Eskalation in Venezuela: Straßenschlachten in Caracas – Panzerfahrzeug rast in Menschenmenge
Nach dem Aufstand einiger Soldaten gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro haben sich Demonstranten und regierungstreue Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Caracas schwere Auseinandersetzungen geliefert.
Vermummte Regierungsgegner griffen am Dienstag gepanzerte Militärfahrzeuge an. Ein Panzerwagen raste in die Menge, wie im kolumbianischen Fernsehsender RCN zu sehen war. Ob dabei Demonstranten verletzt wurden oder ums Leben kamen, war zunächst unklar. Nahe dem Luftwaffenstützpunkt La Carlota schleuderten Demonstranten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengaskartuschen in die Menge.
Zuvor hatte der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó einige Soldaten auf seine Seite gezogen und den Rest der Streitkräfte dazu aufgerufen, sich ihm anzuschließen. Abtrünnige Soldaten befreiten zudem den seit Jahren inhaftierten Oppositionsführer Leopoldo López aus dem Hausarrest. „Wir machen die Opposition für jede Art der Gewalt und des Blutvergießens verantwortlich“, sagte Verteidigungsminister Vladimir Padrino im Fernsehsender VTV. „Wir fordern sie auf, die gewalttätigen Aktionen einzustellen.“
Leopoldo López suchte Schutz in der Residenz des chilenischen Botschafters in Caracas gesucht. López, seine Frau und seine Tochter seien Gäste in der Residenz der diplomatischen Mission, teilte Chiles Außenminister Roberto Ampuero am Dienstag auf Twitter mit.
Gangs schalten sich ein
Nach der Rebellion einiger Soldaten gegen den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro wollen regierungstreue Banden den sozialistischen Staatschef mit Waffengewalt verteidigen. „Es ist der Moment gekommen, in dem wir die Revolution mit Waffen verteidigen“, sagte der Chef der Gruppe La Piedrita, Valentín Santana, in einem am Dienstag veröffentlichten Video und streckte ein Schnellfeuergewehr in die Kamera. „Wir werden unseren Präsidenten Nicolás Maduro verteidigen.“ Santanas Gang kontrolliert in der Hauptstadt Caracas die Hügel nahe dem venezolanischen Präsidentenpalast Miraflores und ist der Regierung treu ergeben.
Die sogenannten „Colectivos“ beherrschen ganze Stadtviertel, kontrollieren die Verteilung subventionierter Lebensmittel und gehen unbehelligt von der Polizei ihren illegalen Geschäften nach. Im Gegenzug gehen die Motorradgangs bei Protesten gegen die Regierung hart gegen die Demonstranten vor.
„Operation Freiheit“
Venezuelas selbst ernannter Interimspräsident Juan Guaidó hat seine Anhänger bestärkt, mit ihren Straßenprotesten auf dem richtigen Weg zu sein. „Jahrelang haben wir mit den Streitkräften gesprochen – und heute wissen wir, dass sie nicht für den Diktator sind“, sagte Guaidó bei einer Rede auf dem Platz Francia de Altamira in Caracas vor tausenden Menschen. Die voranschreitende Entmachtung des sozialistischen Staatschefs Nicolás Maduro sei unumkehrbar, sagte er weiter. Im seit mehr als drei Monate andauernden Machtkampf hat sich das Militär bislang hinter Maduro gestellt.
Soldaten rebellieren: Guaidó will Venezuelas Machthaber Maduro endgültig stürzen
Guaidó hatte am Dienstagmorgen die Venezolaner aufgerufen, auf die Straße zu gehen und seine „Operation Freiheit“ zu unterstützen. Auf Twitter appellierte er auch an die Streitkräfte, sich dem Vorhaben endgültig anzuschließen. „Die Zukunft gehört uns: Volk und Streitkräfte vereint für die Beendigung der Ursupierung. Zusammen sind wir unbesiegbar!“ Guaidó wirft Maduro Wahlfälschung vor und hält dessen Machtübernahme daher für unrechtmäßig. Als Vorsitzender des entmachteten Parlaments erklärte sich Guaidó im Januar zum Interimspräsidenten. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, haben ihn in dieser Funktion anerkannt.
Der Deutschen Welle sagte er am Dienstag: „Was auch immer geschieht, wir werden uns nicht aufhalten lassen. Unser Prozess bewegt sich Schritt für Schritt und friedlich im Rahmen unserer Verfassung. Wir stehen weiterhin für Gewaltlosigkeit.“ Unterdessen wuchsen die Spannungen am Luftwaffenstützpunkt La Carlota in Caracas, zu dem Guaidó die Menschen gerufen hatte. Protestler versuchten, in das Gelände einzudringen. Maduro hat die Loyalität des Militärs zu ihm bekräftigt und zum Kampf gegen die „Putschisten“ aufgerufen.
Jetstream-Kollaps: Ausgeleierte Windbänder machen das Wetter immer extremer
cvh/mit Agenturmaterial
Antworten