Buddha lässt es krachen

Thurston Moore, einst Sänger und Gitarrist der legendären Band „Sonic Youth“, bringt den Rock’n’Roll mit seinem neuen Projekt auf eine höhere Bewusstseinsebene. Nun kommt er nach München.

Von Jürgen Moises

Mit Sonic Youth hat Thurston Moore Musikgeschichte geschrieben, und wenn sich der 58 Jahre alte Sänger, Gitarrist und Songwriter aus New York einfach auf sein Altenteil zurückgezogen hätte: Ein Platz im Pantheon der Indierock-Götter wäre ihm sicher.

Aber da er dort zwar in Würde ergrauen, sich ansonsten aber wohl zu Tode langweilen würde, ist der inzwischen nach London umgezogene Musiker seit der Auflösung der legendären No-Wave-Band Sonic Youth im Jahr 2011 weiterhin musikalisch höchst aktiv: teilweise unter eigenem Namen und teilweise mit seiner 2012 zusammen mit John Moloney, Samara Lubelski und Keith Wood gegründeten Noiserock-Band Chelsea Light Moving.

Sein erstes Soloalbum „Psychic Hearts“ nahm Moore bereits 1995 auf. Mit „Rock N Roll Consciousness“ liegt seit kurzem sein inzwischen fünftes Album unter eigenem Namen vor. Das trägt den Begriff „Rock N Roll“ durchaus mit Recht im Titel. Denn während Moores erste drei Solo-Alben „Psychic Hearts“, „Trees Outside the Academy“ (2007) und „Demolished Thoughts“ (2011) eher akustisch orientiert waren, werden hier mal wieder kräftig die Verstärker aufgedreht.

Diese Entwicklung deutete sich auf dem Album „The Best Day“ von 2014 an, das Moore zusammen mit My Bloody Valentine-Bassist Deb Googe und Ex-Sonic Youth-Schlagzeuger Steve Shelley aufgenommen hat, zwei Meistern des virtuosen Lärms.

Googe und Shelley sind auch auf „Rock N Roll Consciousness“ mit dabei, sowie der britische Gitarrist und Komponist James Sedwards. Zusammen haben sie unter Moores Führung eine vom Buddhismus und der kalifornischen Sonne inspirierte Rock-Meditation geschaffen: bestehend aus fünf Songs, die durchschnittlich acht Minuten dauern und sich auf einer metaphorisch-mystischen Ebene im weitesten Sinne um das Thema Liebe drehen.

Nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch wirkt das Album kohärenter als der skizzenhafte Vorgänger „The Best Day“. Mit ihren treibenden, hypnotischen und teilweise auch in J-Masics- oder Neil-Young-Manier ausfransenden Riffs haben Songs wie „Exalted“, „Smoke of Dreams“ oder „Aphrodite“ tatsächlich das Potenzial, einen auf eine höhere Rock’n’Roll-Bewusstseinsebene zu hieven.

Thurston Moore Group, Fr., 30. Juni, 20.45 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88, 089/24205711

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