Coronavirus und die Wirtschaft: American Airlines will Milliarden-Dollar-Hilfe beantragen

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Dienstag, 31. März, 2 Uhr: Die amerikanische Fluglinie American Airlines will eine Finanzspritze in zweistelliger Milliardenhöhe beantragen. Bis zu 12 Milliarden Dollar an staatlichen Hilfen seien nötig, um in den nächsten sechs Monaten keine unplanmäßigen Entlassungen oder Gehaltskürzungen vornehmen zu müssen, gaben Geschäftsführer Doug Parker und Präsident Robert Isom am Montag in einer Mitteilung an die Mitarbeiter bekannt.

American Airlines hat Anspruch auf etwa sechs Milliarden Dollar an Lohnzuschüssen und sechs Milliarden Dollar an Krediten im Rahmen eines Konjunkturpakets, das Fluggesellschaften und anderen Unternehmen helfen soll, einen Abschwung durch das Coronavirus zu überstehen. Mit den staatlichen Mitteln und seiner eigenen Liquidität würde der Konzern in der Lage sein, „auch die schlimmsten potenziellen Zukunftsszenarien zu durchfliegen“, sagten die Führungskräfte in dem Memo. Gemäß den Lohnzuschüssen können Fluggesellschaften vor dem 30. September keine Mitarbeiter entlassen.

„Wir hoffen und erwarten, dass bis dahin das Virus eingedämmt wird, die Amerikaner wieder fliegen und wir wieder einen vollen Flugplan haben“, sagten Parker und Isom. American hatte 2019 133 700 Vollzeitbeschäftigte – Löhne und Vergünstigungen waren mit einem Anteil von 34 Prozent die größten betrieblichen Aufwendungen. Da die Fluggesellschaften infolge des Coronavirus-Ausbruchs ihre Flugpläne radikal zusammenstreichen mussten, ist der Bedarf an Piloten, Flugbegleitern, Mechanikern und Gate-Agenten gesunken. Reuters

Montag, 30. März, 15 Uhr: Der Internationale Währungsfonds (IWF) kalkuliert mit „gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen“ der Corona-Pandemie in Europa. Das Virus habe Europa „mit atemberaubender Heftigkeit“ getroffen, schreibt der IWF in einem Blog. In den großen Volkswirtschaften falle wegen der landesweit angeordneten Schließungen ganzer Branchen rund ein Drittel der Produktion aus. „Das bedeutet, dass in jedem Monat, in dem diese Sektoren geschlossen bleiben, das jährliche Bruttoinlandsprodukt um drei Prozent sinkt.“ Hinzu kämen die Störungen und Auswirkungen auf die übrige Wirtschaft. Europa werde in eine „tiefe Rezession stürzen“. Niemand könne wissen, wie lange sie anhalten werde.

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Die deutsche Wirtschaftsleistung betrug im vergangenen Jahr 3435 Milliarden Euro. Würde sie monatlich um drei Prozent sinken, wären das ungefähr 30 Prozent in einem Jahr. Das ist deutlich mehr als in der Finanzkrise, als das Bruttoinlandsprodukt 2009 um rund 100 Milliarden Euro zurückging.

Der Währungsfonds weist darauf hin, dass die sozialen Marktwirtschaften Europas nicht auf Krisen wie diese ausgerichtet seien. Die Regierungen stemmten sich mit „aggressiven“ Maßnahmen dagegen, sowohl zeitlich als auch vom Umfang her. „Wenn es jemals eine Zeit für die Verwendung verfügbarer Finanzpuffer und politischer Räume gab, dann ist es das jetzt.“ Die von den Ländern in Windeseile geschnürten Rettungsprogramme und die Aussetzung fiskalischer Regeln seien die richtige Antwort, schreibt der IWF. „Die Haushaltsregeln und -grenzen werden zu Recht ausgesetzt, um eine umfassende Soforthilfe zu ermöglichen.“ Zentralbanken hätten zudem massive Programme für den Ankauf von Vermögenswerten auf den Weg gebracht. Und die Finanzaufsicht Anforderungen gelockert, damit Banken weiterhin die Wirtschaft stützen können.

Der IWF hält die groß angelegten Interventionen der Europäischen Zentralbank sowie die Forderung der europäischen Staats- und Regierungschefs, dass Länder in Notlagen den Euro-Rettungsfonds nutzen können, für „wichtig“. Die Entschlossenheit der Euro-Staaten, das Notwendige zur Stabilisierung des Euro zu tun, „sollte nicht unterschätzt werden“. Die Idee gemeinsamer Euro-Anleihen, sogenannter Corona-Bonds, wird nicht erwähnt.

Der IWF verweist darauf, dass die meisten der europäischen Länder, die nicht Mitglied der EU sind, bereits um Finanzhilfen in Washington angefragt hätten. „Von Russland und der Türkei abgesehen, haben die meisten der neun Nicht-EU-Schwellenländer in Mittel- und Osteuropa bereits Soforthilfe beantragt“, heißt es in dem Blog. Sie kommen zu den mehr als 70 Ländern hinzu, die ohnehin bereits Soforthilfe beim IWF angefragt haben. „Das ist die höchste Zahl an Nachfragen nach Krediten, die der IWF jemals zu einem Zeitpunkt hatte.“ Die Länder ersuchen um schnelle Kredite, um die unmittelbaren Folgen der Corona-Krise zu finanzieren. Der IWF erwartet, dass weitere Länder folgen werden. gam

Montag, 30. März, 11:00 Uhr: Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, genannt „Wirtschaftsweisen“, hat ein Sondergutachten anlässlich der Corona-Pandemie veröffentlicht. Darin wird mit einem deutlich Schrumpfen der deutschen und auch der Weltwirtschaft für das Jahr 2020 gerechnet. „Wir gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft stark beeinträchtigen wird“, sagt Lars Feld, Vorsitzender des Sachverständigenrates. „Dabei ist die Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung aufgrund der außergewöhnlichen Situation und der schwierigen Datenlage enorm.“

Die Prognose des Sachverständigenrates basiert auf einem Wirtschaftsmodell, welches in drei unterschiedlichen Szenarien die Unsicherheit in Bezug auf Ausmaß und Dauer der gesundheitspolitischen Maßnahmen auffängt. Im Ergebnis rechnen die Ökonomen für 2020 mit einem negativen Wachstum der jährlichen Wirtschaftsleistung um 2,8 bis 5,4 Prozent. Im Folgejahr setze sich aber voraussichtlich die Erholung der Wirtschaft fort und das Bruttoinlandsprodukt dürfte zwischen 3,7 bis 4,9 Prozent zulegen. Hauptursache für den Rückgang sind die verschlechterten Finanzierungsbedingungen und die große Unsicherheit, die Investitionen bremse und bei den Haushalten zu Kaufzurückhaltung führen könnten.

Ebenso schlägt der Sachverständigenrat eine Vielzahl wirtschaftspolitischer Maßnahmen vor, die sich an fünf Kriterien orientieren. Der Schutz der Gesundheit steht für die Wirtschaftswissenschaftler im Vordergrund. „Voraussetzung für eine Rückkehr auf den Wachstumskurs ist die Eindämmung der Corona-Infektionen, sodass sich das soziale und wirtschaftliche Leben normalisiert“, erläutert Lars Feld. Von der Bundesregierung sei eine klar kommunizierte Normalisierungsstrategie wichtig. Mit dieser könnten Unternehmen und Haushalte ihre Erwartungen an die Zukunft stabilisieren und so ihre Unsicherheiten verringern. Dafür notwendige konjunkturelle Hilfen für die Zeit nach der Krise müssten allerdings in der jetzigen Phase angekündigt werden. mxh

Sonntag, 29. März, 11:45 Uhr: Bundesagrarministerin Julia Klöckner dringt darauf, auch Asylbewerber in der Landwirtschaft einzusetzen. So soll der Ausfall von Saisonarbeitern ausgeglichen werden, die derzeit nicht nach Deutschland einreisen dürfen. Asylbewerbern, die bisher ein Beschäftigungsverbot hätten, solle „kurzfristig eine Arbeitsaufnahme in der Landwirtschaft“ ermöglicht werden, sagte Klöckner der Funke-Mediengruppe. „Viele kommen aus sicheren Herkunftsländern wie Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien oder Montenegro und wollen mitanpacken, sich einbringen“, so die CDU-Politikerin. Ein großer Erfolg bei der Vermittlung von Helfern an suchende Betriebe sei die Plattform www.daslandhilft.de. Der Ansturm sei riesig, sagte Klöckner, „über 30 000 Inserate gab es allein in den ersten fünf Tagen“.

Samstag, 28. März, 13.00 Uhr: Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat sich empört über den Stopp von Mietzahlungen für Ladengeschäfte großer Firmen geäußert. Große Handelsunternehmen wie Deichmann und H&M sowie Markenhersteller wie Adidas hatten wegen der angeordneten Ladenschließungen die Mietzahlungen für ihre Filialen in Deutschland eingestellt. „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, sagte Lambrecht. Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage. Es gelte weiterhin: „Mieter müssen selbstverständlich ihre Miete zahlen. Falls sie tatsächlich infolge der Krise in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten, kann ihnen lediglich für einen begrenzten Zeitraum nicht gekündigt werden.“ Gerichte könnten überprüfen, ob die Voraussetzungen hierfür vorliegen, fügte Lambrecht hinzu.

Freitag, 27. März, 21.16 Uhr: Die Weltwirtschaft befindet sich IWF-Chefin Kristalina Georgiewa zufolge in einer Rezession. Der Konjunktureinbruch könne so schlimm wie oder schlimmer als die Schwäche des Jahres 2009 ausfallen, sagte sie. Der künftige Aufschwung werde davon abhängen, ob die Staaten das Coronavirus und dessen wirtschaftlichen Schaden eindämmen könnten. „Eine Hauptsorge bezüglich der langfristigen Auswirkungen eines plötzlichen Stopps der Weltwirtschaft ist das Risiko einer Welle von Insolvenzen und Entlassungen, die nicht nur die Erholung untergraben, sondern auch die Gesellschaftsstruktur zerfressen können.“

Arme Länder seien schwer von der Covid-19-Pandemie gebeutelt, sagte Georgiewa. 81 Staaten hätten um Unterstützung durch ein IWF-Programm für Notfallkredite gebeten. Kirgisistan werde das erste Unterstützungspaket erhalten. Das Land werde 120,9 Millionen Dollar (110 Millionen Euro) bekommen, um die Auswirkungen des Virus zu mildern. „Wir haben einen außergewöhnlichen Anstieg bei den Anfragen für IWF-Notfallfinanzierung gesehen“, sagte sie. Sie wolle das zur Verfügung stehende Kreditvolumen vergrößern.

Freitag, 27. März, 17.47 Uhr: Der Tourismuskonzern Tui bekommt einen Staatskredit von 1,8 Milliarden Euro. „Die Tui AG hat heute die Zusage der deutschen Bundesregierung für eine Kreditlinie der KfW in Höhe von 1,8 Milliarden Euro erhalten, um die die bestehende 1,75 Milliarden Euro Kreditvereinbarung der Tui aufgestockt werden soll“, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Damit hätte Tui zum gegenwärtigen Zeitpunkt Finanzmittel und Kreditfazilitäten in Höhe von 3,1 Millarden Euro zur Verfügung. Tui habe sich zur Beantragung des KfW-Kredits entschlossen, „um die beispiellosen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie abzufedern, bis der normale Geschäftsbetrieb wieder aufgenommen werden kann“.

Auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat nach einem Zeitungsbericht Staatshilfen beantragt, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise abfedern zu können. Wegen der zur Bekämpfung der Pandemie angeordneten Schließung der Warenhäuser befinde sich ein Großteil der Filialbeschäftigten inzwischen in Kurzarbeit null, berichtete die Lebensmittel Zeitung am Freitag unter Berufung auf Insider. Ein Unternehmenssprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. Die angeordneten Ladenschließungen für die meisten sogenannten Non-Food-Geschäfte stellen zurzeit viele deutsche Handelsketten vor große Probleme, weil plötzlich der Umsatz fehlt, die Kosten aber weiterlaufen. Zu Art und Umfang des angefragten, möglichen staatlichen Hilfspakets machte die Zeitung keine Angaben. Das Geschäft in den Warenhäusern ruht zum großen Teil, aber nicht komplett. Rund 50 Lebensmittelabteilungen des Unternehmens sind noch offen. Auch extern vermietete Lebensmittel- und Drogerie-Flächen, die separat gut zugänglich sind, sind weiterhin geöffnet. Außerdem arbeiten die Abteilungen, die aus den Filialen heraus Waren für den Online-Shop verschicken. Reuters, dpa

Freitag, 27. März, 7.10 Uhr: Die Corona-Krise macht deutlich, dass viele Menschen in systemrelevanten Berufen vergleichsweise gering bezahlt werden. So verdienen Altenpfleger, Fahrer und Beschäftigte im Einzelhandel teils deutlich weniger als Fachkräfte in der Gesamtwirtschaft, wie aus der vierteljährlichen Verdiensterhebung des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Diese wurde am Freitag vorgelegt.

Vergleichsweise hohe Einkommen über dem Mittelwert von 3327 Euro haben hingegen medizinische und pflegerische Fachkräfte im ausgewerteten Jahr 2019 erzielt. Hier reicht die Spanne der durchschnittlichen Brutto-Monatsverdienste von 8545 Euro für Krankenhausärzte in leitender Stellung über 4524 Euro für Intensivpfleger bis zu 3502 Euro für einfache Fachkräfte wie Krankenpfleger und Pflegerinnen. Diese machen gut die Hälfte des Krankenhauspersonals aus, so die Statistiker.

In Alten- und Pflegeheimen müssen einfache Fachkräfte mit unterdurchschnittlichen 3116 Euro Brutto-Monatslohn zurechtkommen. Noch weniger gibt es im Einzelhandel zu verdienen, wo über alle Leistungsgruppen hinweg im Schnitt nur 2345 Euro gezahlt werden, gut 40 Prozent unter dem bundesweiten Schnitt für Produktion und Dienstleistungen. Fachkräfte bekommen im Handel 2186 Euro und die große Gruppe der Angelernten sogar nur 1980 Euro bei einer Vollzeitbeschäftigung. Mit 3374 Euro liegen Fachkräfte bei Polizei und Feuerwehr ungefähr im Durchschnitt.

Die Gewerkschaft Verdi fordert nun eine monatliche Prämie von 500 Euro von den Arbeitgebern für die Beschäftigten in den versorgungsrelevanten Bereichen. Sie sollen sie während der Coronavirus-Krise erhalten. „Die Beschäftigten im Gesundheitswesen, in Versorgung und Handel, bei der Bundesagentur für Arbeit – und das sind nur Beispiele -, halten dieses Land für uns alle am Laufen“, teilte Verdi-Chef Frank Werneke am Freitag mit. Sie stünden unter extremer Belastung, zum Teil gefährdeten sie auch ihre Gesundheit. „Die Arbeitgeber müssen sich dafür erkenntlich zeigen“, sagte Wernecke. Der Staat solle auf diese Prämie keine Steuern erheben. dpa

Freitag, 27. März, 7.10 Uhr: Um die Wirtschaftsfolgen der Coronavirus-Krise zu bewältigen, wollen die EU-Staaten binnen zwei Wochen ein neues Modell für einen gemeinsamen Rettungsschirm ausarbeiten. Das ist das Ergebnis eines EU-Videogipfels mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den übrigen Staats- und Regierungschefs am Donnerstagabend. Um die Einigung war hart gerungen worden, denn Italien legte sein Veto gegen eine vorab ausgehandelte Kompromissformel ein und forderte eine stärkere Antwort der Europäischen Union auf die beispiellose Krise.

Ursprünglich sollte die Euro-Gruppe beauftragt werden, Details für Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm ESM zu erarbeiten. Die Rede war von einem Instrument zur „Pandemie-Krisen-Unterstützung“. Gemeint waren vorsorgliche Kreditlinien des ESM. Die Kreditlinien stünden Staaten zur Verfügung, die wegen der enormen Unterstützungspakete für die heimische Wirtschaft in Bedrängnis geraten könnten. Der ESM hat etwa 410 Milliarden Euro für Darlehen frei. Merkel sagte, für sie wäre der ESM das bevorzugte Instrument, zumal es für Krisenzeiten geschaffen wurde: „Ich glaube, dass wir eben mit dem ESM ein Kriseninstrument haben, das uns viele Möglichkeiten eröffnet.“ Es stelle nicht die Grundprinzipien „gemeinsamen aber dann auch wieder jeweils verantwortlichen Handelns infrage“.

Eine Gruppe von neun EU-Staaten – darunter Italien – hatte vorab ein gemeinsames Schuldeninstrument gefordert, bekannt als Corona-Bonds. Deutschland ist jedoch strikt dagegen, wie Merkel bekräftigte, einige andere Staaten ebenfalls. Die Debatte darüber dürfte dennoch weitergehen. dpa

Donnerstag, 26. März, 19.46 Uhr: Volkswagen verlängert die zweiwöchige Produktionsunterbrechung wegen der Corona-Epidemie in den deutschen Werken um weitere vier Arbeitstage. Grund sei die anhaltend sinkende Nachfrage nach Fahrzeugen und die Herausforderungen in der Lieferkette, teilte der Autobauer am Donnerstagabend mit. Insgesamt werde damit für etwa 80 000 VW-Mitarbeiter eine Verlängerung der Kurzarbeit beantragt. Es sei geplant, die Kurzarbeit mit der Nachtschicht vom 9. April auf den 10. April enden zu lassen.

Betroffen sind die Werke in Dresden, Emden, Osnabrück, Wolfsburg, Zwickau und von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover sowie die Werke der Volkswagen Konzern Komponente in Braunschweig, Kassel, Salzgitter, Chemnitz, Hannover und die deutschen Werke der Sitech. Gleichzeitig bereite sich das Unternehmen intensiv auf die Wiederaufnahme der Produktion vor, bei der der Schutz der Mitarbeiter noch einmal deutlich verstärkt werden soll, hieß es.

Donnerstag, 26. März, 14.40 Uhr: In einer gemeinsamen Pressekonferenz informierten Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) über die aktuelle Situation im Lebensmittelhandel und der Logistik. Klöckner betonte, die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln sei weiterhin gewährleistet, auch wenn es bei Produkten wie Reis, Teigwaren oder Mehl eine deutlich größere Nachfrage gebe.

Ein großes Problem vieler Betriebe sei derzeit die Personalsituation. So fehlten Landwirten, aber auch Schlacht- und Zerlegebetrieben sowie der Milchwirtschaft Arbeitskräfte. Das seien einerseits Saisonarbeiter, die zum Beispiel zur Ernte eingesetzt würden, aber auch Berufspendler aus dem osteuropäischen Ausland. Um dieses Problem zu lösen, seien in dieser Woche bereits diverse Lockerungen unter anderem bei Arbeitszeitregeln oder Zuverdienstgrenzen beschlossen worden. Auf die Frage, ob künftig auch Asylsuchende, die derzeit mit einem Arbeitsverbot belegt sind, in der Landwirtschaft arbeiten könnten, sagte Klöckner, das Innenministerium prüfe mögliche Änderungen der Vorschriften. Sie halte das für sinnvoll: „Es sind ungewöhnliche Zeiten, da sollte man so etwas regeln.“

Verkehrsminister Scheuer berichtete, die Regierung habe einen „Gütertransport-Pakt“ mit diversen Verbänden der Logistikindustrie geschlossen. Darin gehe es unter anderem darum, dass sich die Unternehmen aus verschiedenen Bereichen unterstützen sollen. Denn während in der Lebensmittellogistik derzeit viel los sei, gebe es in der Industrielogistik weniger Aufträge. Deshalb würden anderem bestimmte Vorschriften ausgesetzt, die festlegen, wer wann welche Güter durch das Land transportieren darf. Für Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), ist das „der wichtigste Punkt“ des Paktes, sagte er dem Fernsehsender Phoenix. Und noch ein Thema sei sehr wichtig: „Unsere Fahrer werden teilweise wie Aussätzige behandelt“, sagte Engelhardt. Sie dürften in Logistikzentren die Toiletten nicht benutzen und sich nicht die Hände waschen. Ein Thema, das auch Andreas Scheuer ansprach: „Ich werde nicht mehr akzeptieren, dass die Brummifahrer an einigen Logistikzentren extrem schlecht behandelt werden.“

Weitere Änderungen sollen die Lieferketten aufrecht erhalten: In der Schifffahrt seien die Schleusen nun 16 statt bisher zehn Stunden täglich besetzt. Der Taxiverband habe angeboten, Medikamententransporte von der Apotheke zu Erkrankten zu organisieren. Dazu liefen noch Gespräche, ebenso wie mit der Autovermietungsbranche. Dort sei denkbar, dass große Anbieter ihre Autos zu günstigen Festpreises für medizinisches Personal zur Verfügung stellen, damit die Beschäftigten nicht den öffentlichen Nahverkehr nutzen und dort mit vielen Menschen in Kontakt kommen müssen. Beim Schienenverkehr hätten sich diverse „Mitbewerber, die sich sonst in einem harten Wettbewerb befinden“ zusammengetan, um den Güterverkehr zu organisieren.

Zu Situation an den deutschen Grenzen sagte Scheuer, er sei mit den Gesprächen mit seinen Amtskollegen in Polen und Tschechien „nicht so glücklich“. Teilweise gebe es dort „sehr, sehr feststehende, fast schon einbetonierte Meinungsbilder“. Mit der polnischen Regierung gebe es zum Beispiel sehr aufwendige Verhandlungen, um Staus an den Grenzen zu vermeiden, und 48 Stunden später kämen wieder andere Regeln, die die Situation verschlechterten. „Das ist oft überraschend und nicht lösungsorientiert.“ VD

Donnerstag, 26. März, 13.30 Uhr: Die Coronavirus-Pandemie schlägt in Rekordtempo auf den US-Arbeitsmarkt durch. In der vergangenen Woche stellten 3,3 Millionen Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Der bisherige Rekord wurde 1982 mit 695.000 registriert. Die Erstanträge gelten als wichtiger „Echtzeitindikator“ der wirtschaftlichen Lage, da sie nur mit einer Verzögerung von einer Woche veröffentlicht werden.

Ökonomen hatten nur mit einer Zunahme um eine Million gerechnet. „Das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 1982 ist damit förmlich pulverisiert worden“, sagte Bernd Weidensteiner, Ökonom bei der Commerzbank. Diese Zahlen seien der erste harte Beleg für das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens, den das Coronavirus der US-Wirtschaft zufügt.Thomas Gitzel von der VP Bank ergänzte: „Die Erstanträge geben einen ersten verlässlichen Vorgeschmack auf das, was vor uns liegt – und das verheißt leider nichts Gutes.“ Die US-Arbeitnehmer strömten derzeit in Scharen auf die Arbeitsämter. Das Virus hinterlasse auf dem flexiblen und nur wenig regulierten US-Arbeitsmarkt tiefe Bremsspuren. Reuters

Donnerstag, 26. März, 10.50 Uhr: Daimler beantragt Kurzarbeit. Diese soll zunächst von 6. bis 17. April dauern. Davon sind die meisten der 170 000 Mitarbeiter in Deutschland betroffen. Das Stuttgarter Unternehmen reagiert damit auf die Corona-Pandemie – diese hat nicht nur die Nachfrage nach Neufahrzeugen einbrechen lassen, sondern auch die Lieferketten instabil gemacht.

Als erste Maßnahme hatte Daimler bereits seit vergangenem Montag eine zweiwöchige sogenannte Betriebsruhe verhängt. Damit wurden fast alle Produktionsstandorte geschlossen und auch alle Mitarbeiter der Verwaltung nach Hause geschickt. Die meisten der 170 000 Mitarbeiter in Deutschland mussten freie Tage, Überstunden und Urlaubstage abfeiern. Zum einen soll damit eine weitere Verbreitung des Coronavirus verhindert werden. Zum anderen hat die Pandemie die Nachfrage nach Autos einbrechen lassen – und auch die Lieferketten instabil gemacht.

Wichtige „Zukunftsthemen“ und „strategische Projekte“ werden allerdings auch während der Kurzarbeit weiter vorangetrieben, wie die Gesamtbetriebsrats-Vorsitzenden Michael Brecht und Ergun Lümali in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagen. Aus ihrer Sicht ist Kurzarbeit „ein absolut hilfreiches Instrument und etwas Gutes“. Es helfe Unternehmen und Belegschaft. Dem Unternehmen sichere die Kurzarbeit Liquidität. Für die Beschäftigten bedeute es „Sicherheit für Arbeitsplätze“.

Donnerstag, 26. März, 8.34 Uhr: Die Gewinner der Corona-Krise sind die Hersteller von Toilettenpapier. Hamsterkäufe beim Hygieneartikel haben den Absatz massiv erhöht. Von Februar zum März 2020 sei eine Steigerung um 700 Prozent zu verzeichnen, sagt ein Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels. Das Toilettenpapier nehme beim Kaufverhalten der Deutschen eine Sonderstellung ein, so der Sprecher. Wegen der Angst, man dürfe irgendwann nicht mehr das Haus verlassen, werde gebunkert.

Starke Zuwächse gibt es auch beim Absatz von Kondomen. Die Nachfrage nach Kondomen hat sich zumindest beim Hersteller Ritex im aktuellen Monat gegenüber dem Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Im März 2019 seien in Deutschland 6,7 Millionen Kondome verkauft worden, in diesem März sollen es nach aktuellen Hochrechnungen etwa 12,7 Millionen sein, heißt es beim Unternehmen.

Donnerstag, 26. März, 7:07 Uhr: Bundesfinanzminister Olaf Scholz setzt darauf, mögliche Staatsbeteiligungen an Unternehmen in der Corona-Krise später zum Teil mit Gewinn verkaufen zu können. „Der Staat will die Anteile natürlich nicht auf Dauer behalten, sondern in der Krise den Erhalt des Unternehmens sichern“, sagte der SPD-Politiker der Rheinischen Post. „Wenn sich die Lage normalisiert hat, wollen wir sie wieder verkaufen. Wir setzen darauf, dass die wirtschaftliche Belebung so groß ist, dass wir sie teilweise mit Gewinn verkaufen, um Verluste in anderen Bereichen abdecken zu können.“

Scholz bezeichnete die Corona-Krise als „größte wirtschaftliche Herausforderung in der Geschichte der Bundesrepublik“. Zu dem am Mittwoch vom Bundestag beschlossenen milliardenschweren Hilfspaket, für das der Bund neue Schulden in Höhe von 156 Milliarden Euro aufnehmen soll, sagte Scholz: „Damit werden wir eine Zeit lang zurechtkommen.“ Man habe sich bewusst entschieden, „gleich am Anfang ein starkes, entschlossenes Zeichen zu setzen, statt alle paar Wochen beim Bundestag zusätzliche Mittel zu beantragen“.

Mit Blick auf die Zeit nach einem Abebben der Epidemie sagte Scholz: „Wenn das Virus nicht mehr grassiert wie heute, werden wir überlegen müssen, ob ein gezieltes Konjunkturprogramm nötig ist, um die Belebung der Wirtschaft zu fördern.“ dpa

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