May kündigt nach London-Anschlag Härte gegen Islamisten an

„Wir müssen viel stärker daran arbeiten, ihn zu erkennen und ihn aus dem öffentlichen Dienst und der Gesellschaft auszurotten.“ Mit dem Begriff „öffentlicher Dienst“ spricht May vermutlich das Schulwesen an. Es gebe „viel zu viel Toleranz für Extremismus in unserem Land“, sagte sie. „Wir werden den Terroristen nicht erlauben, dass sie uns besiegen. Wir werden sie besiegen.“ May plant unter anderem eine schärfere Überwachung von Internet und Messengerdiensten. Auch längere Haftstrafen gehören zum Paket.

Drei Männer hatten am Samstagabend im Zentrum Londons Menschen mit einem Lieferwagen und langen Messern attackiert und dabei sieben Passanten getötet und rund 50 weitere teils schwer verletzt. Die Angreifer wurden von Polizisten erschossen – vom Notruf bis zu ihrer Tötung vergingen nur acht Minuten.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte am späten Sonntagabend den Anschlag für sich. Ein Gedenkkonzert mit 50.000 Besuchern setzte im nordenglischen Manchester zeitgleich ein Zeichen gegen Terror.

Es war das dritte Attentat binnen drei Monaten in Großbritannien und das zweite in London – alle drei hat der IS für sich in Anspruch genommen: In Manchester hatte im Mai ein Selbstmordattentäter nach einem Auftritt der US-Sängerin Ariana Grande 22 Menschen getötet. Ende März war ein Mann auf der Westminster-Brücke in London mit hohem Tempo in Fußgänger gefahren. Anschließend tötete er mit einem Messer einen unbewaffneten Polizisten. Sechs Menschen starben.

Die Polizei hat die drei toten Attentäter des Londoner Anschlags identifiziert. Die Namen würden veröffentlicht, „sobald es die Ermittlungen erlauben“, teilte die Londoner Polizei am Montag mit. Jetzt gehe es darum, herauszufinden, ob die Männer weitere Helfer bei der Planung des Anschlags gehabt hätten, sagte Polizeichefin Cressida Dick. Bereits wenige Stunden nach dem Anschlag gab es im Osten Londons zwölf Festnahmen, weitere Verdächtige wurden am Montag inhaftiert.

Medien berichteten immer mehr Details über die mutmaßlichen Täter. Bei einem der von der Polizei getöteten Verdächtigen handle es sich um einen 27-Jährigen aus dem Londoner Stadtteil Barking, berichtete die BBC. Der Mann stamme ursprünglich aus Pakistan, er sei verheiratet gewesen und habe Kinder gehabt. Ein zweiter mutmaßlicher Attentäter sei Marokkaner und verheiratet mit einer Frau, die nach BBC-Informationen festgenommen wurde.

„Wir werden diese Feiglinge nie gewinnen lassen, und wir werden uns nie vom Terrorismus einschüchtern lassen“, sagte Londons Bürgermeister Sadiq Khan mit Blick auf die Attentäter. US-Präsident Donald Trump kritisierte Khan erneut scharf. Auf Twitter sprach Trump von einer „armseligen Ausrede“ Khans. Dieser müsse jetzt schnell über seine Aussage nachdenken, es gebe keine Grund zur Panik. Bereits am Sonntag hatte sich Trump kritisch geäußert.

Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, forderte Regierungschefin May zum Rücktritt auf. Er verwies darauf, dass May in ihrer Zeit als Innenministerin mitverantwortlich dafür gewesen sei, dass es heute 20.000 weniger Polizisten gebe als 2010. Nun aber stelle die Premierministerin die geringe Stärke der Sicherheitskräfte als Problem dar. Die Regierungschefin hatte die Vorwürfe bereits mehrmals zurückgewiesen. Die Polizei sei gut für den Anti-Terror-Kampf gerüstet.

Corbyn sagte: „Ja, wir haben ein Problem: Wir hätten die Polizeistellen nie kürzen dürfen.“ Die Wahl sei „vielleicht die beste Möglichkeit“, um May aus dem Amt zu treiben. Am Donnerstag wählen die Briten ein neues Parlament.

Ein Spanier wird seit dem Anschlag in London vermisst. Es werde „alles Menschenmögliche“ getan, um den Mann ausfindig zu machen, teilte die spanische Regierung mit. „Wir vertrauen darauf, dass ihm nichts Schlimmes passiert ist“, sagte Außenminister Alfonso Dastis in Madrid. Gemeinsam mit den Behörden in London werde alles versucht, um den 39-Jährigen zu finden, der in London lebte und arbeitete.

Der Spanier befand sich während des Anschlags zusammen mit Freunden nahe dem Borough Market, wie die Zeitung „El País“ berichtete. Nach Berichten der Freunde soll er versucht haben, einen Angreifer abzuwehren, der mit einem Messer auf eine Frau losgegangen sei. Im allgemeinen Chaos habe sich danach seine Spur verloren, hieß es. Offenbar hatte er keine Papiere bei sich. 

Innenminister Juan Ignacio Zoido versuchte, die Familie zu beruhigen. Er betonte, es gebe viele Verletzte, die operiert werden mussten und möglicherweise noch bewusstlos sind. Er vertraue darauf, dass der Mann „in bestmöglicher Verfassung“ gefunden werde.

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