Ausbildung, Karriere und dann irgendwann Familie – Frauen schieben ihren Kinderwunsch immer öfter nach hinten. Nicht selten endet dieser Aufschub bei einer Kinderwunschklinik oder sogar ungewollt kinderlos. Ein Heimtest, der Frauen zeigt, wie lange sie noch fruchtbar sind, hat jetzt die Startup-Investoren der Puls4-Sendung „2 Minuten 2 Millionen“ überzeugt und den Startup-Gründern 1,2 Millionen Euro eingebracht.
„Juno“ nennt sich der Fruchtbarkeitstest um 149 Euro, der zuhause gemacht werden kann: Dafür sind ein paar Tropfen Blut aus der Fingerkuppe nötig, die in einem kleinen Röhrchen per Post eingeschickt werden – wenige Tage später erhält man die Auswertung per Mail, die darüber Auskunft erteilt, wie lange sich der Kinderwunsch noch aufschieben lässt.
Der Co-Geschäftsführer und Kinderwunsch-Arzt Alexander Just erklärt: „Die Patientin bekommt eine Orientierung, wie lange sie sehr gut, mittelgut und ab wann sie schlecht schwanger werden kann.“ Dazu wird der sogenannte AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon) erhoben, der Auskunft darüber gibt, wie groß die Eizellreserve der Patientin noch ist. Mit dem Test will Just Frauen eine langfristige Planung ihres Kinderwunsches ermöglichen, denn oft würden Paare erst in die Kinderwunschklinik kommen, wenn sie es schon Jahre erfolglos versucht haben. „Die Möglichkeiten sind dann meist beschränkt“, sagt Just, der seinen Test als Möglichkeit zur Vorsorge zu Karriere- und Familienplanung sieht.
Kritik: „Jeder Gynäkologe kann den Test machen“
Der Reproduktionsmediziner Prof. Wilfried Feichtinger vom „Wunschbaby Institut“ sieht den Heim-Test kritisch: „Der Test kann genauso gut bei den meisten Gynäkologen durchgeführt werden und kostet da nur 50 Euro. Außerdem zeigt der AMH-Wert nur, wenn die Eizell-Reserve niedrig ist. Aber das ist wie bei der Tankuhr im Auto – auch da kann man noch immer einige Kilometer fahren.“
Mit seinem Test will Just Frauen aber genau davor bewahren, sich erst mit dem Thema zu befassen, wenn es mit dem Kinderwunsch nicht so recht klappt: „Ist die Zahl der verfügbaren Eizellen erst einmal unter eine bestimmte Schwelle gefallen, ist auch mithilfe der Reproduktionsmedizin keine Schwangerschaft mehr möglich.“ Das Alter sei dafür ein schlechter Maßstab: „Es gibt Frauen, die mit 32 noch super schwanger werden können und andere, die mit 32 schon im Wechsel sind.“
Foto: /PollyGraphy Außerdem würde bei seinem Fruchtbarkeitstest nicht nur der AMH-Wert bestimmt – dieser werde mit einer standardisierten Software kombiniert, die nach einem Algorithmus präzise Aussagen machen soll. Dafür müssen die Frauen zuvor online 18 Fragen zu diversen Lebensstilfaktoren wie etwa Rauchen, Bewegung oder die Art der hormonellen Verhütung ausfüllen. Just: „Wenn eine 32-Jährige einen AMH-Wert von 0,2 hat, dann ist es ein Unterschied, ob sie schlank und Nichtraucherin ist oder übergewichtig und Raucherin. Der Algorithmus berechnet alle wissenschaftlich bekannten Faktoren viel genauer als ein Arzt das könnte. Wer schlechte Werte und einen Kinderwunsch hat, wird sich folglich viel eher mit einem Arzt beraten.“
Der Kinderwunsch-Mediziner will mit seinem Test dem Trend entgegenwirken, dass Frauen immer später Kinder bekommen: „Viele schieben den Kinderwunsch ewig vor sich hin und oft ist es zu spät. Wir wollen die Patienten in die Lage versetzen, dass sie wissen, wie es um ihre Fruchtbarkeit steht.“ Das untermauert auch seine Co-Gründerin von Juno, Silvia Hecher: „Wir geben Frauen ein Werkzeug in die Hand, mit dem sie ienfach und unabhängig ihre verbleibende Fruchtbarkeit in Erfahrung bringen können.“ Das würde ihnen mehr Handlungsspielraum geben und sie könnten sich viel unnötigen Stress, Enttäuschungen und eventuell später notwendige kostenintensive Kinderwunsch-Behandlungen ersparen.
Die Investoren
Die Investoren der Puls4-Sendung waren nach dem Auftritt jedenfalls überzeugt. Nach einem eigenfinanzierten Beginn und einer ersten Starthilfe durch das Austria Wirtschaftsservice (AWS) und Pioneers Ventures konnte Juno in der Sendung ein 500.000 Euro-Investment von Speedinvest an Land ziehen. In der Folge wurde die Gesamtfinanzierung sowohl vom Venture Capital Fonds als auch von Business Angel Hansi Hansmann auf insgesamt 1,2 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Co-Gründer Just und Hecher halten aber weiterhin die Mehrheit der Anteile.
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