Straßenschlachten in Caracas – Militärfahrzeug rast in Menschenmenge

Nach dem Aufstand einiger Soldaten gegen die Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro haben sich Demonstranten und regierungstreue Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Caracas schwere Auseinandersetzungen geliefert. Vermummte Regierungsgegner griffen am Dienstag gepanzerte Militärfahrzeuge an. Ein Panzerwagen raste in die Menge, wie im kolumbianischen Fernsehsender RCN zu sehen war. Mehrere Demonstranten wurden dabei verletzt.

Nach Regierungsangaben erlitt zudem ein Soldat nahe des Luftwaffenstützpunktes La Carlota eine Schussverletzung. Demonstranten schleuderten Steine auf Nationalgardisten auf Motorrädern. Die Sicherheitskräfte feuerten Tränengaskartuschen in die Menge. Vereinzelt fielen Schüsse. Die Metro in Caracas blieb geschlossen.

Venezuelas Oppositionsführer Juan Guaidó hatte die Bevölkerung am Dienstag zum Aufstand gegen das Regime unter Präsident Nicolás Maduro aufgerufen. „Der Moment ist jetzt“, schrieb er auf Twitter. Volk und Streitkräfte seien vereint. Nach seinen Angaben steht das Militär mehrheitlich aufseiten der Opposition.

Die Regierung sprach von einem Putschversuch der Opposition. Präsident Maduro erklärte auf Twitter, die Armeeführung habe ihm „totale Loyalität“ zugesichert. Er rief seine Anhänger auf, ebenfalls auf die Straße zu gehen. „Ich rufe zu einer Mobilisierung des Volkes auf, um den Sieg des Friedens sicherzustellen“, erklärte er.

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Oppositionsanhänger und regierungstreue Sicherheitskräfte liefern sich in Caracas gewaltätige Auseinandersetzungen

Quelle: REUTERS

Bei dem Putschversuch handele es sich um eine „kleine Gruppe von militärischen Verrätern“, erklärte Informationsminister Jorge Rodríguez. „Wir ergreifen die notwendigen Maßnahmen“, fügte er hinzu. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López gab auf Twitter bekannt, alle Militärstützpunkte in den acht Regionen hätten „Normalität“ gemeldet. Es handele sich um „einige Feiglinge“. Die Streitkräfte stünden loyal auf der Seite von Maduro.

Guaidó erklärte auf Twitter, das Militär stehe auf der Seite der Verfassung. Die Soldaten hätten die richtige Entscheidung getroffen und könnten auf die Unterstützung des venezolanischen Volkes zählen. Die entscheidende Phase der „Operation Freiheit“ habe begonnen. „Brüder, wir machen Geschichte. Der Rücktritt des Usurpators ist nicht umkehrbar“, schrieb er.

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Zuvor hatte Oppositionsführer Leopoldo López bekannt gegeben, er sei von Armeeangehörigen aus seinem Hausarrest befreit worden. „Es ist Zeit, die Freiheit zu erringen“, sagte López. Er stand mehr als eineinhalb Jahre unter Hausarrest. Davor war er drei Jahre in Haft. López gilt als wichtigster Vertrauter von Guaidó. Beide gehören zu den Gründungsmitgliedern der Partei Voluntad Popular („Volkswille“).

Die USA versicherten der venezolanischen Opposition und Guaidó ihre volle Unterstützung. „Amerika wird Ihnen beistehen, bis Freiheit und Demokratie wiederhergestellt sind“, schrieb US-Vizepräsident Mike Pence auf Twitter. Auch Außenminister Mike Pompeo betonte, Demokratie könne nicht besiegt werden. Die US-Regierung unterstütze das venezolanische Volk vollkommen in seinem Verlangen nach Freiheit und Demokratie. Der venezolanische Verteidigungsminister Jorge Arreaza warf den USA vor, der Putschversuch sei „direkt in Washington geplant“ worden und nicht vom Militär ausgegangen.

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Russische Politiker warnten angesichts einer neuen Zuspitzung im Machtkampf in Venezuela vor einem Eingreifen von außen. Es gebe Kräfte, die nur einen Vorwand für ein gewaltsames Einschreiten suchten, schrieb der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat, Konstantin Kossatschow, am Dienstag auf Facebook. Er nannte die USA nicht namentlich, forderte allerdings, den Machtkonflikt durch einen innenpolitischen Dialog und auf Grundlage der Mechanismen der Vereinten Nationen zu lösen.

In Venezuela herrscht seit drei Monaten ein heftiger politischer Machtkampf, bei dem das Militär bislang Maduro unterstützt. Guaidó erklärte sich im Januar zum Übergangspräsidenten. Mehr als 50 Länder haben ihn anerkannt.

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