Es gab einmal ein Aufstiegsversprechen in der Bundesrepublik: Wer fleißig arbeitet und regelmäßig Geld zur Seite legt, wird sich irgendwann ein Häuschen für die Familie leisten können. Mit Garten. Und vielleicht sogar mit Garage oder Keller. Dieses Aufstiegsversprechen jedoch gilt heute nicht mehr.
Das hat zunächst einfache demografische Gründe. Rund um die Ballungszentren, dort wo der Dienstleistungsarbeitsmarkt die meisten Möglichkeiten bietet, steigt die Nachfrage. Die Städte selbst sind ausgebucht, und die Käufer-Karawane zieht weiter ins Umland, wo nun die Preise steigen.
Der zweite Grund sind die niedrigen Zinsen. Die Finanzierung ist günstiger geworden, und das hat den Preissockel insgesamt angehoben.
Das Problem ist nun, dass bei dem Preisgalopp nur noch eine bestimmte Gesellschaftsschicht mithalten kann: Nämlich jene, deren Eltern wohlhabend sind und mehrere Zehntausend Euro locker machen können. Ohne dieses „alte“ Geld ist man chancenlos, es sei denn, man gehört zu den oberen fünf Prozent der Einkommensbezieher.
Natürlich gilt weiterhin eine simple Wahrheit: Wer sich Eigentum leisten kann, der kann es sich eben leisten. Doch diese Binsenweisheit reicht nicht, um das zu erklären, was am Immobilienmarkt geschieht: Es findet eine zunehmende Spaltung der Gesellschaft statt.
Ein Teil kann – dank Finanzspritze – genug Eigenkapital aufbringen und schafft den Sprung ins Eigenheim oder kauft eine Wohnung zum Vermieten. Der andere Teil hat keinen Marktzugang und zahlt stattdessen steigende Mieten an die Eigentümer.
Selbst wer fleißig spart, kommt bei dieser Entwicklung und mit Nullzinsen nicht auf eine Summe von 60.000 bis 80.000 Euro. Die aber braucht man allein, um Grunderwerbsteuer, Makler, Notar und Grundbuchamt zahlen zu können. Kaufpreise selbst lassen sich nicht herunterregulieren.
Aber man könnte wenigstens mit einigen Maßnahmen die Nebenkosten und damit die in Deutschland hohe Eigenkapitalhürde absenken: Zwei Prozent Grunderwerbsteuer, ein Makler-Bestellerprinzip (bei dem der Verkäufer zahlt), Wettbewerb unter Notaren, ein digitales Grundbuch – und schon könnten sich mehr Haushalte den Traum vom Eigenheim erfüllen.
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