Armut: Was München wirklich braucht, sind bezahlbare Wohnungen

Diese reiche Stadt ist arm. Die im Licht stehen, übersehen oftmals jene, die im Schatten leben. Es ist wunderbar, in München Hochkultur, Sportangebote und Gastronomie zu genießen. Nur können sich immer weniger Menschen all das leisten. Und das betrifft nicht nur jene, die keine Arbeit haben, die krank oder auf staatliche Hilfe angewiesen sind.

Nein, etwa 100 000 Münchner, die unterhalb der Armutsgrenze leben, können bislang keine der vielen Leistungen und Angebote der Stadt in Anspruch nehmen. Das Sozialreferat will nun auch diese Menschen unterstützen, die in anderen Regionen vielleicht halbwegs über die Runden kommen würden, in München aber kaum eine Chance auf ein würdiges Leben haben.

Das ist löblich. Doch das Geld, das die Stadt dafür in die Hand nehmen will, ist leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Acht Millionen Euro sollen an Menschen mit geringem Einkommen fließen, wenn sie denn einen Antrag stellen und ihre sozialen Verhältnisse offenlegen. Acht Millionen, das sind bei der Menge an armen Menschen, die keine Sozialleistungen erhalten, maximal 80 Euro. Und das sind oftmals nur Hilfen für einmalige Anschaffungen: ein Laptop, ein stromsparender Kühlschrank, der Münchenpass, mehr Geld für Kinder, die bei der Einschulung viele hochwertige Dinge benötigen, um nicht als Armutskind zu gelten.

Was München wirklich braucht, um der wachsenden Armut zu begegnen, sind deutlich mehr Wohnungen, die in städtischer Hand sind und die sich Menschen leisten können, die nicht 5000 Euro brutto oder mehr verdienen. Dazu gehört aber auch eine gesellschaftliche Solidarität – und damit sind Immobilienfirmen genauso gemeint, die nur auf einen maximalen Gewinn schielen, weil die Mieten ja ohnehin von irgendeinem Gutverdiener bezahlt werden. Auch die Münchner Firmen sollten endlich Tausende Wohnungen für ihre Mitarbeiter bauen. Die Wirtschaft profitiert von der scheinbar reichen Stadt. Die Firmenchefs tragen eine große Verantwortung dafür, dass auch die in München leben können, die im Schatten stehen.

Politik in München Für ein lebenswerteres Leben

Maßnahmenpaket des Sozialreferats

Für ein lebenswerteres Leben

In München sind 270 000 Menschen von Armut bedroht, doch 100 000 von ihnen können keine Hilfe in Anspruch nehmen – diese will die Stadt nun mit einem millionenschweren Programm unterstützen.   Von Thomas Anlauf


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