„Das Label ‚Terror‘ bringt einer Tat Aufmerksamkeit“

WELT: Es ist bei Taten wie denen von Hanau oft das Bild des „lone wolf“, des „einsamen Wolfes“: Jemand, der zwar allein handelt, sich aber auf eine Ideologie einer Gemeinschaft beruft.

Nils Böckler: Genau, denn die wenigsten dieser Einzeltäter sind sozial isoliert. Es existiert eine internationale, extrem gut vernetzte, rechtsextreme Szene, die sich momentan vor dem Hintergrund eines sogenannten Anti-Dschihad mobilisiert. Dazu beobachten wir sowohl im islamistischen als auch im rechtsextremen Bereich eine Individualisierung des Terrors: Rechtsextreme Gruppen zielen darauf ab, Menschen anzusprechen, die sich von der Gesellschaft abgehängt fühlen, und wollen sie in ihrer Wut auffangen. Der Vorteil für die extremistischen Gruppen ist, dass sich diese Einzeltäter im Stillen radikalisieren können, es wenig Kommunikation um diese Planungen herum gibt – damit können sie eher unter dem Radar von Sicherheitsbehörden fliegen.

WELT: Sie sprechen Wut an und ein Feindbild, aber oft scheint es auch persönliche Kränkungen zu geben, eine schwere Krise oder einen Mangel an Anerkennung im Leben dieser Menschen. Wie bedingt das eine das andere?

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