Erinnerung an glorreiche Zeiten

Die Geretsrieder SPD feiert ihr 60-jähriges Bestehen mit Parteiprominenz aus Bund und Land. Die Partei stellte bis zu zwölf Stadträte und mit Heinz Schneider 18 Jahre lang auch den Bürgermeister

Von Benjamin Engel

Die Sozialdemokratie hat für den Zusammenhalt und den Fortschritt der Gesellschaft viel erreicht. Das ist für Florian Pronold, SPD-Landesvorsitzender und Baustaatssekretär, klar. Zur 60-Jahr-Feier des Geretsrieder Ortsvereins im Gasthof Geiger – dort gründete sich dieser auch – schloss er am Samstag darin die städtischen Genossen wie alle ehrenamtlich Tätigen mit ein. „Ohne euch wäre die Gesellschaft ärmer und kälter“, rief er den rund 50 Anwesenden zu. Gleichzeitig mahnte Pronold: Tradition heiße nicht der Asche zu huldigen, sondern die Flamme am Leben zu halten. So gelte es, zum gemeinnützigen Wohnungsbau zurückzukehren und die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu beseitigen.

Der derzeitige Ortsvorsitzende Martin Bruckner erinnerte an die Anfangszeit des Ortsvereins in Geretsried. Erst 1950 hatte sich der Ort als selbständige Gemeinde begründet. Deshalb zählten die Genossen zwischen 1946 und 1956 noch zum Ortsverein Königsdorf. Doch am 16. Juni 1956 war es soweit: Im Gasthof Geiger gründeten zwölf von damals 16 Geretsrieder Sozialdemokraten den eigenständigen Ortsverein. Erster Vorsitzender wurde Hans Seifert. Es begann ein stetiger Aufstieg. Zehn Jahre später gehörten dem Ortsverein bereits 106 Genossen an. Schließlich zählte Bruckner das Jahr 1968 zu den wichtigsten Daten der Geretsrieder Sozialdemokratie: Heinz Schneider zog für die SPD ins Rathaus ein und sollte 18 Jahre in diesem Amt bleiben – zweimal wurde er wiedergewählt. Er war der bisher einzige SPD-Bürgermeister Geretsrieds. Von 1984 an saßen zwölf SPD-Mitglieder im Geretsrieder Stadtrat, heute sind es immerhin noch sechs.

Hans Hopfner, Zweiter Bürgermeister und SPD-Fraktionssprecher im Stadtrat, wies darauf hin, dass die Partei entscheidend am rasanten Aufstieg Geretsrieds zur größten Stadt im Landkreis mitgewirkt habe. Er erinnerte an Rudi Hermann, einen der Gründerväter des Ortsvereins und Mitinitiator der Baugenossenschaft. „Ohne die wäre die Stadt heute eine andere“, sagte Hopfner. Die Geretsrieder SPD stehe für gemeinnützige und soziale Politik. Der Bau von Schulen, Kindergärten, Sportstätten und kulturellen Einrichtungen sei der Partei stets wichtig gewesen. So habe sich die SPD-Stadtratsfraktion dafür stark gemacht, dem Landkreis das Grundstück für den Bau des Schulzentrums mit Realschule und Gymnasium für eine D-Mark zu überlassen. Auch das Jugendzentrum „Saftladen“ sei auf Betreiben der SPD gegründet worden. Das Hallenbad und das Eisstadion seien Vorzeigeprojekte aus der Ära von Bürgermeister Heinz Schneider. Beide Gebäude seien nun in die Jahre gekommen. „Ich hoffe, dass beide durchhalten, dass wieder ein Dach aufs Stadion kommt und aus dem Hallenbad was wird.“

Die SPD wolle heute an der Entwicklung des Stadtzentrums mitarbeiten, sagte Hopfner weiter. So habe die Partei sich dafür eingesetzt, dass am Neubaugebiet an der Banater Straße auch sozial geförderte und bezahlbare Wohnungen entstünden. Der Kochler SPD-Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel bezeichnete die Geretsrieder Genossen als „Leuchtturm“ für andere Gemeinden. Das Schulzentrum sei eine sozialdemokratische Idee gewesen. Für das Jugendzentrum habe sich die SPD eingesetzt, als offene Jugendarbeit noch verrufen gewesen sei. Er erinnere sich an die Demonstrationen mit den Jusos.

Landtagsabgeordneter Florian von Brunn schlug den Bogen von den Verkehrsproblemen im Gründungsjahr der Geretsrieder SPD 1956 zu heute. Damals habe man auf den Ausbau von Straßen gesetzt, jetzt brauche es Alternativen. Der öffentliche Personennahverkehr müsse ausgebaut werden, es sei wichtig, sich für die S-Bahn-Verlängerung einzusetzen. Claudia Sommer spielte und sang in den Redepausen Stücke von Louis Armstrong, Elvis Presley und von Hannes Wader.

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