Die Brandkatastrophe im Londoner Grenfell Tower hat erste personelle Konsequenzen: Sowohl der Vorsitzende des zuständigen Gemeinderats wie auch der Chef der kommunalen Hausverwaltung verkündeten heute ihren Rücktritt. Zuvor war bekannt geworden, dass die vom Bezirk Kensington und Chelsea beauftragte Hausverwaltung bei der Sanierung des Sozialbaus aus Kostengründen für eine billigere, aber weniger feuerfeste Fassadenverkleidung plädiert hatte.
Gebäudemanagement wollte „guten Preis“
Wie die britische Zeitung „The Times“ und der Sender BBC berichteten, pochte das Gebäudemanagement KCTMO bei der Sanierung auf massive Kostensenkungen. In einer E-Mail an die mit der Fassadenverkleidung beauftragte Firma Artelia UK verlangte die Hausverwaltung demnach im Juli 2014 einen „guten Preis“ für die Sanierung.
Sie schlug laut den Berichten unter anderem vor, statt Zinkplatten Aluminiumplatten zu verwenden – und damit rund 293.000 Pfund (333.000 Euro) einzusparen. Diese sind aber leichter entflammbar als die Zinkverkleidung. Unklar ist allerdings, ob das den Verantwortlichen klar war. Kensington und Chelsea ist der reichste Bezirk Londons.
Mindestens 80 Tote
KCTMO-Chef Robert Black kündigte nach den Enthüllungen seinen Rücktritt an. Wenige Stunden später trat auch der Vorsitzende des von den Konservativen kontrollierten Gemeinderats, Nick Paget-Brown, zurück.
Bei dem nächtlichen Brand im Londoner Grenfell Tower waren in der Nacht zum 14. Juni nach jüngsten Angaben mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen. Das Feuer in dem Hochhaus war nach Erkenntnissen der Ermittler durch einen defekten Kühlschrank ausgelöst worden. Die Flammen hatten sich dann rasend schnell über die Fassade ausgebreitet, die mit Platten aus Aluminium und dem Kunststoff Polyethylen verkleidet war.
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