Wer am Dienstagabend um 21 Uhr die ARD einschaltete, konnte kurz irritiert sein. Eigentlich hatte Borussia Dortmund im DFB-Pokalviertelfinale bei Sportfreunde Lotte antreten sollen, Favorit gegen Underdog, Flutlicht, alles war angerichtet für eine packende Pokalnacht. Doch da liefen keine Fußballer in schwarzgelben und weißblauen Trikots durchs Fernsehbild, da waren nur Männer mittleren Alters, die durch ein taghelles Berlin spazierten. Krimi statt Kick.
Während die ARD-Zuschauer also „Tatort“ gucken oder umschalten mussten, waren in Lotte rund 10.000 Zuschauer auf dem Heimweg. Denn das Pokalspiel gegen den BVB war etwa eine Stunde zuvor wegen starken Schneefalls abgesagt worden.
„Ich stehe mit meinem Namen für die Gesundheit der Spieler und kann es nicht verantworten, hier anzupfeifen“, erklärte Schiedsrichter Felix Brych die Absage. „Der Platz ist völlig durchweicht, die Spieler hatten keinen sicheren Stand. Es gab viel Regen in der Nacht, dazu kamen die heftigen Schneeschauer vor dem Spiel“, sagte Brych in der ARD: „Beide Mannschaften haben die Entscheidung mitgetragen.“ Noch kurz vor dem geplanten Anpfiff waren die BVB-Stars über den morastigen Rasen gestapft, kurz nach der Platzbegehung entschied sich Brych zur Absage.
„Kein Vorwurf an Lotte“
„Das ist ein Sumpf hier. Ich hätte mir nicht ausmalen wollen, wie der Platz nach 60 Minuten ausgesehen hätte“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc: „Es kann ja keiner wollen, dass die Spieler ineinander rutschen.“
Wann die Partie nachgeholt wird, soll am Mittwoch entschieden werden. Spekuliert wurde über den 14. März. Allerdings ist Lotte am 12. und am 15. März im Einsatz. Diese Partien müssten verlegt werden. Die Auslosung für die Halbfinals (25./26. April) wird am Mittwoch nach den weiteren Viertelfinalspielen mit einem Los „Lotte-Dortmund“ durchgeführt, teilte der DFB mit.
„Kein Vorwurf an Lotte, aber wenn man den Rasen über Monate hinweg gesehen hat, muss man sagen, dass der Rasen kaputt ist und das auch in den nächsten Wochen nicht besser wird“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Das kann auch in zwei Wochen in die Hose gehen.“ Um Punkt 20.45 Uhr, zum geplanten Zeitpunkt des Anstoßes, rollte der Mannschaftsbus der Dortmunder schon wieder aus der Arena.
Der Rasen in dem 10.059 Zuschauer fassenden Stadion war bereits zuvor stark beschädigt. Am Wochenende war das Ligaspiel gegen den Chemnitzer FC ausgefallen, und schon im Pokal-Achtelfinale gegen 1860 München war der Rasen in einem äußerst schlechten Zustand.
Pfiffe von den Zuschauern
Die Zuschauer erfuhren erst eine halbe Stunde vor dem geplanten Anpfiff von der Absage und quittierten dies mit Pfiffen. Der Stadionsprecher forderte die Zuschauer auf, die Arena nicht gleichzeitig zu verlassen. Stattdessen sollten die Fans lieber noch eine Bratwurst essen und ein Bier trinken.
„Wir müssen alle die Entscheidung akzeptieren“, sagte BVB-Profi Marcel Schmelzer. „Es ist für alle bitter, dass es kurzfristig passiert. Wir konnten bei der Begehung mit normalen Schuhen kaum laufen. Der Schiedsrichter hat diese Entscheidung nicht ohne Grund getroffen.“ Lotte-Trainer Ismael Atalan nannte die Absage bei Sky „traurig“. „Aber wir können es nicht ändern, wir müssen damit leben.“ Die Maßnahme sei „unter dem Strich die beste Entscheidung.“
Schon einige Stunden vor dem Spiel hatte es das erste Malheur für den BVB gegeben. Da war der Mannschaftsbus am Stadion der Sportfreunde bei einem Wendemanöver auf einem Acker stecken geblieben. Ein Traktor musste den BVB-Bus freiziehen. Die Spieler bekamen davon nichts mit, sie wurden erst nach dem Vorfall aus dem Hotel abgeholt.
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