Türkisches Gericht verurteilt sieben Journalisten zu Haft

Ein türkisches Gericht hat sieben Journalisten wegen der Unterstützung der prokurdischen Zeitung „Özgür Gündem“ zu Haftstrafen verurteilt. Die Angeklagten wurden heute von dem Gericht in Istanbul wegen „Terrorpropaganda“ zu 15 bis 45 Monate Haft verurteilt, wie die Plattform für Pressefreiheit P24 mitteilte.

Unter den Verurteilten waren Eren Keskin und Hüseyin Akyol, die jeweils einen Tag als Chefredakteur der Zeitung gedient hatten. Die Journalistin Keskin sagte bei der finalen Anhörung laut P24, sie habe kein Verbrechen begangen. „Ich glaube nicht, dass das Äußern von Gedanken ein Verbrechen ist. Ich fordere meinen Freispruch“, sagte Keskin.

Ebenfalls verurteilt wurden der frühere Redakteur Reyhan Capan und die Kolumnisten Ayse Batumlu und Reyhan Hacioglu. Acht weitere Angeklagte wurden freigesprochen, während der Fall von sieben Angeklagten abgetrennt wurde.

Prominente Journalisten übernahmen Chefredaktion

„Özgür Gündem“ war seit ihrer Gründung 1992 wegen ihrer kritischen Berichterstattung über den Kurdenkonflikt immer wieder geschlossen worden. Zahlreiche Mitarbeiter wurden getötet oder inhaftiert. Nach jeder Schließung erschien die Zeitung aber unter neuem Namen. Nach dem Putschversuch von Juli 2016 wurde die Zeitung, die zuletzt wieder unter ihrem alten Namen erschien, jedoch endgültig unter dem Vorwurf verboten, mit der PKK-Guerilla zu sympathisieren.

Aus Solidarität mit der Zeitung übernahmen zahlreiche Journalisten und Intellektuelle in einem symbolischen Akt für einen Tag die Chefredaktion des Blattes. Wegen der Solidaritätsaktion laufen derzeit zahlreiche Prozesse. Unter den Angeklagten sind auch die Schriftstellerin Asli Erdogan und Erol Önderoglu, der Türkei-Vertreter von Reporter ohne Grenzen. In der Rangliste der Pressefreiheit seiner Organisation steht die Türkei auf Platz 157 von 180.

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