Folgen der Dieselaffäre – Daimler senkt wegen Dieselaffäre Ergebnisprognose – Analysten senken Kursziele

Weil der Konzern im zweiten Quartal einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag für laufende behördliche Verfahren und Maßnahmen um Dieselautos von Mercedes-Benz zurückstellt, dürfte das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern im Gesamtjahr nun nur noch etwa auf Höhe des Vorjahres liegen, wie Daimler am Sonntag mitteilte. Bisher hatte Daimler  mit einer leichten Zunahme des Ergebnisses gerechnet, das hätte bei dem Unternehmen ein Plus von fünf bis 15 Prozent bedeutet. Die Vans-Sparte mit den kleinen Nutzfahrzeugen dürfte in diesem Jahr einen operativen Verlust einfahren statt eines kleinen Gewinn.

Daimler-Aktie im Fokus

Die Aktie eröffnete deutlich im Minus. Zuletzt notierten die Papiere 3,4 Prozent im Minus. Seit dem Zwischenhoch von 76,48 Euro im Januar 2018 haben die Papiere auf Xetra bereits mehr als 35 Prozent verloren.

 

Am Freitag erst hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückruf für Modelle vom Typ Mercedes-Benz GLK 220 angeordnet. Das KBA habe im Rahmen seiner Untersuchungen bei verschiedenen Herstellern bei diesen Mercedes-Modellen der Euro-5-Norm eine unzulässige Abschalteinrichtung der Abgasreinigung festgestellt, erklärte das Bundesverkehrsministerium.

JP Morgan rät weiter zum Kauf der Daimler-Aktie

Nach Einschätzung eines Analysten müssen sich die Anleger womöglich auf weitere Belastungen im Jahresverlauf einstellen. Da Daimler mit den Behörden kooperiere, halte er weitere Rückstellungen für möglich, erklärte Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan in einer Studie. Er beließ jedoch die Einstufung für Daimler auf „Overweight“ mit einem Kursziel von 69 Euro belassen. Angesichts erhöhter Aufwendungen für verschiedene behördliche Verfahren und Maßnahmen betreffend Dieselfahrzeuge von Mercedes-Benz habe er seine Schätzungen für das operative Ergebnis (Ebit) im Jahr 2019 reduziert.

Experte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler hingegen strich seine Kaufempfehlung und rät bei einem deutlich gekappten Kursziel von 52 Euro, die Aktien nur noch zu halten. Er sorgt sich weniger über die Dieselkosten und die Vans-Sparte, die operativ in diesem Jahr in die roten Zahlen rutschen dürfte. Schlimmer findet er, dass auch das Kerngeschäft Mercedes-Benz Cars momentan ziemlich schlecht laufe.

Der erst seit einem Monat amtierende neue Konzernchef Ola Källenius und sein ebenfalls erst jüngst angetretener Finanzvorstand Harald Wilhelm starten damit mit einer hohen Bürde in ihre neuen Aufgaben. Für das Gesamtjahr rechnen sie nun nicht mehr mit einem Anstieg des Konzernergebnisses vor Zinsen und Steuern um fünf bis 15 Prozent – sondern nur noch mit einem operativen Gewinn etwa auf Vorjahresniveau. Die Vans-Sparte mit den kleinen Nutzfahrzeugen dürfte in diesem Jahr operativ sogar in die roten Zahlen rutschen statt einen kleinen Gewinn einzufahren.

Daimler-Gewinnwarnung sei keine Überraschung

Eine besonders große Überraschung sei die Gewinnwarnung nicht, erklärte Analyst Jürgen Pieper von der Metzler Bank. Ihn sorge aber, dass nicht nur Extrakosten und die Van-Sparte für die zurückgenommenen Gewinnaussichten verantwortlich seien, sondern auch das Kerngeschäft Mercedes-Benz-Pkw in einer eher schlechten Verfassung sei.

Die Hoffnung, der Autobauer könne mit seinem neuen Vorstandschef Ola Källenius auch neue Orientierungsmarken setzen, schwinde rasch, schrieb er weiter. Analyst Jose M. Asumendi von der US-Bank JPMorgan schließt zudem weitere Rückstellungen von Daimler bis zum Jahresende nicht aus. Daimler hatte am Sonntag wegen steigender Kosten für die Bewältigung der Dieselaffäre seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr gekappt.

Die Dieselaffäre kommt zu anderen Problemen der Autobranche hinzu. So lastete zuletzt der Handelsstreit zwischen den USA und China auf den Geschäften, genauso wie die Einführung neuer Abgas- und Verbrauchstests in der EU. Ex-Chef Dieter Zetsche musste in seiner letzten eigenen Jahresbilanz für das vergangene Jahr einen herben Gewinneinbruch verkünden.

Rückruf für 60.000 Autos vom Typ Mercedes-Benz GLK 220

Am Freitag erst hatte das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückruf für 60.000 Autos vom Typ Mercedes-Benz GLK 220 angeordnet. Das KBA habe im Rahmen seiner Untersuchungen bei verschiedenen Herstellern bei diesen Mercedes-Modellen der Euro-5-Norm eine unzulässige Abschalteinrichtung der Abgasreinigung festgestellt, erklärte das Bundesverkehrsministerium.

Vergangenen August hatten die Behörden einen Rückruf von europaweit 690.000 Diesel-Fahrzeuge des Konzerns angeordnet. Betroffen vom Verdacht der illegalen Abschalteinrichtungen waren der Kleintransporter Vito sowie unter anderem Varianten der C-, E- und S-Klasse oder der SUVs GLC, GLE und GLS. Daimler bestreitet, illegale Abschalteinrichtungen verwendet zu haben.

Ohnehin laufen die Geschäfte aber nicht mehr so rund, weil auch die Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA die Branche belasten, genauso wie die Einführung neuer Abgas- und Verbrauchstests in der EU. Ex-Chef Dieter Zetsche musste in seiner letzten eigenen Jahresbilanz für das vergangene Jahr einen herben Gewinneinbruch verkünden.

Zetsche hat es Källenius überlassen, die Details festzulegen, an welcher Stelle im Konzern künftig der Gürtel wie eng geschnallt werden muss. Details dazu blieb der Schwede aber bisher schuldig. Am 22. Mai erst hatte Källenius das Ruder von Zetsche übernommen, der nach über 13 Jahren an der Konzernspitze sein Amt abgab. Nach einer Abkühlungsphase will sich Zetsche in zwei Jahren in den Aufsichtsrat wählen lassen.

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