Großbritanniens Quarantäneplan: Macht Johnson sich zum Gespött?

Seit Wochen baut die britische Regierung die Schutzmaßnahmen ab, aber von Montag an will sie eine neue Hürde aufstellen – und eisern bewachen: Wer die bald geltenden Quarantänevorschriften verletze, werde „gefunden und bestraft“, drohte der Staatssekretär im Bauministerium, Simon Clarke, am Dienstag. Clarkes markige Ankündigung will allerdings nicht zur Verunsicherung passen, die sich bei den Tories, im Kabinett und sogar in Downing Street 10 breitgemacht hat. Laut Berichten sind sich nicht einmal der Premierminister und sein Chefberater einig, ob der Quarantäneplan vernünftig ist. Während Dominic Cummings an ihm festhalten soll, soll Boris Johnson nach Wegen suchen, ihn aufzuweichen und möglichst schnell wieder abzuschaffen.

Jochen Buchsteiner

Schon als Johnson die Quarantäne am 10. Mai ankündigte, waren viele verblüfft. Jeder, der ins Königreich einreise, solle einen Isolationsort aufsuchen und diesen zwei Wochen lang nicht verlassen, sagte der Premierminister. Irritierend war weniger die Bestimmung als der Zeitplan. Wenn die Quarantäne von Einreisenden hilft, das Virus zu bekämpfen – warum wurde sie dann nicht Wochen früher eingeführt? Und warum trat die Vorschrift nicht sofort in Kraft, sondern erst vier Wochen später? Rätselhaft wirkte auch das Umfeld, in das Johnson seine Ankündigung plazierte: Nicht nur stellte er in derselben Rede die ersten Lockerungen des Lockdowns vor – fast alle Länder Europas hatten zu diesem Zeitpunkt ein Ende ihrer Quarantäneregeln in Aussicht gestellt. Auf die Fragen, die auf Johnson einprasselten, antwortete er mit seinem Corona-Mantra: weil er dem Rat „der Wissenschaft“ folge. Die verspreche sich angeblich erst etwas von der Maßnahme, wenn die Infektionsrate niedrig liege.

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