Mein Mann und ich sehen uns am Handy die Fotos aus den vergangenen Jahren in dem venezianischen Städtchen Piran an und seufzen: Als wäre es gestern gewesen, steigen die schönen Erinnerungen an die gemeinsame Fahrt im Fischerboot mit unseren Freunden Anna und Otto samt deren drei Kindern auf. Und unser kulinarisches Gedächtnis an Momjan treibt uns das Wasser im Mund zusammen.
Dann läutete das Handy. Otto war am Telefon. Eine seiner Bekannten, die mit dem Koch eines Wiener Haubenlokals verlobt ist, habe gerade Trüffel erstanden und ihm ein paar Knollen für 2,0 Euro pro Gramm angeboten. Ein Deka pro Person würde reichen für eine Hauptspeise, das koste dann pro Paar 40 Euro. Ob wir mit von der Partie wären? – „Klar, man gönnt sich ja sonst nix, das leisten wir uns quasi als ‚November-Tristesse-Prophylaxe‘!“
Otto, ein begnadeter Hobbykoch, komponierte ein kleines feines Menü bestehend aus einer Kürbiscreme-Suppe, selbst gemachten Tagliatelle mit Trüffelcreme und einem wahrlich weltmeisterlichen Birnen-Pie mit Tonkabohnen.
Mit Spannung verfolgten wir den Höhepunkt des kleinen Festaktes, als Otto zum Trüffelhobel griff und die in einem formvollendeten Kegel auf dem Teller platzierte Pasta mit hauchdünnen Scheiben aus den kleinen Knollen krönen wollte. Hatte bis dorthin alles geklappt wie beim Champions-Vorkochen, kamen jetzt plötzlich Komplikationen auf, die nicht für die Qualität der erworbenen Pilze sprachen: Die Knollen zerbröselten in kleine harte, geschmacklose Krümel. – Schade, aber egal, das Zusammensein mit unseren Freunden war herzerwärmend. Und vielleicht war es für viele Wochen das letzte Mal, gilt es doch menschliche Begegnungen auf ein Minimum zu reduzieren. – Ob wir heuer doch noch in einem auf Trüffelmenüs spezialisierten heimischen Lokal ein Gaumenfreuden-Revival suchen werden, steht in den Sternen. Genießen ohne Freunde schmeckt schließlich so schal wie vertrocknete Trüffel.
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