Britische Polizei nennt Namen der London-Attentäter

Allerdings habe es keine Geheimdienstinformationen gegeben, dass Khuram Shazad Butt einen Anschlag geplant habe, erklärte die Polizei. Butt soll laut britischen Medien vergangenes Jahr in einer britischen Fernsehdokumentation mit dem Titel „Die Jihadisten von nebenan“ zu sehen gewesen sein. Rachid Redouane, der sich als Marokkaner oder auch als Libyer ausgegeben habe, sei nicht auffällig geworden. Beide lebten im Ostlondoner Stadtteil Barking. Dort nahm die Polizei bei Durchsuchungen am Sonntag und Montag insgesamt zwölf Menschen fest, sieben Frauen und fünf Männer. Je ein Mann und eine Frau seien wieder freigelassen worden.

Die beiden namentlich genannten und ein weiterer Mann, zu dessen Identität die Behörden keine Angaben machten, waren nur Minuten nach ihrer Tat am Samstag von der Polizei erschossen worden. Die Extremisten-Miliz Islamischer Staat (IS) reklamierte das Attentat in der Londoner Innenstadt für sich. Bei dem Anschlag rasten drei Angreifer am Samstagabend auf der London Bridge mit einem Transporter in eine Menschenmenge und stachen dann im Ausgehviertel Borough Market wahllos mit Messern auf Menschen ein. Zeugen zufolge riefen sie: „Das ist für Allah.“ Sieben Menschen starben und rund 50 wurden verletzt.

Britische Medien berichteten, dass der ursprünglich aus Pakistan stammende Mann verheiratet gewesen sei und Kinder gehabt habe. Der andere Attentäter, vermutlich aus Marokko, lebte laut irischen Medien in Irland. Der Mann habe ein Ausweispapier einer irischen Behörde gehabt und in Dublin gelebt. Es werde davon ausgegangen, dass er mit einer Schottin verheiratet gewesen sei.

Von den Verletzten befanden sich nach Polizeiangaben am Montagabend noch 18 in einem kritischen Zustand. Unter den Verletzten sind nach Angaben der deutschen Regierung auch zwei Deutsche. Ein Spanier und zwei Franzosen wurden vermisst.

Bei einer Mahnwache gedachten Tausende Menschen der Opfer des Terroranschlags. „Das ist unsere Stadt, das sind unsere Werte und das ist unsere Lebensart“, rief Bürgermeister Sadiq Khan der Menge in einem Park an der Themse unweit des Tatorts zu. Mutige Londoner seien Verletzten selbstlos zur Hilfe gekommen – „Ihr seid die Besten von uns!“, sagte Khan. Er kündigte an, dass der Terrorismus besiegt werden würde. An der Mahnwache mit einer Schweigeminute nahmen auch der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, sowie weitere Vertreter verschiedener Religionen teil. Am Dienstag ist um 11.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MESZ) eine landesweite Schweigeminute geplant.

Premierministerin Theresa May stellte wenige Tage vor der Parlamentswahl vom Donnerstag einen Vier-Punkte-Plan vor, der sich mit aller Härte nicht nur gegen Terroristen, sondern gegen den radikalen Islamismus richtet. „Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn zu erkennen und ihn aus dem Öffentlichen Dienst und der Gesellschaft ausrotten.“ Mit dem Begriff „Öffentlicher Dienst“ spricht May vermutlich das Schulwesen an. Es gebe „viel zu viel Toleranz für Extremismus in unserem Land“, sagte sie. „Wir werden den Terroristen nicht erlauben, dass sie uns besiegen. Wir werden sie besiegen.“

Ihr Herausforderer Jeremy Corbyn von der oppositionellen Labour-Party forderte May zum Rücktritt auf. Er verwies darauf, dass May in ihrer Zeit als Innenministerin mitverantwortlich dafür gewesen sei, dass es heute 20.000 weniger Polizisten gebe als 2010. Später ruderte Corbyn aber zurück und betonte, die Wahl sei eine gute Gelegenheit, um May loszuwerden.

Der Anschlag vom Samstagabend war das dritte Attentat binnen drei Monaten in Großbritannien und das zweite in London – alle drei hat der IS für sich in Anspruch genommen: In Manchester hatte im Mai ein Selbstmordattentäter nach einem Auftritt der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen getötet. Ende März war ein Mann auf der Westminster-Brücke in London mit hohem Tempo in Fußgänger gefahren. Anschließend tötete er mit einem Messer einen unbewaffneten Polizisten. Sechs Menschen starben.

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