Dutzende Studenten protestierten in dem voll besetzten Hörsaal gegen die Anwesenheit des FPÖ-Politikers. Sie hielten während jeder seiner Wortmeldungen Schilder mit der Aufschrift „Keine Grenzen“ oder „Sag nein zu Rassismus“ in die Höhe. Eine Studentin, deren Eltern bosnische Kriegsflüchtlinge sind, verlas eine Petition, in der sie der FPÖ die Verbreitung von Rassismus, Islamophobie, Homophobie und Sexismus vorwarf. Zwischenrufe aus dem Publikum quittierte Hofer mit der Aussage, dies sei „nicht tolerant“.
„Ich mag Österreich. Aber bestimmte Personen mag ich nicht“, sagte Barroso, der Gastprofessor am renommierten Genfer „Graduate Institute“ ist. Nach Ansicht des früheren portugiesischen Ministerpräsidenten könnte die EU problemlos vier bis fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Mitgliedsstaaten solidarisch wären. Doch die von Hofer vertretene Idee von „sicheren Gebieten“ in Nordafrika, in denen Asylanträge geprüft werden sollen, erinnere ihn an „Konzentrationslager“.
Hofer ließ diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen. „Es ist immer das gleiche“, sagte er und wechselte sofort auf die persönliche Ebene. „Was ist mit Ihnen, haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Sie sind ein reicher Mann. Haben Sie Flüchtlinge zu Hause? Haben Sie?“, sagte der FPÖ-Politiker in Richtung des früheren EU-Kommissionspräsidenten.
Als Barroso in den folgenden Wortgefechten lauter wurde, sagte Hofer: „Schreien Sie nicht. Sie haben den Krieg (im Irak) unterstützt. Das ist wahr. Das ist wahr, und deshalb sind Sie so nervös.“ Während seiner Zeit als portugiesischer Ministerpräsident hatte Barroso zum Lager jener EU-Spitzenpolitiker gezählt, die den Irak-Krieg unterstützten. So richtete er kurz vor Kriegsbeginn auf den Azoren einen Gipfel mit dem damaligen US-Präsidenten George W. Bush aus, bei dem ein letzter Versuch für eine diplomatische Lösung des Konflikts mit dem damaligen irakischen Diktator Saddam Hussein unternommen wurde.
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