Tirol: Täter ergab sich nach Banküberfall und Geiselnahme

Ein sechsstündiger Nervenkrieg ist nach einem misslungen Banküberfall in Erpfendorf im Bezirk Kitzbühel (Tiroler Unterland) am Freitag unblutig zu Ende gegangen.

Beamte des Sondereinsatzkommandos Cobra führten eine Person aus der abgeriegelten Raiffeissenbank im Ortszentrum ab, dabei dürfte es sich um den Täter handeln. Vorher brachten die Polizisten einen anderen zu einem Einsatzfahrzeug, bei dieser Person handelt es sich wohl um die unverletzt gebliebene Geisel.

Die Verhandlungsgruppe der Polizei hatte den Bankräuber am Nachmittag überzeugen können, seine Geisel frei zu lassen. Dem Mann geht es laut Polizei den Umständen entsprechend gut.

„Nach intensiven Verhandlungen durch die Beamten der Polizei-Verhandlungsgruppe konnte der Täter dazu bewegt werden, die Geisel freizulassen“, teilte die Exekutive mit. Der Täter habe schließlich die Ausweglosigkeit der Situation erkannt und die Bank verlassen, so die Polizei.

Die Exekutive kündigte für den frühen Abend (17.30 Uhr) eine Pressekonferenz an, bei der sie Details zu den aktuellen Geschehnissen berichten wollte.

LIVE ab 17.30 Uhr: Pressekonferenz der Polizei

Die Vorgeschichte: Ein vorerst Unbekannter hatte Freitagvormittag gegen 9.30 Uhr in Erpfendorf die Raiffeisenbank überfallen und eine Geisel genommen. Das Gebäude wurde in der folge evakuiert. Die Landespolizeidirektion Tirol richtete einen Einsatzstab im Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr ein.

Der Bereich um die Bank in Erpfendorf sei großräumig abgesperrt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Spezialkräfte der Exekutive, unter anderem das Sondereinsatzkommando Cobra mit mehreren Präzisionsschützen, umstellten die Bank.

Verhandler der Polizei konnten mit dem Geiselnehmer sprechen. „Man hat immer wieder Kontakt“, sagte eine Sprecherin der Exekutive. Laut ersten Informationen soll der Täter ein Fluchtfahrzeug verlangt haben.

Bei der Geisel handelt es sich möglicherweise um einen Taxifahrer – denn vor der Bank war ein Taxi geparkt, das einem Unternehmen im nahe gelegenen St. Johann gehört. Daher gab es auch die Vermutung, der Täter könnte per Taxi zur Bank gefahren sein.

Gegen 14.30 Uhr ist dann das Taxi von Cobra-Polizisten entfernt worden.

„Sämtliche Bankangestellten konnten das Gebäude unversehrt verlassen“, hieß es nämlich in einer Mitteilung der Tiroler Polizei am Vormittag kurz nach dem Überfall.

Die Ortschaft Erpfendorf hat zirka 1200 Einwohner und ist ein Teil der Gemeinde Kirchdorf.

Geiselnahmen bei Banküberfällen in Österreich

Bei dem Banküberfall am Freitag in Erpfendorf in Tirol ist es zu einer Geiselnahme gekommen. Immer wieder kam es in der Vergangenheit in Österreich zu derartigen Taten in Geldinstituten. Ein Überblick:

14. Juni 1993: Eine Bank Austria in der Gatterburggasse in Wien-Döbling wird überfallen. Der Täter erschießt auf der Flucht einen Polizisten und verschanzt sich mit vier Geiseln in einem Kindermodengeschäft. Nach stundenlangem Nervenkrieg feuert der Verbrecher auf den Unterhändler der Polizei. Dessen Handy in der Brusttasche verhindert das Schlimmste. Während des nachfolgenden Kugelhagels erschießt sich der Täter selbst.

9. Mai 2003: 16 Geiseln nimmt ein Bankräuber in einer BAWAG-Filiale in Linz. Der Mann lässt seine Opfer sukzessive frei und gibt schließlich auf. Doch zuvor spielt sich ein Drama ab: Der Täter versucht, eine 15-jährige Geisel zu erschießen, doch seine Pistole hat einen Defekt.

27. Februar 2007: In einer BAWAG-Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße nimmt ein 39-Jähriger mehrere Geiseln. Erst nach stundenlangen Verhandlungen gibt der Mann auf. Zunächst geht man von einem missglückten Banküberfall aus, doch später stellt sich heraus: Dem Täter geht es darum, auf seine Situation aufmerksam zu machen. Er habe in der Bank „Hilfe gesucht“ und „mit jemandem reden wollen“, sagt er später vor Gericht.

30. Oktober 2008: Ein 43-jähriger Bosnier überfällt ein Geldinstitut in Feldkirch-Tosters, nimmt eine 37-jährige Angestellte als Geisel und zwingt die Frau, ihn mit ihrem Auto fünf Stunden quer durchs Land bis nach Oberösterreich zu fahren.

20. Jänner 2011: Im Kleinwalsertal überfällt ein 36-jähriger Deutscher die Dornbirner Sparkasse in Riezlern und nimmt zwei Angestellte als Geiseln. Als eine Stunde später die Polizei anrückt, gerät der Täter in Panik und schießt sich in den Kopf.

3. Dezember 2012: Zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Bankräuber nehmen in Laakirchen (Bezirk Gmunden) in Oberösterreich drei Geiseln und fesseln diese. Die Täter entkommen mit Bargeld.

17. März 2015: Ein bewaffneter 38-jähriger Mann überfällt die Zentrale der Sparkasse in Feldkirch. Auf der Flucht mit einer Geisel, einer Angestellten der Filiale, wird dem Täter von einem Passanten ein Bein gestellt. Der Räuber stürzte und die Frau kann sich in Sicherheit bringen. Der Mann wird nur drei Minuten nach dem Überfall gefasst.

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