Hacker-Angriff auf Macron: Helfen amerikanische Ultra-Rechte Le Pen?

© AFP Die Präsidentschaftskandidaten Le Pen und Macron

Für Emmanuel Macron ist es eine Katastrophe: Nur Stunden vor der Öffnung der Wahllokale in der Stichwahl gegen seine rechtsextreme Kontrahentin Marine Le Pen haben unbekannte Hacker Zehntausende Dokumente aus der internen Kommunikation seiner Partei „En Marche!“ ins Internet gestellt. Darunter sind nach Angaben der amerikanischen Enthüllungsplattform Wikileaks Emails, Fotos und Abrechnungen aus den Mailkonten zahlreicher seiner Mitarbeiter – die jüngsten datieren auf den 24. April, den Tag vor dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl.

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Der Inhalt der Dokumente ist weithin unbekannt, etliche sollen nach Angaben von „En Marche!“ ohnehin gefälscht sein. Die weitaus spannendere Frage ist deshalb: Wer hat dafür gesorgt, dass sich die Hacks so schnell verbreiteten – und welche Motive stecken dahinter?

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Für Emmanuel Macron ist zumindest das Motiv klar: Die Veröffentlichung sei eine „demokratische Destabilisierung“, wie man es schon beim Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten erlebt habe, ließ er am Samstag erklären. Ziel der Aktion sei es ganz offensichtlich, wenige Stunden vor der zweiten Runde der Präsidentschaftswahl Macron und seiner Bewegung zu schaden, hieß es aus seinem Umfeld.

Führt die Spur nach Amerika?

In der Tat führt die Spur offenkundig in die Vereinigten Staaten. Zwar betonte Wikileaks am Samstag, selbst nicht Quelle der Veröffentlichung gewesen zu sein. Die Dokumente waren von einem Nutzer namens „Emleaks“ ins Netz gestellt worden. Auch vermuten einige Experten nach einem Bericht der „New York Times“ russische Hacker hinter der Aktion, die Marine Le Pen und dem rechtsextremen Front National einen Vorteil verschaffen wollten. Eine Lesart, die angesichts der noch immer ungeklärten Vermutungen eines russischen Eingriffs in den amerikanischen Wahlkampf für manchen durchaus nahe liegen dürfte.

Doch die Tatsache, dass es vor allem amerikanische Rechte waren, die die Dokumente binnen Stunden in den sozialen Netzwerken verbreiteten, könnte darauf hindeuten, dass die extreme Rechte in Amerika womöglich entweder selbst an den Hacks beteiligt war oder aber zumindest ein großes Interesse daran hat, ihre extremistischen Botschaften über den amerikanischen Kontinent hinaus zu verbreiten und rechtspopulistische Bewegungen auch in Europa zu stützen.

© AFP, reuters Wahlkampfteam klagt über Hackerangriff auf Macron

Schon kurz nachdem die gehackten Dokumente am Freitagabend öffentlich wurden, begann sich der Hashtag #MacronLeaks weltweit in den Netzwerken zu verbreiten – mit der massiven Hilfe rechter amerikanischer Aktivisten. Wie die „New York Times“ berichtet, war der Journalist Jack Posobiec, ein Vertreter der rechtsextremen „Alt-Right-Bewegung“ in Amerika und Autor des rechtspopulistischen Nachrichtenportals „The Rebel“, der erste, der den Hashtag um 14:49 Uhr Ostküstenzeit zusammen mit einem Link auf die gehackten Dokumente verbreitete. Nach Angaben des renommierten „Digital Forensic Research Lab“ (DFRLab) beim Atlantic Council, das die Verbreitung des Hashtags seit Freitagabend erforscht hat, arbeitete Posobiec im amerikanischen Wahlkampf unter anderem für eine „Grassroot“-Bewegung für Donald Trump. In einem Tweet bezeichnete er sich als ein „stolzes Mitglied“ von „#SlavRight“, einer nationalistischen slawischen Bewegung.

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