Deutsche U-21-Nationalmannschaft ist Fußball-Europameister

© Reuters Jubel mit Pokal: Die deutsche U-21-Nationalmannschaft ist Europameister 2017.

Als es galt, den Gipfel ihrer Sehnsucht zu erreichen, hat die deutsche U-21-Nationalmannschaft mit heißem Herz und kühlem Verstand ihre beste Leistung bei der Europameisterschaft in Polen gezeigt und sich damit am Freitagabend in Krakau ihren Titeltraum erfüllt. Den zuvor unangetastet durch das Turnier gerauschten Spaniern bot das Team von Trainer Stefan Kuntz von Anfang bis Ende selbstbewusst die Stirn und eroberte wie die bisher einzigen deutschen Vorgänger im Jahr 2009 den Silberpokal der Europäischen Fußball-Union.

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Ein toller Erfolg für eine Mannschaft, der eine Reihe von verletzten oder beim Confed-Cup in Russland gebrauchten Stammkräften fehlten. Sie hat ein außergewöhnlicher Teamgeist zusammengeschweißt. Ein Triumph, an dem auch dem erst seit im August 2016 berufenen Trainer Stefan Kuntz ein großer Anteil gebührt. Torschütze des Abends war Mitchell Weiser, der mit einem Kopfballtreffer (40. Minute) das Tor zur Glückseligkeit für das über 90 Minuten bessere Team öffnete. „Ich freu mich wahnsinnig für die Mannschaft. Wir haben total verdient gewonnen“, sagte Kuntz.

47257200 Schluss! Es ist der zweite Titel einer deutschen U-21-Nationalelf. © Reuters Bilderstrecke 

Eine eigene Geschichte schreiben und dabei den großen Vorgängern von vor acht Jahren nacheifern: Das war der ehrgeizige Vorsatz dieser hochbegabten deutschen U21. Und nachdem der einzig schwache Tag beim 0:1 im Gruppenspiel gegen Italien folgenlos blieb und auch das kleine Drama mit finalem Elfmeterschießen gegen England überstanden war, stand die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz endlich im Finale gegen das bis dahin beste Team des Turniers. Die zuvor makellosen Spanier (vier Spiele, vier Siege, 12:2-Tore) mit Stars wie Saúl Niguez (Atlético Madrid/fünf Tore) und Marco Asensio (Real Madrid/drei Treffer) galt es zu besiegen.

Mit viel Mut. Was bei diesem Vorhaben tunlichst zu vermeiden war, sagte der Schalker Spielgestalter Max Meyer zwei Tage vor dem Showdown im Cracovia-Stadion: eine womöglich auch noch frühe Führung der Iberer, „denn dann lassen sie uns laufen“. Kuntz wurde sogar noch deutlicher: „Wenn wir sie zu sehr machen lassen, spielen sie mit uns ‚Sucht Balli’.“ Das wollten sie nun wirklich nicht.

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Und so gingen sie das Endspiel ohne falsche Hemmungen an. Wer den Deutschen zu Beginn fehlte, war der auf der Bank sitzende Mittelstürmer Davie Selke, der sich noch nicht ganz von einem Schlag auf den Fuß erholt hatte und durch den mobilen Neu-Dortmunder Maximilian Philipp ersetzt wurde. Dafür war Abwehrchef Niklas Stark wieder dabei, der auch ob seiner Führungsqualitäten wichtige Jungprofi von Hertha BSC. Stark in der Abwehrkette und Kapitän Maximilian Arnold als Sechser davor gehörten in den ersten 45 Minuten zu den Stabilisatoren und Antreibern des deutschen Spiels, das nach einem fünfminütigen Strohfeuer der Spanier zu leuchten begann. Das erste Alarmzeichen für den Favoriten setzte Meyers Kopfball, der vom Pfosten abprallte (7.), ehe danach die Juniorenauswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Regie übernahm und bis zur Halbzeit nicht mehr aus der Hand gab. Bis auf einen Kopfball von Bellerin (12.), der sein Ziel knapp verfehlte, bestimmte die deutsche Mannschaft, was und wie gespielt wurde. Mit ihren langen Ballpassagen und den daraus entwickelten Pässen in die Tiefe zerstörten die Deutschen selbst Anflüge eines spanischen Spielrhythmus’.

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Chancen ergaben sich aus der über ein hohes Maß an spielerischer Potenz entwickelten Dominanz genug. So schoss der gegenüber seinen letzten Auftritten erkennbar verbesserte Gnabry ans Außennetz (16.) und schloss einen zielstrebigen deutschen Angriff nicht entschlossen genug ab (21.). Ins Tor traf der Berliner Mitchell Weiser, der im Halbfinale gegen die Engländer eine schöpferische Pause bekam, als er Toljans genaue Flanke mit dem Kopf per Bogenlampe über Torhüter Arrizabalaga hinweg zum 1:0 nutzte (40.). Sein erster und entscheidender Treffer in diesem Turnier. Es war zunächst der gerechte Halbzeitlohn für die selbstbewusstere und, bis auf zwei, drei Momente der Schwäche, aufmerksamere Mannschaft.

Die Rhythmusstörungen der Spanier waren mit dem Beginn der zweiten Hälfte behoben, und die Deutschen gerieten erstmals unter Druck. In ihrer Not schlugen sie sogar mal den Ball auf die Tribüne. Nach einer Stunde aber befreiten sich Kuntz‘ Jungmänner aus der Umklammerung und hätten mit etwas mehr Kaltblütigkeit sogar auf 2:0 erhöhen können. Gnabry aber scheiterte an Arrizabalaga nach Meyers feinem Pass in die Tiefe des Torraums (61.). Auch die Spanier hatten ihre Chancen mit bedrohlichen Fernschüssen durch Niguez (58.) und Ceballas (72.). Ihnen fehlte es aber bei ihren Attacken an der Präzision aus den Spielen davor. So brach die Schlussviertelstunde an, in der der frustrierte Favorit noch einmal alles versuchte und der furchtlose Außenseiter kollektiv wehrhaft und frei von Panik dagegenhielt. Und zwar bis zum guten Ende. Danach durfte bis in die Nacht von Krakau hinein ausgelassen gefeiert werden.

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