Angesichts der rasant steigenden Ansteckungszahlen im Fall des neuartigen Coronavirus wächst die Sorge, womöglich selbst mit dem Virus infiziert zu sein. Insbesondere für Menschen, die derzeit an Fieber und einer Erkrankung der unteren Atemwege, allen voran einer akuten Lungenentzündung leiden, stellt sich die Frage, ob sie sich auf 2019-nCoV testen lassen sollten. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wer bietet den Test an?
Die Virologen der Berliner Charité haben den Schnelltest auf das neuartige Coronavirus 2019-nCoV federführend und in Rekordzeit entwickelt. Die Experten konnten dabei auf ihre Erfahrungen im Zusammenhang mit Sars zurückgreifen, eine Atemwegserkrankung, die 2002 grassierte, und die ebenfalls durch Coronaviren hervorgerufen wird. Im Fall von 2019-nCoV liegt das Ergebnis des Schnelltests nach knapp zwei Stunden vor. Getestet wird Sekret, das die Patienten abhusten, doch auch ein Rachenabstrich ist möglich. Die Proben werden unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen im Labor untersucht.
Mittlerweile ist der Test nicht mehr nur an der Charité, sondern auch an den großen Universitätskliniken und in einigen Speziallaboren verfügbar, was die Zeit für den Transport der Proben deutlich verkürzt. Auch die Unternehmen entwickeln längst Tests zum Nachweis des neuen Virus. „Die Diagnostikindustrie arbeitet mit Hochdruck daran, Tests für das neue Virus zur Verfügung zu stellen. Aber in einer akuten Gefährdungslage wie jetzt würde es viel zu lange dauern, einen Test auf herkömmlichem Wege auf den Markt zu bringen“, erklärt Martin Walger, Geschäftsführer des Verbandes der Diagnostik-Unternehmen (VDGH).
So müsse ein industriell erstellter Test – anders als der sogenannte „Inhouse“-Test der Charité – in der Regel ein mehrmonatiges Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor er als anerkanntes Medizinprodukt auf den Markt gebracht werden dürfe. „Der nationale Gesetzgeber kann im Interesse des Gesundheitsschutzes davon jedoch abweichen und eine sofortige Zulassung erlauben“, so Walger.
Bei wem kommt der Test zum Einsatz?
Nicht jeder, der derzeit akut an Fieber und Husten oder gar einer Lungenentzündung leidet, den wichtigsten Symptomen im Zusammenhang mit der Erkrankung, muss auf 2019-nCoV getestet werden. Bisher gilt die Einschätzung des zuständigen Robert-Koch-Instituts (RKI), dass „die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch die neue Atemwegserkrankung aus China derzeit weiterhin gering“ bleibt. Das RKI hat ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, nach dem Ärzte im Verdachtsfall vorgehen sollen.
Demnach sollte der Test zum einen angewendet werden bei Personen, die entsprechende Symptome einer Erkrankung mit dem neuartigen Virus aufweisen und sich zum fraglichen Zeitpunkt im Risikogebiet Wuhan in China aufgehalten haben. Zum anderen bei Personen, die Kontakt hatten zu einem nachweislich Erkrankten und die „respiratorische Symptome“ wie etwa Husten entwickeln, und zwar unabhängig von deren Schweregrad. In diesem Fall sind Arzt und Labor verpflichtet, das jeweilige Gesundheitsamt binnen 24 Stunden über den Fall zu informieren und den Patienten umgehend zu isolieren. Der Betroffene würde dann im Krankenhaus unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen auf den Erreger getestet werden.
Wie teuer ist der Test?
Konkrete Angaben dazu gibt es bisher nicht. Nach Schätzungen von Branchenexperten und Medizinern dürfte der Test zwischen 200 und 300 Euro kosten. Damit wäre er deutlich teurer als etwa ein klassischer Test auf Influenza-Viren, der nach Angaben der Techniker Krankenkasse 7,60 Euro kostet. In diesem Betrag enthalten ist allerdings nur die reine Laborleistung und nicht der Aufwand für Entnahme und Beratung. Zum Vergleich: Ein Test auf Schweinegrippe kostet rund 25 Euro.
Wer bezahlt den Test?
Weil der Test auf 2019-nCoV so neu ist, war er bisher noch nicht im sogenannten Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) erfasst, der die Vergütung zwischen Vertragsärzten und den gesetzlichen Krankenkassen regelt. Entsprechend gab es auch keine Kennziffer, nach der niedergelassene Ärzte das Verfahren nach der Ärztlichen Gebührenordnung abrechnen könnten. Stattdessen wurde der Test im ambulanten Umfeld bis auf Weiteres wie eine Privatleistung behandelt. Sprich: Der Patient musste in Vorleistung treten und den Test selbst bezahlen und konnte ihn erst anschließend mit seiner Krankenkasse abrechnen. Sollte der Patient allerdings im Krankenhaus auf das neue Coronavirus getestet werden – wie es im Verdachtsfall bisher ohnehin vorgesehen ist –, entfiel das Problem, erst einmal selbst in die Tasche greifen zu müssen. Kassen und Kliniken rechnen in diesem Fall direkt miteinander ab.
Am Freitagnachmittag wurde dann offiziell bekannt, dass der Test von den Krankenkassen bezahlt wird. Darauf hätten sich Kassen und Ärzte geeinigt, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. Die Kostenübernahme gilt ab Samstag. Auch Ärzte, die sich testen lassen, müssen die Kosten nicht selbst tragen. Ab Samstag greift demnach auch eine bereits angekündigte neue Meldepflicht für Ärzte, Krankenhäuser und Labore. Sie müssen nun schon begründete Verdachtsfälle auf das Coronavirus an das RKI melden und nicht wie bisher nur bestätigte Fälle.
Welche Möglichkeiten gibt es noch für Patienten?
Wer sich sehr unsicher darüber ist, ob der eigene Atemwegsinfekt vielleicht doch durch das neue Coronavirus ausgelöst sein könnte, dem empfehlen Gesundheitsexperten die Rücksprache mit einem Arzt, der über das weitere Vorgehen entscheidet. Einen Test nur auf den eigenen vagen Verdacht hin durchzuführen, ohne kürzlich im Risikogebiet gewesen zu sein oder Kontakt zu sicher erkrankten Personen gehabt zu haben, halten Mediziner nicht für sinnvoll.
Auf die medizinische Behandlung des Patienten hat das Testergebnis ohnehin zunächst keine Auswirkungen, denn die Erkrankung kann bisher nur symptomatisch behandelt werden. Medikamente, die das neuartige Coronavirus gezielt bekämpfen könnten, gibt es nicht. Auch eine mögliche Impfung, an der bereits intensiv geforscht wird, dürfte frühestens in einigen Monaten verfügbar sein. Derzeit gibt es weltweit neun Impfstoffprojekte, die auf Coronaviren zielen, einige davon befinden sich bereits in der klinischen Prüfung. Für durchaus ratsam halten Experten aber bei entsprechender Symptomatik einen Test auf Influenza. Denn die Grippewelle läuft gerade an – und die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, ist in Deutschland nach wie vor sehr viel höher.
Antworten