Lunacek kritisiert Liste Pilz, Klubchef Steinhauser droht mit Rauswurf

Sie sei „schon sehr irritiert“ gewesen, als am Mittwoch klar wurde, dass Pilz seine eigene Liste machen wolle, erkläre sie am Sonntag laut Vorab-Aussendung in der Reihe „Frühstück bei mir“. Sie habe ihn angerufen und gefragt, ob sie sich auf das von ihm gesagte – „Ich wähle natürlich die Ulrike“ – verlassen könne. Seine Antwort laut Lunacek: „Nein, ich hab jetzt eine zweite Option.“ Beides werde wohl nicht gehen, so die Grüne: „Dann wird er sich wohl selbst wählen. Das finde ich enttäuschend.“

Angesichts der Vorgänge der letzten Tage „gehe ich nun davon aus, dass er seine eigene Liste macht“, so Steinhauser. Grundsätzlich gebe es die klare Vereinbarung, bis Mitte Juli den Eurofighter-U-Ausschuss fertig zu machen. Danach soll es einen Gesprächstermin geben.

Lautet Pilz‘ Entscheidung dann, dass er mit einer eigenen Liste bei der Nationalratswahl am 15. Oktober antritt, „wird er die Fraktion verlassen“, erklärte Steinhauser: „Das heißt, dass er in den letzten Nationalratssitzungen vor dem Urnengang als wilder Abgeordneter im Parlament sitzt. Dann kann er seinem Plan nachgehen – und seine Ein-Mann-Show machen und wir wären politische Konkurrenten.“

Der Kabarettist Roland Düringer hat Pilz indessen einen Platz in seiner Bewegung „G!LT“ angeboten, jedoch keinen im Nationalrat. Düringer schlägt Pilz in einem am Donnerstag via Social Media veröffentlichten Video mit unbestimmtem Ernsthaftigkeitsgrad vor, sich an seiner Bewegung zu beteiligen. „Was halt nicht geht, ist ein Kandidieren für uns“, folgt gleich darauf die kalte Dusche: „Einen Nationalratssitz gibt es für dich nicht im Speziellen, du bist ja Berufspolitiker und wir nehmen keine Berufspolitiker, wir nehmen nur die Leute von der Straße.“

Keine Angst hat laut eigener Aussage NEOS-Chef Matthias Strolz vor einer Liste Pilz. „Wir verfolgen das mit großem Interesse, weil er das Spiel ein Stück weiter verändern könnte“, meinte er am Freitag am Rande einer Pressekonferenz. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, ist sich Strolz zudem sicher. Respekt hat er vor Pilz‘ „Lebensleistung in Sachen Aufklärung“ – auch wenn es ebenso „durchwachsene Erlebnisse“ mit dem Grünen-Mandatar gegeben habe.

Der Abschied von Peter Pilz bei den Grünen dürfte parteiintern allerdings bei weitem nicht jene Wellen schlagen, wie von ihm selbst behauptet. Seit Sonntag hätten gerade einmal neun oder zehn Personen („einer ist noch nicht fix“) die Partei verlassen, berichtete Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik am Freitag der APA. Wenn Pilz von „massenhaft Parteiaustritten“ spreche, sei dies „lachhaft, lächerlich“.

Er habe umgehend einen Rundruf in den Landesparteien gestartet, so Luschnik. Das Ergebnis: Null Austritte in Wien, Burgenland und Vorarlberg, in den anderen Bundesländern zwischen einem und drei. Bundesweit haben die Grünen mehr als 7.000 Mitglieder. Weitere sieben oder acht Abgänge entfallen auf den Abschied früherer Junger Grüner zur KPÖ.

„Pilz versucht es so darzustellen, als wäre da eine große Bewegung innerhalb der Grünen“, ärgert sich Luschnik über die von Pilz im Online-„Standard“ getätigten Aussagen. „Das ist nicht so. Er ist ein Einzelkämpfer.“

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