Zwischen „Alles Walzer“ und „Lalala“

Gemäß dem Motto „Alles Oper“ rückte Opernballorganisatorin Maria Großbauer bei ihrem Abschied die Kunst in den Mittelpunkt – und zwar in der Form der Königin der Nacht, der mystisch-dunklen Figur aus der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“.

Bevor der Ballsaal mit einem gemeinsamen „Alles Walzer“-Ruf freigegeben wurde, zeigten die Debütanten noch ihre fleißig einstudierte Eröffnungschoreografie – samt der textlich machbaren „Lalala“-Gesangseinlage bei der „Bauernpolka“ von Johann Strauß. Das absolvierten sie bravourös und bekamen den verdienten Applaus der Ballgäste sowie großes Lob von der Ballorganisatorin Großbauer.

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Ausverkauftes Haus

Der Opernball ging nicht nur zum letzten Mal unter Großbauers Organisation über die Bühne. Auch für den Hausherrn Dominique Meyer war es vor seinem Wechsel zur Mailänder Scala der letzte Opernball als Wiener Staatsoperndirektor. Traurige Gesichter suchte man dennoch vergebens. Der Ball war einmal mehr bis auf den letzten Platz ausverkauft.

Zur illustren Gästerunde zählte ein weiteres Mal Richard Lugner, der mit Ornella Muti und reichlich Anlaufschwierigkeiten doch noch einen prominenten Gast aus dem Hut zauberte. Muti zeigte sich in einem schlichten engen Kleid ganz in Schwarz und auch begeistert über ihren Gastgeber: „Lugner ist so sympathisch“. Auch Lugner zeigte sich von Muti begeistert. Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung war dann wohl auch der gemeinsame Tanz, womit die italienische Schauspielerin dann wohl auch die höchste Stufe des Lugner-Opernballgast-Daseins erklommen hat.

Interview mit Ornella Muti und Richard Lugner

Ornella Muti zeigt sich begeistert vom Opernball: „Es ist ein Zauber, ein Märchen.“ Sie habe Gänsehaut gehabt – und alle würden den Ball genießen.

In der Loge des Unternehmers Klemens Hallmann und seiner Frau, dem Model Barbara Meier, nahmen schließlich „Terminator“-Shootingstar Gabriel Luna („Wien ist so schön“), der Schauspieler und Opernball-Debütant Ralf Moeller – zum ersten Mal im Frack –, die niederländische Moderatorin Sylvie Meis, das Model Franziska Knuppe und die Moderatorin Katja Burkard mit gebrochener Schulter Platz.

Edtstadler brachte Schinas in die Oper

Trotz prominenter Absenzen war auch das offizielle Österreich ganz ordentlich am Ball vertreten. Zwar fehlte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wegen des EU-Budgetgipfels, doch sorgte Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Staatsoberhaupt für höchste Repräsentanz in der Staatsoper. Zahlreiche türkise Minister und Ministerinnen brachten hochrangige Gäste aufs Parkett. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kam in die Oper.

Einen prominenten Gast hatte sich etwa die als tanzfreudig bekannte Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) geangelt, nämlich den griechischen Vizepräsidenten der EU-Kommission Margaritis Schinas. Von Regierungsseite waren zudem ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg, Finanzminister Gernot Blümel und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (beide ÖVP) in der Oper zu Gast.

Die höchste Vertreterin der Grünen war Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek, die die Künstler auf dem Ball im Vordergrund sah.

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„Nicht nur Smalltalk“

Für Van der Bellen ist der Opernball nicht nur Smalltalk, wie er im Gespräch mit dem ORF vor der Eröffnung sagte. In den wenigen Minuten, die für die jeweiligen Gespräche bleiben, „ergibt sich schon ein bisschen die Möglichkeit, über die Klimakrise zu reden und über die Maßnahmen“, sagte das Staatsoberhaupt. Das Thema bewege „tatsächlich die ganze Welt“. Rund neun Monate nach dem Ausbruch der „Ibiza-Affäre“ gehen die Geschäfte wieder „ziemlich normal“, sagte Van der Bellen. Aber beim Opernball letztes Jahr „war auch alles normal“.

Interview mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Der Bundespräsident zu der Frage, was der Opernball für ihn sei – jedenfalls „nicht nur Smalltalk“

Premiere mit Debütantinnenpaar

Die Eröffnung stand dann ganz im Zeichen der Königin der Nacht. Nach dem Einzug der 144 Debütanten-Paaren – darunter erstmals ein gleichgeschlechtliches weibliches Paar – verdunkelte sich der Ballsaal während der Eröffnung kurzfristig zum Nachtgarten der dunklen Märchenfigur. Beleuchtet wurde der Garten von sternförmigen Logengestecken im großen Ballsaal, in die insgesamt 15.000 Lämpchen eingearbeitet wurden. Umrahmt wurde das Schauspiel von zwei ausladenden leuchtenden Mondskulpturen der Bühnenbildnerin Agnes Hasun.

Unter der musikalischen Leitung von James Conlon, der für den verhinderten Daniel Harding einsprang, ging es dann mit der Ouvertüre aus der Mozart-Oper weiter. „Ich freue mich, helfen zu können“, sagte Conlon der APA. Viel Zeit hatte Conlon aber nicht, da er am nächsten Tag schon wieder zu einer Aufführung nach Rom eilen musste.

„E Lucevan Le Stelle“

Viel Applaus gab es für Aida Garifullina und Piotr Beczala: Beczala sang am Ball die Arie „E Lucevan Le Stelle“ aus der Oper „Tosca“, mit der er in der vergangenen Saison in Staatsoper umjubelt debütiert hatte. Danach warf er sich mit seiner Frau ins Ballgetümmel. „Der Ball ist in Österreich verglichen an den Zuseherzahlen größer als die Super Bowl“, meinte er zur APA. Die Sopranistin Garifullina gab „Sempre libera“ aus „La traviata“ zum Besten.

Abschied nehmen hieß es heuer neben Großbauer und Meyer unter anderem auch für Ballettdirektor Manuel Legris, der ebenfalls an die Mailänder Scala wechselt.

Maria Großbauer am Saxophon

ORF.at/Roland Winkler
Großbauer verabschiedete sich mit Saxophon von ihrer Rolle als Opernballorganisatorin

Großbauer verabschiedete sich musikalisch: Die studierte Saxofonistin spielte im Duett gemeinsam mit Nils Landgren (Posaune) und der Bernd Fröhlich Bigband im großen Saal in der Wiener Staatsoper einen Abschiedssong – gekleidet in einen Damen-Frack. „Mit dem berühmten Duke-Ellington-Jazzstandard ‚In a Sentimental Mood‘ sage ich musikalisch Danke und Auf Wiedersehen“, so die Organisatorin.

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