Proteste in Hongkong: Ausschreitungen nach dem Tod eines Studenten

Nach dem Tod eines Studenten am Rande der Proteste in Hongkong kam es am Freitag erneut zu Zusammenstößen zwischen radikalen Demonstranten und der Polizei. Die Protestierenden blockierten Straßen in mehreren Vierteln, warfen Steine und Gegenstände auf Polizisten und warfen Brandsätze auf eine Polizeistation. Die Polizei setzte Tränengas ein. Ein Beamter feuerte einen Warnschuss mit scharfer Munition ab.

Die Wut in der Stadt mischte sich mit Trauer. Tausende Menschen schlossen sich am Freitag Protestmärschen und Mahnwachen gegen Polizeigewalt an. An der Hong Kong University of China kam es zu Demonstrationen, die Uni-Leitung sagte eine Abschlussfeier ab. Einige Demonstranten am Freitag forderten Rache und nannten die Polizisten der Stadt Mörder. Andere trugen weiße Rosen als Zeichen der Trauer.

Die Demonstranten machen die Polizei für den Tod des 22-Jährigen Studenten verantwortlich, obwohl nicht geklärt ist, warum er am Montag von einem Parkhaus stürzte und sich dabei so schwere Kopfverletzungen zuzog, dass er am Freitag nach mehreren Tagen im Koma starb.

Die Polizei teilte mit, dass der Student etwa 120 Meter von einer Stelle entfernt gefunden wurde, an der die Beamten Tränengas eingesetzt hatten. Die Hongkonger Zeitung South China Morning Post berichtete, dass der Student von der dritten in die zweite Etage des Parkhauses gestürzt war. Ob er an den Protesten teilgenommen hatte, ist unklar.

Die Polizei weist die Verantwortung zurück

In einigen Berichten hieß es, dass der Student vor Beamten flüchten wollte. Die Polizei verneinte das am Freitag auf einer Pressekonferenz. „Wir möchten klarstellen, dass das mit Sicherheit falsch ist“, sagte eine Sprecherin. Die Polizei habe das Parkhaus am Freitag zwei Mal betreten: zunächst während einer Patrouille, bevor der Student das Parkhaus betreten habe. Zum zweiten Mal, als Rettungskräfte sich nach dem Sturz bereits um ihn kümmerten.

Wei Shyy, der Präsident der Universität, an der der uns Leben gekommene Student eingeschrieben war, forderte eine genaue Untersuchung der Todesumstände. Es müsse auch geklärt werden, warum die Rettungskräfte 19 Minuten brauchten, um den Verletzten zu erreichen. „Wir fordern Aufklärung von allen Seiten, insbesondere von der Polizei“, schrieb Shyy in einer Stellungnahme.

Seit fünf Monaten demonstrieren die Hongkonger gegen die eigene Regierung und den wachsenden Einfluss der Pekinger Führung auf die ehemalige britische Kronkolonie. Immer wieder kommt es dabei zu schweren Zusammenstößen von Polizei und Demonstranten. Am 1. Oktober wurde ein Demonstrant mit scharfer Munition von der Polizei angeschossen. Todesopfer im direkten Zusammenhang mit den Zusammenstößen gab es bislang jedoch nicht.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong nach dem Grundsatz „ein Land, zwei Systeme“ autonom als eigenes Territorium regiert. Die sieben Millionen Hongkonger stehen unter Chinas Souveränität, genießen aber – anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik – mehr Rechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit, um die sie jetzt fürchten.

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