29 Todesopfer – „Dies ist ein Moment des Schmerzes“

Der Osterurlaub unter südlicher Sonne endete für mindestens 29 Menschen auf Madeira tödlich. Nach Angaben des portugiesischen Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa stammen alle Todesopfer aus Deutschland. Er drücke im Namen aller Portugiesen den Angehörigen der Toten sein Beileid aus, zitierten portugiesische Medien am Abend Sousa. Er wolle am Donnerstag mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprechen.

Ein Bus, mit dem die Urlauber auf der portugiesischen Ferieninsel unterwegs waren, stürzte am frühen Mittwochabend eine Böschung hinunter auf ein Haus. Der Fahrer hatte offenbar in einer Kurve die Kontrolle über den Bus verloren, der daraufhin einen Abhang hinunter in ein Wohnviertel stürzte. Auf Bildern war zu sehen, wie der weiße Reisebus völlig zerstört auf der Seite und teilweise auf einem roten Ziegeldach lag. Insgesamt sollen 55 Passagiere, der Busfahrer und ein Reisebegleiter an Bord gewesen sein. Medienberichten zufolge waren die Urlauber im Alter zwischen 40 und 50 Jahren auf dem Weg von ihrem Hotel in ein Restaurant in der Provinzhauptstadt Funchal.

Die Unglücksursache ist noch unklar. Vermutlich war ein mechanisches Problem die Ursache – entweder ein Bremsausfall oder ein eingeklemmtes Gaspedal. Der Vizepräsident der Regionalregierung, Pedro Calado, sagte, Mutmaßungen zu der Unglücksursache seien „verfrüht.“

Der Inhaber des Unglücksfahrzeugs will bei der Aufklärung helfen. „Es ist unser Wille und unser Bestreben, dass alle Fakten, Gründe und Verantwortlichkeiten des Unfalls ermittelt werden“, zitierte die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa am Donnerstag aus einer Mitteilung des Verkehrsunternehmens SAM. „Wir werden uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten.“

Außenministerium richtet Hotline ein

Das Unglück ereignete sich dem örtlichen Zivilschutz zufolge gegen 18.30 Uhr in der östlich von Funchal gelegenen Gemeinde Canico. Zwei Dutzend Rettungswagen waren im Einsatz, die Polizei riegelte den Unglücksort weiträumig ab. „Mein Gott, ich bin sprachlos“, sagt der Bürgermeister der Gemeinde Canico, Filipe Sousa.

„Mit großer Erschütterung haben wir von dem tragischen Busunglück auf Madeira erfahren. Wir müssen leider davon ausgehen, dass Opfer aus Deutschland sind“, twitterte das Auswärtige Amt am späten Abend. „Unser Mitgefühl gilt ihren Familien und Freunden.“ Das Außenministerium richtete eine Hotline ein, unter der sich Angehörige informieren können (030-50003000).

Und Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte: „Entsetzliche Nachrichten erreichen uns aus Madeira. Unsere tiefe Trauer gilt all denen, die in dem verunglückten Bus ihr Leben verloren haben, unsere Gedanken sind bei den Verletzten.“

Ein Vertreter der portugiesischen Regierung kondolierte dem deutschen Botschafter in Portugal. Der Vertreter Portugals für die Autonome Region Madeira, Ireneu Cabral Barreto, bedauere „den schweren Verkehrsunfall zutiefst“ und spreche den Angehörigen der Opfer „aufrichtiges Beileid“ aus, zitierte ihn die Zeitung „Observador“. Portugals Ministerpräsident António Costa kondolierte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Er sei bestürzt und übermittle der Kanzlerin „in dieser schweren Stunde“ sein Bedauern, twitterte Costa.

Die Regionalregierung hat eine dreitägige Trauerzeit für die portugiesische Insel angeordnet. Diese gelte von Donnerstag bis Samstag, hieß es in einer Erklärung des Regierungsrats der Autonomen Region Madeira. Demnach werden die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf Madeira während der drei Tage auf halbmast gesetzt.

Bei den 29 bestätigten Toten handele es sich um 18 Frauen und elf Männer. 28 weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es aus dem Krankenhaus in der Hauptstadt Funchal, in dem sie behandelt wurden. Darunter auch der Busfahrer und der Reisebegleiter – beides Portugiesen.

Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa wollte zunächst noch am Abend nach Madeira reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Jedoch würden die Militärflugzeuge möglicherweise gebraucht, um Verletzte auf das Festland zu bringen, hieß es. Sousa habe die Reise deshalb zunächst wieder abgesagt, wie Medien berichteten. „Dies ist ein Moment des Schmerzes, aber auch der Solidarität“, sagte der Präsident dem Nachrichtensender SIC Noticias.

Die Luftwaffe will drei Maschinen nach Madeira schicken. „Wir bereiten zwei Flugzeuge vom Typ Falcon 50 und eine C-295M mit medizinischer Ausrüstung vor, um die Opfer der Tragödie von Madeira zu versorgen und sie – sofern das nötig ist – schnell auf den Kontinent zu transportieren“, heißt es in einer Mitteilung der Luftwaffe.

Beliebtes Ziel von Deutschen und Briten

Die „Blumeninsel“ Madeira liegt etwa 950 Kilometer südwestlich von Lissabon im Atlantik und ist vor allem auch bei Deutschen sehr beliebt. Wanderer, Taucher und Golfer schätzen die atemberaubende Natur und das milde subtropische Klima. Madeira hat etwa 260.000 Einwohner, die Insel gehört zu Portugal.

Seit der Eröffnung des Santa Catarina Flughafens 1963 kommen die meisten Urlauber mit dem Flugzeug, und die Touristenzahlen steigen jedes Jahr. Den Hauptanteil bilden heute Briten und Deutsche.

Der bekannteste Sohn Madeiras ist heute zweifellos Fußballstar Cristiano Ronaldo, der in einem Armenviertel von Funchal geboren wurde. 2017 wurde der Flughafen von Madeira nach dem Europameister und mehrfachen Weltfußballer benannt.

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*