Warum diese Professorin Trump wählt

Drei Wählergruppen sind es, bei denen Donald Trump am wenigsten ankommt: Frauen, Schwarze und gut Gebildete. Carol Swain ist all das. Und sie unterstützt Trump. Die 62-Jährige ist Politikwissenschaftlerin an der Vanderbilt Universität in Nashville, hat eine lokale Talkshow moderiert und sechs Bücher geschrieben, unter anderem „Race Versus Class“, „White Nationalism“ und „Be the People: A Call to Reclaim America’s Faith and Promise“.

kurier.at: Frau Professor Swain, wie haben Sie die dritte Debatte erlebt?

Carol Swain: Nun ja, weder Donald Trump noch Moderator Chris Wallace haben die Wikileaks-Enthüllungen über Hillary Clinton wirklich zum Thema gemacht.

Sie sind also nicht zufrieden?

Es war keine großartige Debatte, aber es war okay. Ich glaube, Trump hat sich als Alternative zu Clinton präsentieren können.

Hat er noch eine Chance, Präsident zu werden?

Auf jeden Fall. Ich glaube, er ist in den Umfragen unterrepräsentiert, viele Trump-Wähler trauen sich nicht, Trump öffentlich zu unterstützen. Sie trauen sich auch keine Schilder in ihren Gärten aufstellen oder Sticker auf ihre Autos zu kleben, weil sie Angst vor Vandalismus von Clinton-Unterstützern haben. Clinton hat Menschen dafür bezahlt, bei Trump-Auftritten zu demonstrieren und die Trump-Unterstützer einzuschüchtern. Die Gewalt und die Einschüchterung kommt nicht aus dem Trump-, sondern aus dem Clinton-Lager.

Trump hat gestern etwas Erstaunliches getan: Er hat es offen gelassen, das Ergebnis der Wahlen zu akzeptieren. Ein Fehler?

Natürlich darf er das Ergebnis nicht akzeptieren, wenn es zu Manipulationen kommt. Aber das bedeutet keine Gewalt oder öffentlichen Ungehorsam, sondern einfach den Gerichtsweg. Darüber berichten die Mainstreammedien nicht, aber es gibt bereits Berichte über gestohlene Stimmen. Und ich bin froh, dass es diesmal schon vorher thematisiert wird, denn 2012 war es dasselbe: Es gibt Beweise, dass Stimmen falsch gezählt wurden. Bei unseren Wahlmaschinen ist es so, dass man am Ende noch einmal sieht, für wen man gestimmt hat, und es haben Menschen berichtet, dass sie Romney gedrückt hatten, aber die Stimme für Obama gezählt wurde.

Sie sind schwarz, eine Frau und gebildet – sie sind alle jene Wählerschichten, die Trump nicht anspricht.

Das sagen die liberalen Medien. Nach den Zahlen, die ich kenne, werden 23 Prozent der Schwarzen für Trump stimmen – mehr als jemals zuvor für einen Republikaner! Viele meine Kollegen an der Uni werden für Trump stimmen, auch wenn sie das nie öffentlich zugeben würden. Und das mit den Frauen hat die Clinton-Kampagne gut gemacht: Sie hat den Fokus auf Sexismus, nicht auf Politik gedreht.

Die Aufnahmen, in denen Trump mit sexuellen Übergriffen prahlt, haben Sie nicht gestört?

Nein, ich habe mir sagen lassen: Männer reden nunmal so, wenn sie unter sich sind. Da habe ich von schwarzen Rappern viel Schlimmeres gehört, das schockiert mich nicht. Und es ist ja so: Ältere Männer mit Geld und Macht hatten noch nie ein Problem, viele Frauen zu bekommen. Dazu kommt, dass sich Trump damals in einem ganz anderen Milieu bewegt hat, er war Entertainer, nicht Politiker.

David Duke, ein führendes Mitglied des Ku-Klux-Klan, unterstützt Trump ebenfalls – auch kein Problem für Sie?

Ach wissen Sie, wen soll er denn sonst unterstützen? Dass er keinen Demokraten unterstützt, ist doch klar. Und wie Sie wissen, habe ich ein Buch über „White Nationalism“ geschrieben, für das ich auch mit ihm gesprochen habe: Er ist ein Betrüger. Er war deshalb sogar im Gefängnis. Er ist nicht ernst zu nehmen. Und es würde mich nicht wundern, hätte die Clinton-Kampagne ihn dafür bezahlt, Trump zu unterstützen.

Was überzeugt Sie an Trump?

Seine Ehrlichkeit, dass er stolz darauf ist, Amerikaner zu sein. Ich gebe zu, er war nicht meine erste Wahl – das wäre Ted Cruz gewesen -, aber ich habe überhaupt kein Problem mit ihm. Und ich habe bereits im Vorjahr gesagt: Es sind schon seltsamere Dinge passiert als ein Präsident Trump.

Warum haben dann sogar viele Republikaner ein Problem mit ihm?

Weil er Washington aufmischen wird. Manche dieser Republikaner sind selbst sehr liberal, andere haben Angst, dass es auch für sie schwieriger wird, wenn Trump ordentlich umrührt – sie sitzen an ihren Trögen und wissen, dass Clinton daran nichts ändern wird.

Ein Wandel in Washington – das war vor acht Jahren auch schon Obamas Versprechen.

Aber es war die falsche Art von Veränderung. Die liberalen Medien berichten darüber nicht, aber er hat sich mehr Macht verschafft als jeder Präsident vor ihm, und nicht einmal der Verfassungsgerichtshof hat ihm wirklich Einhalt geboten. Er hat es sich herausgenommen, des Terrorismus verdächtigte Staatsbürger mit einem Drohnenangriff zu töten. Nur aufgrund des Verdachts, ohne Prozess.

Trotzdem haben jetzt viele Menschen Angst vor einem Präsidenten Trump – verstehen Sie das?

Ach, die Fragen, die sie stellen – das sind diese typischen Fragen, die von den liberalen Mainstream-Medien kommen, die würde jemand von MSNBC oder CNN genauso stellen. Niemand hier hat Angst, jedenfalls die Menschen nicht. Wer Angst hat, sind die Lobbyisten. Die wissen, wie das Clinton-System funktioniert, mit dem können sie umgehen. Die haben Angst vor Veränderung. Ich kann ihnen sagen: Ich habe wirklich Angst vor einer Präsidentin Clinton. Ich bin jetzt 62 Jahre alt und in diesen 62 Jahren habe ich es noch nicht erlebt, dass sich so viele Kräfte gegen einen Kandidaten stellen. Das macht mir wirklich Angst. 

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