Kurz zum ÖVP-Chef gewählt – „Gibt keinen ähnlichen Politiker“

Sebastian Kurz zieht. Seit der Außenminister der ÖVP vorsteht, geht es mit der Volkspartei, zumindest in Umfragen, steil nach oben. Mehr als 30 Prozent der Stimmen würde die Kurz-ÖVP derzeit bei der Nationalratswahl er reichen und damit deutlich die Nummer eins werden. Auch im APA/OGM-Vertrauensindex liegt der Außenminister weit voran. Was macht den Erfolg von Kurz aus? Womit punktet er bei den Wählerinnen und Wählern? Und wie lange hält der Höhenflug an?

Kurz stehe für „Jugend und Veränderung“, sagt David Pfarrhofer, Chef des Meinungsforschungsinstituts Market. Dieses Image sei insofern bemerkenswert, als Kurz ja seit Jahren in der Regierung sitze und daher in alle wichtigen Entscheidungen eingebunden gewesen sei. Die Bevölkerung schätze den neuen ÖVP-Chef überdies als „glaubwürdig“ ein. Er habe eine pointierte Meinung und versuche diese um zusetzen, wie in der Flüchtlings politik. Jetzt gehe es für Kurz darum, „dass er unbeschadet durch den Sommer kommt und sein positives Image aufrechterhalten kann“, sagt der Experte. Denn die Wahl sei noch lange nicht gelaufen. „In den kommenden Monaten kann noch viel passieren“, sagt Pfarrhofer.

Er sei ein „untypischer Politiker“: Darauf sei, sagt der Salzburger Politologe Reinhard Heinisch, der Erfolg des neuen ÖVP-Chefs zurückzuführen. Dazu komme, dass Kurz als Regierungsmitglied keine Fehler gemacht habe und seine kontroversen Standpunkte ruhig und beharrlich vertrete, und dies auch unter Druck. Kurz komme zugute, dass Österreich ein überschaubares Land sei und es „keinen ähnlichen Politiker“ gebe. Kurz sei insofern ein politisches Talent, als er die Fähigkeit habe, „brachliegende Potenziale zu erkennen“.

So habe Kurz etwa aus der Jungen ÖVP, die früher kaum ernst genommen wurde, eine Kaderschmiede der ÖVP gemacht und aus dem Außenministerium, das nie als besonders wichtig galt, ein politisches Machtzentrum. Kurz greife meist Themen auf, die ihm nützten und die populär seien. Zu Themen, die ihm nichts brächten, habe er als Außenminister bisher gut schweigen können, im Gegensatz zu Bundeskanzler Christian Kern, der sich um alle innenpolitischen Agenden kümmern muss. Dieser Vorteil sei im Wahlkampf nun aber weg, sagt Heinisch.

Sebastian Kurz habe das Kunststück zusammengebracht, „seit Jahren in der Regierung zu sitzen und gleichzeitig zu vermitteln, dass er der Mann für einen Neustart sei“. Seine Mitverantwortung für die Entscheidungen der Regierung sei daher für ihn „kein Klotz am Bein“. Darauf weist die Geschäftsführerin des Meinungsforschungsinstituts Ifes, Eva Zeglovits, hin. Die Frage sei, wie lange Kurz den Eindruck, nichts mit den Untiefen der Regierungspolitik zu tun zu haben, noch aufrechterhalten könne. Dies vor allem im Wahlkampf, wenn er bei den Fernsehduellen auch zu allen innenpolitischen Themen Stellung nehmen müsse. Bisher habe er sich die Themen ja aussuchen können, sagt die Expertin.

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