Corona-Hotspot New York: „Herr, erbarme Dich“

Das ist echt! Das ist echt!“ Der Mann in einem parkenden Auto hört nicht auf, ungläubig diesen Satz zu sagen. Mit seinem Handy filmt er eine Szene auf der anderen Straßenseite vor dem Brooklyn Hospital in New York. Ein Gabelstapler kommt aus der Einfahrt des Krankenhauses und fährt auf einen Sattelschlepper zu, nur ein weißes Tuch verhüllt, was er transportiert. „Sie bringen Leichname in einen Lastwagen“, spricht der Mann im Auto mit erregter Stimme in sein Handy und entschuldigt sich, dass seine Hand beim Filmen so zittert. Mehrere Personen mit Kitteln, Masken und Handschuhen stehen um den Gabelstapler herum und sehen zu, wie er seine Fracht ablädt. „Herr, erbarme dich“, sagt der Mann gegenüber.

Roland Lindner

Am Sonntag, als dieses Video entsteht, sterben in New York innerhalb von weniger als sieben Stunden 98 Menschen an Komplikationen rund um Covid-19, der Atemwegserkrankung, die vom neuartigen Coronavirus ausgelöst wird. Und von da an wird es noch schlimmer. Am Montag gibt es binnen sechs Stunden 124 Todesfälle, einen alle drei Minuten. Bis zum Dienstagabend steigt die Zahl der Corona-Toten in der amerikanischen Metropole auf 1096 an, und das Brooklyn Hospital ist nur eines von mehreren Krankenhäusern, die Kühllaster für Leichname herangeschafft haben. Mehr als 43.000 Menschen in der Stadt sind bis Mittwoch positiv auf das Virus getestet worden, im gesamten Bundesstaat New York gibt es jetzt mehr als 83.000 Infizierte und damit mehr als in ganz Deutschland.

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