnt, Inhalte aus den Leaks weiterzuverbreiten. Die staatliche Kommission appellierte an das Verantwortungsbewusstsein der Medienmacher. Und erinnerte sie zugleich, dass die Verbreitung von Falschmeldungen in Frankreich strafbar sein könne. Die Kommission werde die Veröffentlichungen jetzt prüfen und zu gegebener Zeit eine Erklärung dazu abgeben.

Auch mit Macron stehen rauhe Zeiten bevor

Berlin und Brüssel blenden die Möglichkeit aus, dass Le Pen Präsidentin werden könnte. Doch auch ihr Gegner hat bisher wenig konkrete Pläne für Europa. Von Thomas Kirchner, Stefan Kornelius und Alexander Mühlauer mehr…

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*