Brände in Italiens Urlaubsregionen – auch die Mafia zündelt mit

(Von Apa/Dpa.)

Zwei Campingplätze in der eleganten toskanischen Badeortschaft Capalbio sind wegen den Flammen am Sonntagnachmittag vorsichtshalber evakuiert worden. Am Montag rückte die Feuerwehr landesweit wieder zu mehr als 240 Einsätzen aus, teilte sie auf Twitter mit.

Feuer zerstörte Wälder in der Provinz Siena und auf der Insel Elba. Auch die süditalienische Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel kämpft weiterhin gegen das Feuer.

Drei Canair-Flugzeugen waren im Einsatz, um die Brände unweit des Vesuvs zu löschen. Zu einer Entlastung kam es durch Regenfälle in der süditalienischen Region Kalabrien.

Hier verursachten die Niederschläge Überschwemmungen. Brände wurden auch bei Paestum gemeldet. Sie bedrohten jedoch nicht die bekannten griechischen Tempel.

Einen „glühenden Sonntag“ erlebte laut Feuerwehr auch ein Ortsteil des weiter nördlich gelegenen Grosseto. Die Flammen hätten drei Gebäude beschädigt und 16 Autos zerstört, insgesamt wüteten die Brände auf einer Fläche von zwei Hektar.

Wegen der Feuer musste der Bahnverkehr auf einigen Strecken unterbrochen werden. Römer oder Touristen, die aus der italienischen Hauptstadt mit dem Zug zur Abkühlung ans Meer gefahren waren, steckten bis nach Mitternacht in Küstenorten wie Ladispoli und Santa Marinella fest.

Politiker unter Druck

Die schweren Brände, die seit Tagen Italien unter Druck halten, beschäftigen jetzt auch die Politik. Oppositionsparlamentarier riefen Umweltminister Gian Luca Galletti auf, im Parlament über die Strategie der Regierung zum Wälderschutz vor Bränden zu berichten.

Vor allem in Süditalien war die Lage zuletzt prekär. Überall Brände, Flammen, Rauch. Seit Mitte Juni wurde fast soviel Waldfläche verbrannt wie im gesamten vergangenen Jahr nicht, hat die Umweltschutzorganisation Legambiente errechnet. Laut Zivilschutz sind die Anfragen nach Löschflugzeugen derzeit so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Damals im Jahr 2007 erlebte Italien in puncto Waldbrände sein „annus horribilis“.

„Sizilien brennt, und wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird, bleibt nur Asche“, warnte jetzt der Generalsekretär des Verbraucherschutzverbandes Codacons, Francesco Tanasi.

Ein Großteil des Landes leidet an einer extremen Hitzewelle und Trockenheit, in manchen Gegenden hat es seit Monaten nicht mehr geregnet.

Öko-Mafia und Pyromanen

Aber: „Es ist nicht nur die Schuld des Klimas. Hinter den Bränden steckt vor allem die Hand der Öko-Mafia und der Pyromanen“, heißt es in einem Bericht von Legambiente.

Unter Öko-Mafia versteht man in Italien Organisationen, die Umweltverbrechen begehen. Dazu gehört auch die illegale Müllentsorgung.

„Italien brennt jeden Sommer. Es brennt wegen der kriminellen Energie des Menschen, mafiös oder nicht mafiös, um die eigenen schmutzigen Interessen zu verfolgen“, schreibt Legambiente. Auch hinkten die Regionen, die nun besonders betroffen sind, bei der Umsetzung ihrer Notfallpläne hinterher.

Dieses Bild zeigt den Vesuv am 12. Juli - es handelt sich dabei aber um keinen Vulkanausbruch, sondern um einen großflächigen Waldbrand. Bild: SN/APA/AFP/ELIANO IMPERATO

Bestes Beispiel sind die Feuer am Vesuv. Die Bilder von dem eigentlich ruhenden Vulkan erinnerten an einen Ausbruch. Der Rauch war sogar aus dem All zu sehen. Am Fuße des Vulkans klagen Anwohner über illegalen Abfall, der dort seit Jahren abgelegt werde und über möglicherweise giftigen Rauch durch die Feuer. „Der Vesuv ist in den letzten Jahren eine riesengroße Müllkippe geworden“, sagte der Autor Roberto Saviano, der sich mit dem Mafia-Buch „Gomorrha“ über die Machenschaften der Camorra weltweit einen Ruf gemacht hat. Die Feuer würden nicht nur gelegt, um Müll verschwinden zu lassen, sondern auch um Platz für neue Müllkippen zu schaffen.

Andernorts ginge es um Immobilienspekulation, so Saviano. Wenn ein Grundstück verbrannt sei, würde es per Gesetz für 15 Jahre blockiert – entweder zahle man also vorab mafiösen Clans Geld oder sie verbrennen das Grundstück, um eine Baugenehmigung zu verhindern. „Wie immer weiß die Politik darauf keine Antwort zu geben.“ Das alles habe nichts mit psychisch kranken Brandstiftern zu tun.

Zwar gibt es auch diese. Und Bauern, die Wald verbrennen, um Farmland zu schaffen. Oder Menschen, die einfach unachtsam bei sengender Hitze ihren privaten Müll verbrennen. Die Gründe sind vielfältig. Wichtig sei, die Täter härter zu bestrafen, sagte der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio. „Wer gefasst wird, muss so bestraft werden, dass er eine Mahnung für die ist, die weiter Feuer legen.“ Bisher ist in dieser Hinsicht aber offenkundig noch nicht genug geschehen.

(Bild: Zwei Campingplätze in der eleganten Badeortschaft Capalbio wurde wegen den Flammen am Sonntagnachmittag vorsichtshalber evakuiert. Bild: SN/AP)

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