Rauchverbot für Unter-18-Jährige: „Alle rauchen in dem Alter“

Die Pausenglocke schrillt, nur Sekunden später füllt sich der Park vor der Schule mit Jugendlichen. Wer kann, sucht sich einen Platz in der Frühlingssonne. Die Zeit der Sonnenanbeter hat begonnen, und die der Raucher. Zehn Minuten Pause. Sonnenbrille raus. Lässig an die Schulmauer gelehnt. Zigarettenschachteln machen die Runde. „Zeit für einen schnellen Tschick“, sagt Sebastian, 16 Jahre alt, Schüler und „Pausenhofraucher“, wie er es nennt. „Ich rauch‘ daheim gar nicht, aber hier, wenn alle rausgehen, gehe ich halt mit.“

Vor dem Wiener Hegelgymnasium ist die Maturavorbereitung Thema, die Matheschularbeit, das neue Skateboard von Nico aus der Nachbarklasse und das beschlossene Rauchverbot: „Ich finde es gut, wenn Rauchen erst ab 18 erlaubt ist“, sagt die 16-jährige Sophie. Sie überlegt, wegen der Debatte selbst mit dem Rauchen aufzuhören. „Ich würde mir viel Geld sparen.“ Seit drei Jahren greift die 16-Jährige täglich zur Zigarette „Ich rauche nicht viel, aber regelmäßig.“ Sie glaubt, dass der Nikotinkonsum mittels Glimmstängel für Schüler normal sei. „Alle rauchen in dem Alter.“

In Österreich greifen viele Jugendliche zur Zigarette. Das geht aus einem Beitrag von österreichischen Wissenschaftern des Instituts für Allgemeinmedizin und dem Institut für Höhere Studien hervor. In keinem anderen europäischen Land gibt es demnach so viele jugendliche Raucher und ein so niedriges Mindestalter für den Kauf von Zigaretten wie in Österreich.

„Ich kenne niemanden, der nicht spätestens mit 14 Jahren zumindest einmal probiert hat“, erklärt der 17-jährige Harun und dreht sich eine neue Zigarette. „Mein Onkel hat bei einem Besuch einmal eine Schachtel Zigaretten vergessen. Ich hab versucht zu paffen und meine Schulkollegen haben mir dann gezeigt, wie es wirklich geht.“

Das Einstiegsalter bei Rauchern liegt in Österreich laut Experten bei 17,3 Jahren, rund acht von zehn Rauchern sind mit 18 Jahren bereits ständige Konsumenten. Etwa jeder vierte unter 15-jährige Jugendliche in Österreich greift regelmäßig zum Glimmstängel. Insgesamt nimmt der Zigarettenkonsum bei Jugendlichen laut weiteren Untersuchungen jedoch langsam ab. „Es werden immer weniger, aber es raucht noch immer der Großteil der Klasse“, sagt Sophie. Irgendwer verteile immer Zigaretten. „Wir tauschen alle und teilen“, erklärt die 17-jährige Lucy. So komme man mit wenig Taschengeld an die teuren Zigaretten. „Wir alle kennen ältere Freunde oder Schüler, die einem Zigaretten kaufen können. Wir kommen an Zigaretten, egal welche Altersgrenze es gibt.“ Die Schülerin glaubt, dass man in dem Alter vernünftig genug ist, um zu entscheiden, ob man rauchen will. Die meisten im Schulhof wollen irgendwann mit dem Rauchen aufhören. Wann? „Wenn der Schulstress vorbei ist“, sagt der 17-jährige Ransika. Eine Klassenkollegin biegt um die Ecke. Die erste Frage: „Hast du eine Zigarette?“

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