Historische Opec-Einigung – Nun ist das Zeitalter des billigen Öls vorüber

Auf eine Einigung hat schon niemand mehr gewettet. Doch nun haben sich die Opec-Länder und Russland auf eine Senkung der Förderung verständigt. Der Ölpreis schießt regelrecht in die Höhe.

Totgesagte leben länger. Diese Weisheit scheint auch für das Öl-Kartell Opec zu gelten. Erstmals seit acht Jahren haben sich die großen Ölstaaten darauf geeinigt, ihre Fördermenge reduzieren. Ab dem 1. Januar sollen täglich nur noch 32,5 Millionen Barrel gefördert werden. Ein Barrel sind 159 Liter.

Mit werden 1,2 Millionen Barrel weniger als bisher gefördert, sagte der Präsident der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), der katarische Energieminister Mohammed bin Saleh al-Sada, nach einer Sitzung der Organisation in Wien.

Der katarische Energieminister Mohammed bin Saleh al-Sada verkündet die historische Einigung in Wien. (Foto: REUTERS/X00316)

Auch Russland als wichtigstes Ölland außerhalb des Kartells will sich der Opec anschließen und seine Förderung ebenfalls senken, und zwar um 300.000 Barrel am Tag.

Völlig überraschende Einigung, Ölpreis schießt in die Höhe

Die Einigung kam für die meisten Experten und auch die Finanzmärkte völlig überraschend. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen aus. Öl der Sorte Brent schoss um fast neun Prozent auf über 50 Dollar je Barrel in die Höhe.

Gleichzeitig legten die Währungen und Anleihen von Ölförderländern kräftig zu. Der Rubel verteuerte sich beispielsweise um 1,7 Prozent. „Die Opec hat alle Untergangspropheten eines besseren belehrt“, sagt Neil Wilson, Stratege beim Anlagehaus ETX Capital. „Die Opec lebt noch und ist relevant.“

Insbesondere die Einigung zwischen den wichtigen Förderländern Saudi-Arabien und Iran kommt überraschend. Bis zuletzt hatten sich die historischen Rivalen einen heftigen Streit über Förderquoten geliefert.

Saudi-Arabien trägt die Hauptlast der Einigung

Am Ende akzeptierten die Saudis offenbar, dass der Iran trotz der generellen Opec-Kürzung eine Ausnahmegenehmigung bekommt und seine Fördermenge weiter ausweiten darf. Teheran hatte aufgrund der westlichen Sanktionen seine Produktion zurückfahren müssen.

Tatsächlich tragen die Saudis die Hauptlast der Vereinbarung. Die Scheichs müssen ihre tägliche Fördermenge um eine knappe halbe Million Fass zurückfahren.

Nach der Einigung der Opec steigt Ölpreis. Und das ist erst der Anfang. (Foto: Infografik Die Welt)

Die jüngste Vereinbarung bedeutet nicht nur eine Überwindung historischer Rivalitäten, sondern auch eine scharfe Abkehr von der im Jahr 2014 auf Initiative Saudi-Arabiens begonnenen Strategie, die Märkte regelrecht zu fluten.

Ölpreis kann noch 2016 auf 60 Dollar je Fass steigen

Damit sollten neue Konkurrenten, insbesondere Fracking-Unternehmen in den USA, aus dem Markt gedrängt werden. Seither wurde die tägliche Förderung 13 Prozent auf rund 34 Millionen Barrel ausgeweitet. Namentlich Saudi Arabien und der Iran pumpten immer mehr aus dem Boden.

In der Folge sank der Ölpreis von mehr als hundert Dollar pro Barrel im Juni 2014 auf unter 30 Dollar Anfang dieses Jahres. Der Preisverfall machte dabei zunehmend auch den traditionellen Ölförderländern zu schaffen.

Verbraucher konnten sich derweil über niedrige Kraftstoff- und Heizkosten freuen. Nun scheint zumindest das Zeitalter des ultrabilligen Öls mit Notierungen um die 40 Dollar vorüber. Öl könnte bis zum Jahresende sogar noch auf 60 Dollar pro Fass steigen, sagen die Analysten der norwegischen Bank DNB voraus.

Spritpreis dürfte um rund 10 Cent je Liter anziehen

Sollte das Bankhaus recht behalten, könnte der Benzinpreis von derzeit durchschnittlich 1,31 Euro je Liter auf knapp 1,40 Euro steigen.

„Der Deal ist für die Opec-Mitglieder sehr reizvoll“, sagte Goldman-Sachs-Analyst Jeff Curie gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg. Damit könnte die Ölflut eingedämmt werden. Als erstes würden die überfüllten Öl-Lager wieder auf Normalmaß geräumt.

Wie weit die Notierungen steigen werden, hängt von zwei Faktoren ab. Zum einen muss sich erweisen, wie sehr sich die Länder an die neuen Quoten halten.

Fracking-Firmen dürften wieder mehr Öl liefern

In der Vergangenheit hatten viele Fördernationen die Opec-Vorgaben unterlaufen. Außerdem ist nicht klar, ob der Preisanstieg neue Anbieter auf den Markt bringt. Beispielsweise könnten viele Fracking-Unternehmen in den USA jetzt wieder mehr Öl aus dem Boden holen. Auch kanadische Ölsande könnten sich wirtschaftlich wieder rechnen.

Insofern steht der Opec die wahre Probe noch bevor. Die Länder müssen sich nicht nur an die Quoten halten, sondern gegebenenfalls weiter senken, sollte die Konkurrenz in Zukunft mehr pumpen. „Was jetzt angekündigt wurde, ist sehr positiv für den Ölpreis und die Opec“, sagt Giovanni Staunovo, Analyst bei der UBS. „Aber der Januar ist noch weit weg.“

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