Die zuerst in Indien entdeckte besonders ansteckende Coronavirus-Variante B.1.617.2 heißt nun Delta. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat beschlossen, die einzelnen Varianten nach dem griechischen Alphabet zu benennen, wie sie am Montagabend mitteilte. Damit soll vermieden werden, dass Länder oder Regionen mit bestimmten Virusvarianten in Verbindung gebracht und Menschen, die dort leben oder von dort kommen, diskriminiert werden.
Nach dem neuen Schema heißt die zuerst in Großbritannien aufgetauchte Virusvariante B.1.1.7 nun Alpha, die in Südafrika entdeckte Variante B.1.351 Beta und die in Brasilien zuerst nachgewiesene Variante P.1 Gamma. Dies sind die zurzeit von der WHO aufgeführten „Besorgniserregenden Varianten“. Weitere „Varianten von Interesse“ sind ebenfalls mit Buchstaben aus dem griechischen Alphabet versehen worden.
Der WHO-Entscheidung für das griechische Alphabet waren monatelange Überlegungen vorausgegangen, wie der daran beteiligte Bakteriologe Mark Pallen berichtet. Dabei hätten die Experten zunächst auch griechische Götter oder pseudo-klassische Wortschöpfungen in Betracht gezogen. Doch die Ideen seien verworfen worden, weil viele der Namen bereits genutzt würden – für Marken, Unternehmen und Außerirdische. Er selbst habe den Vorschlag gestoppt, die Varianten als VOC1, VOC2 und so weiter zu bezeichnen, so Pallen: Ausgesprochen ähnelten sie doch zu sehr einem englischen Schimpfwort.(31.05.2021)
Frankreich öffnet Impfungen
Frankreich hat die Corona-Impfkampagne auf alle Erwachsenen ausgedehnt. Premierminister Jean Castex sprach von einem symbolischen Tag. Staatschef Emmanuel Macron teilte am Montagabend via Twitter mit, er und seine Frau Brigitte seien geimpft. Der 43-Jährige war im Dezember positiv auf das Coronavirus getestet worden und litt damals unter Husten, Müdigkeit und Muskelschmerzen.
Castex rief zu weiteren Anstrengungen für besonders Gefährdete auf. Dass die Impfung nun für alle offen sei, dürfe nicht von dem Ziel abbringen, alle gefährdeten Mitbürger zu erreichen, sagte Castex beim Besuch eines Impfzentrums in Saint-Maur-des-Fossés bei Paris. Es sei unerlässlich, dass diese Menschen so schnell wie möglich geimpft werden. Der Anteil der mindestens Erstgeimpften liegt in Frankreich bei 37 Prozent. (31.05.2021)
Erster Impfstoff für Kinder in der EU zugelassen
Auch Kinder von 12 bis 15 Jahren können in der Europäischen Union nun mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden. Nach einer Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA erteilte die EU-Kommission nach eigenen Angaben am Montag offiziell die Zulassung.
Die EMA hatte am Freitag die Beurteilung abgegeben, dass die Anwendung für Kinder sicher sei. Grundlage war die Prüfung durch den zuständigen Expertenausschuss. Die EMA sah keinerlei Anzeichen für schwere Nebenwirkungen. „Die Mitgliedsstaaten können nun entscheiden, ob sie ihre Impfkampagne auf junge Leute ausweiten“, schrieb EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Montag auf Twitter. „Um diese Krise zu beenden, zählt jede Dosis.“
Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland deutete jeodch an, dass sie möglicherweise keine allgemeine Impfempfehlung für alle Kinder, sondern nur für solche mit Vorerkrankungen geben wolle. „Die Immunantwort eines Kindes kann anders verlaufen als bei einem Erwachsenen. Deswegen braucht man da mehr Daten“, sagte Stiko-Mitglied Christian Bogdan am Wochenende.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn begrüßte die EMA-Empfehlung als „großartige Nachricht“. Der CDU-Politiker hatte auch schon vor Wochen für ein Impfangebot an alle Kinder und Jugendlichen plädiert. Eine Bund-Länder-Runde entschied vorige Woche, dass man sich ab 7. Juni auch um Impftermine für Kinder bemühen kann – dann gelten keine Vorrangregeln mehr, und die Impfung steht theoretisch allen Bürgern offen, sofern Impfstoff verhanden ist. Aus Spahns Sicht sollen Eltern und Ärzte individuell entscheiden. (31.05.2021)
EU-Kommission spricht sich für Reisefreiheit von Geimpfen aus
Die EU-Kommission hat sich für eine weitgehende Reisefreiheit für vollständig Geimpfte in Europa ausgesprochen. Sie sollten nicht mehr in Quarantäne und auch keine Tests mehr vorweisen müssen, erklärte die Brüsseler Behörde am Montag. Für Genesene solle dies ein halbes Jahr lang gelten. Kinder unter sechs Jahren in Begleitung ihrer geimpften oder genesenen Eltern müssten nicht in Quarantäne, von älteren könnten aber Tests verlangt werden.
Alle Reisenden aus Ländern mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 25 sollten ohnehin keinen Beschränkungen unterliegen. Dies ist in der EU derzeit aber nur in Malta der Fall. Deutschland liegt derzeit bei 35 mit sinkender Tendenz. Mit den vorgeschlagenen Regelungen will die EU die zahlreichen Einzelregelungen der Länder bei den Reisen aufheben. Die Vorschläge werden jetzt den Mitgliedsstaaten vorgelegt, die sie billigen müssen. (31.05.2021)
China verzeichnet die meisten Neuinfektionen seit Monaten
Mit 20 neuen lokalen Infektionen an einem Tag hat China die größte Zahl neuer Corona-Fälle seit Monaten verzeichnet. Wie die nationale Gesundheitsbehörde mitteilte, wurden sämtliche Fälle in der südchinesischen Provinz Guangdong registriert, wo allein in der Provinzhauptstadt Guangzhou (Kanton) 18 neue Infektionen gemeldet wurden.
Nachdem dort bereits in den vergangenen Tagen Fälle aufgetreten waren, wiesen die Behörden Bewohner einiger Straßenzüge im Bezirk Liwan an, zu Hause zu bleiben. Zudem wurden Massentests vorgenommen. Menschen, die die Stadt per Flugzeug, Bus oder Bahn verlassen wollen, müssen einen negativen Covid-19-Test nachweisen.
Am Internationalen Flughafen der Stadt wurden Hunderte Flüge gestrichen. Bis Montagmittag (Ortszeit) wurden nach Angaben des Luftverkehrsdaten-Anbieter Variflight mehr als 500 Flüge abgesagt. Das waren mehr als ein Drittel aller für Montag angesetzten Flüge.
China hat die Pandemie bereits seit dem vergangenen Jahr weitestgehend im Griff. Zwar kam es noch gelegentlich zu lokalen Ausbrüchen wie nun in Guangzhou, jedoch wurden diese schnell wieder unter Kontrolle gebracht. Staatsmedien zufolge wurden bislang 600 Millionen Impfdosen verabreicht. Demnach wurden zuletzt innerhalb von nur fünf Tagen 100 Millionen Menschen geimpft. (31.05.2021)
Bundesentwicklungsminister Müller fordert gerechtere Impfstoff-Verteilung
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mahnt eine gerechtere Verteilung der Corona-Impfstoffe an. In ganz Afrika seien weniger als zwei Prozent der Menschen geimpft, ein Drittel der Entwicklungsländer habe noch keine einzige Impfdosis erhalten, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es kann nicht sein, dass einige reiche Länder sich vier oder gar acht Impfdosen pro Kopf sichern. Diese Überkapazität global gerecht zu verteilen ist der schnellste Weg, um so viele Menschen wie möglich zu impfen.“ Müller forderte, die Impfdosen so schnell wie möglich Risikogruppen in Entwicklungsländern zur Verfügung zu stellen. Nur eine weltweite Impfkampagne führe aus der Krise.
Zugleich rief der Entwicklungsminister dazu auf, die Herstellung von Corona-Impfstoffen weltweit auszubauen. So könne Südafrika zu einem Produktionsstandort für das gesamte südliche Afrika werden. Die deutsche Entwicklungspolitik führe dazu bereits Gespräche und stelle zum Anschub eine Kreditfinanzierung bereit. „Das alles hilft mehr, als Patente einfach nur freizugeben“, betonte Müller. „Denn dadurch wird noch keine einzige Impfdosis zusätzlich produziert.“ (31.05.2021)
Vietnams Regierung berichtet von neuer Virusvariante
In Vietnam ist nach Angaben der Regierung eine neue Variante des Coronavirus entdeckt worden. Der Gesundheitsminister des kommunistisch regierten Landes, Nguyen Thanh Long, sagte nach Berichten von staatlichen Medien, die neue Variante weise sowohl Eigenschaften der in Großbritannien als auch der in Indien entdeckten Form auf. Sie sei sehr leicht übertragbar, vor allem über die Luft.
Das Gesundheitsministerium werde die neue Coronavirus-Variante auf der globalen Genomkarte bekanntgeben, zitierte die Zeitung VnExpress in ihrer Online-Ausgabe den Minister. In Vietnam gab es offiziellen Zahlen zufolge im Vergleich zu vielen anderen Ländern bislang extrem wenige Erkrankungen. Bisher wurden in dem südostasiatischen Land 6396 Corona-Fälle registriert, davon aber mehr als 3000 seit Ende April. 47 Menschen starben demnach an oder mit dem Virus. Vietnam hat annähernd 100 Millionen Einwohner. (29.05.2021)
Europa lockert den Lockdown
Mehrere europäische Staaten haben Lockerungen ihrer Corona-Maßnahmen angekündigt. So sollen in Österreich ab 1. Juli wieder volle Stadien, Konzertsäle und Theater erlaubt sein. Die Obergrenzen für die Besucherzahl bei Veranstaltungen im Freien und in Gebäuden fallen weg, kündigte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) an. Voraussetzung sei immer, dass die Besucher getestet, genesen oder geimpft seien. Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen seien zudem genehmigungspflichtig. Während die Maskenpflicht bei Veranstaltungen wegfällt, bleibt sie zum Beispiel in Supermärkten und in Bussen und Bahnen bestehen.
Irlands Regierung hält an der Strategie zur schrittweisen Lockerung der Beschränkungen im Juli fest. Ab dem 5. Juli sollen Bars und Gaststätten Gäste im Innenraum bewirten dürfen, sagte Ministerpräsident Micheál Martin. Ab dem 19. Juli sollen mit Hilfe des EU-Zertifikats Reisen erleichtert werden. Irland hat gegenwärtig die strengsten Reisebeschränkungen in der EU.
Auch in den Niederlanden werden die Lockdown-Einschränkungen ab nächster Woche gelockert. Bars und Restaurants dürfen dann Gäste wieder in Innenräumen bewirten. Außerdem dürfen Museen wieder öffnen, wie Ministerpräsident Mark Rutte mitteilte.
Die italienische Regierung will in einigen Regionen die Corona-Beschränkungen zügiger als bisher geplant lockern. Ab Montag sollen die Regionen Molise und Friaul-Julisch Venetien sowie die Insel Sardinien wegen der guten Infektionslage in die sogenannte Weiße Zone eingeteilt werden, in der unter anderem die nächtliche Ausgangssperre entfällt. Gesundheitsminister Roberto Speranza will dazu am Freitag eine Anordnung unterschreiben. Die übrigen Regionen bleiben in der Gelben Zone mit moderaten Beschränkungen. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert für ganz Italien liegt derzeit bei 47 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner.
Tschechien öffnet seine Grenzen für Touristen aus Deutschland und sechs weiteren Ländern wieder. Dazu zählen Österreich, die Slowakei, Ungarn, Polen, Slowenien und Kroatien, wie Gesundheitsminister Adam Vojtěch mitteilte. Dies geschehe im Rahmen von Gegenseitigkeitsvereinbarungen. Zudem dürfen ab Montag Restaurants in Tschechien auch innen wieder Gäste empfangen. Erst Anfang voriger Woche war der Außenbereich der Gastronomie nach monatelangem Lockdown wieder geöffnet worden. Der Minister kündigte zudem an, dass die weiteren Lockerungen schneller als bislang geplant voranschreiten sollen. Tschechien war zeitweise ein Brennpunkt der Pandemie in Europa. (29.05.2021)
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